Geldanlage „Den perfekten Inflationsschutz gibt es nicht“

Sechs Fragen zum Umgang mit der Geldentwertung an Niels Nauhauser, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg.

Geldanlage

„Den perfekten Inflationsschutz gibt es nicht“

handwerk magazin: Herr Nauhauser, der Chefvolkswirt des Internationalen Währungsfonds hat kürzlich vorgeschlagen, das Inflationsziel von zwei auf vier Prozent anzuheben – also zuzulassen, dass die Verbraucherpreise weltweit pro Jahr um bis zu vier Prozent steigen dürfen, ohne dass Notenbanken gegensteuern sollen. Wo trifft uns das zuerst?
Niels Nauhauser: Subjektiv gesehen dort, wo wir noch alte Preise im Kopf haben. Viele machen Inflation ja daran fest, dass das Mittagessen im Restaurant oder das Bier in der Kneipe plötzlich mehr kostet.

Aber auch, wer sich nie Preise einzelner Produkte merkt, stellt fest, dass er mehr Geld ausgibt, wenn er dieselben Produkte in der gleichen Menge kauft wie sonst auch.

handwerk magazin: Und was kann man dagegen tun?
Nauhauser: Gar nichts. Als einzelner Verbraucher kann man die Inflationsrate ja nun mal nicht verändern. Manche Menschen kaufen sich eine Wohnung oder ein Haus, um steigenden Mietpreisen zu entgehen. Das kann sinnvoll sein.

Ist aber auch nicht pauschal zu empfehlen: Denn ob ein Immobilienkauf eine gute Idee ist, hängt immer auch von der persönlichen Lebens- und Finanzsituation ab.

handwerk magazin: Was ist denn überhaupt mit der Geldanlage? Man kann doch nicht einfach zusehen, wie das schwer verdiente Vermögen immer mehr an Wert verliert...

Nauhauser: Es schützt aber auch keine Anlageklasse für sich genommen Eins zu Eins gegen Inflation. Das wundert auch nicht, denn Inflation ist die Preisveränderung von Gütern und Dienstleistungen – und was soll man schon dagegen machen?

Bei inflationsindexierten Anleihen ist immerhin die Rückzahlung an die Inflationsrate gekoppelt. Aber in einem Szenario galoppierender Inflation oder gar bei einer Währungsreform dürfte selbst das nichts mehr nützen.

handwerk magazin: Aktien gelten als Sachwerte und damit als weitaus inflationssicher als Geldwerte. Heißt das, man legt sein Vermögen in Zeiten der Geldentwertung besser in Unternehmenswerten an?
Nauhauser: Es stimmt schon, dass Sachwerte wie Aktien, Immobilien oder auch Gold im Preis steigen können, wenn die Inflation zunimmt. Allerdings gibt es keine Garantie dafür. Und Verluste sind auch jederzeit möglich. Den perfekten Inflationsschutz gibt es also nicht.

handwerk magazin: Aber insbesondere Gold wird doch immer als sicherer Hafen bezeichnet.
Nauhauser: Die Steigerungen beim Goldpreis haben in den vergangenen 25 Jahren die Inflationsrate bei weitem nicht ausgeglichen. Allerdings verlief die Entwicklung des Goldpreises oft gegensätzlich zu den Vermögenspreisen. Insofern sollte es im Depot allenfalls als Beimischung enthalten sein und der Diversifikation dienen.

handwerk magazin: Wenn weder Aktien noch Gold vor Inflation schützen, und sogar die inflationsgeschützten Anleihen nicht unbedingt: Wie sichert man denn nun am besten das Vermögen?
Nauhauser: Über einen vernünftigen Vermögensmix. Damit lässt sich zumindest das Risiko großer Verluste reduzieren. Wer sowohl in Tagesgeld investiert als auch in Aktien, Anleihen, Immobilien und Gold, der kann stürmischen Zeiten gelassener entgegen sehen.

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