Den Fuhrpark günstig versichern

Flottenversicherung Die Preise für Autoversicherungen ziehen an. Besonders betroffen sind Flottentarife, weil die Gesellschaften seit Jahren Verluste schreiben wie Handwerker reagieren sollten.

Den Fuhrpark günstig versichern (frei lesbar)

Handwerker, deren Fuhrpark im laufenden Versicherungsjahr nur wenige Unfälle verzeichnete, haben bei der Assekuranz gute Karten. Das gilt beispielsweise für Rainer Rupp von der Rumatek GmbH aus Groß-Zimmern bei Darmstadt. Das Unternehmen verkauft und montiert Tore und Schranken auf verschiedenen Baustellen. „Frühzeitig zum Kunden losfahren ist das Wichtigste für eine sichere Fahrt. Auch wenn Mitarbeiter mal was vergessen haben, sollten sie einfach die Ruhe bewahren“, sagt Rupp.

Dieses Schadenverhütungskonzept des Handwerksbetriebs hat sich bisher ausgezahlt. „Die Rumatek GmbH hatte in den letzten Jahren kaum Schäden“, sagt Versicherungsmakler Reiss. Güns-tige Fahrzeugprämien für drei Kraftfahrzeuge und vier Anhänger sind die positive Konsequenz.

Schlechtere Konditionen

Schon für wenige Fahrzeuge lohnt sich ein Flottentarif. Denn bei dieser Police gilt: ein Preis für jedes Fahrzeug. Auch neu hinzukommende Wagen werden mit der gleichen Prämie versichert (siehe Kasten Seite 64). Der im privaten Geschäft übliche Schadenfreiheitsrabatt spielt keine Rolle.

„Handwerker mit Flottentarifen müssen 2011 aber mit einem harten Markt rechnen“, sagt Carlos Reiss, Geschäftsführer des Versicherungsmak-lers Hoesch & Partner aus Frankfurt. Mit „hart“ meint der Versicherungsmakler deutlich höhere Prämien für die Policen.

Denn die Versicherungen wollen aus der Verlustzone und drohen gewerblichen Kunden mit Kündigung, wenn der Fuhrpark eine hohe Schadenquote ausweist. Für Handwerksunternehmer heißt das: schlechtere Konditionen bei den Policen für den Fuhrpark. Kommt der blaue Brief der Assekuranz, sollten Handwerker auf jeden Fall mit ihrer Gesellschaft verhandeln und eventuell erst mal die Selbstbeteiligung erhöhen. Ein weiterer Faktor, Unfälle zu vermeiden, ist die positive Beeinflussung der Mitarbeiter zu einer besseren und vorsichtigeren Fahrweise.

Versicherer drohen mit Kündigung

Rainer Rupp praktiziert mit seinen Angestellten das richtige Konzept, denn die Prämie der Flottenpolicen richtet sich nach der sogenannten Schadenquote (siehe Vergleich Seite 65). „Unternehmen mit einer Quote über 70 Prozent bekommen Probleme“, schätzt Reiss. „Einzelne Versicherer wollen ihre Verträge massiv sanieren“, pflichtet Rüdiger Barth vom Großmakler Aon Deutschland bei. Eine Verdopplung der Prämien sei keine Seltenheit.

Erstmals seit zehn Jahren nutzen die Anbieter daher auch unterjährige Kündigungen. Eigentlich laufen die Versicherungsverträge bis zum 1. Januar, Kündigungstermin ist bei den Kfz-Policen der 30. November. „Sechs bis sieben Flottenversicherer kündigen bereits vor diesem Termin“, sagt Werner Görg, Vorstandsvorsitzender der Gothaer aus Köln. Axa, Basler, Sparkassenversicherung Stuttgart und Öffentliche Versicherung Sachsen bestätigen diesen harten Kurs für Einzelfälle. Die Provinzial Münster denkt sogar darüber nach, welche Branchen überhaupt noch versichert werden. „Die Strategie der unterjährigen Kündigung geht für die Gesellschaften auf. Kunden mit einem schlechten Rahmenvertrag kann bereits nach einem Unfall gekündigt werden“, erläutert Peter Slawik, Vorstand bei der Provinzial.

Versicherungslücke schließen

Positiv schätzen die Versicherer dagegen Kunden mit einer geringen Schadenbilanz ein. Besonderes Highlight vieler Flottentarife ist eine zusätzliche Fahrerversicherung, die bei einem selbst verschuldeten Unfall mit Verletzungen wie eine gegnerische Haftpflicht zahlt. Rund 30 Assekuranzen bieten die Zusatzpolice an „Das ist eine Versicherungslücke, die viele übersehen“, warnt Makler Reiss. Bei der Wahl des Fahrerschutzes sollten Unternehmer vorsichtig sein. Gute Versicherungsangebote haben Schmerzensgeld und grobe Fahrfehler mitversichert. Trotz der zusätzlichen Absicherung für den Fahrer rät Reiss: „Handwerksunternehmer tun gut daran, rasanten Fahrern in der nächsten Zeit die Leviten zu lesen.“ Andernfalls müssten sie mit einer Verwarnung vom Versicherer rechnen. Viele Kunden haben einen solchen Brief sogar schon auf dem Tisch: wie Taxiunternehmer, Pizzalieferanten, Mietwagenfirmen und Kurierfahrer, so die Provinzial. Ähnlich hart gehen die Alte Leipziger und die Württembergische vor. „Die Preisanhebungen werden größere Flotten stärker treffen als kleine und mittlere”, glaubt die Alte Leipziger.

Doch es gibt einiges, was Handwerker jetzt tun können. „Stillhalten lautet die erste Devise“, sagt Anton Knitsch, Kfz-Experte bei der Funk-Gruppe. Die Betriebe sollten bloß nicht bei ihrem Versicherer nachfragen, ob sie auch mit einer vorzeitigen Kündigung rechnen müssen. Denn die Versicherer haben alle Hände voll zu tun. Da rutsche schon mal ein Unternehmenskunde durch. „Nicht immer hat der Versicherer bei juristischer Betrachtung Recht“, sagt Makler Barth. Außerdem lassen die Versicherungen gerne die Muskeln spielen. Wichtig sei es, so die Experten übereinstimmend, die Schadensituation des Fuhrparks genau zu analysieren. Die Versicherer bilden als eigene Risikovorsorge für Schadenfälle sehr hohe Reserven. „Da muss man genau hinsehen“, sagt Knitsch. Er ist zudem der Meinung, dass Flotten, die eine Schadenquote von 85 Prozent haben, immer noch gut sind. Kommt es dennoch hart auf hart, sollte mit der Versicherung verhandelt werden. Denn auch wenn der Rahmenvertrag nicht gekündigt werden kann, ist die Kündigung einzelner Fahrzeuge ein Dilemma. Dann müssen Unternehmer eine neue Versicherung suchen. „Natürlich fragt die neue Gesellschaft, warum ausgerechnet dieses Fahrzeug neu versichert werden soll“, so Experte Moser. Dann gilt es zu überlegen, welche Maßnahmen möglich sind, um eine höhere Prämie zu vermeiden.

Selbstbeteiligung erhöhen

So können Betriebe zum Beispiel die Selbstbeteiligung erhöhen. Der Kunde zahlt dann weniger Prämie und Versicherungssteuer. „Ich rechne damit, dass es bei gewerblichen Flotten immer mehr Selbstbeteiligungsmodelle in der Kfz-Haftpflicht gibt“, sagt Versicherungsmakler Knitsch.

Wichtig bleibt für Unternehmer, die Mitarbeiter zu einer vernünftigen Fahrweise anzuhalten, um die Unfallquote für den Fuhrpark niedrig zu halten. Doch nicht überall funktioniert die Methode des Bauhanwerkers Rupp. Appelle reichen oft nicht aus. „Unter 1000 Euro Bonus fährt nach unseren Erfahrungen kein Fahrer eines Handwerksbetriebs vorsichtiger”, rät Experte Knitsch.

Da bleibt als letzte Alternative nur, das Schadenmanagement eines Experten zu nutzen. Auch Versicherungsgesellschaften machen ihren gewerblichen Kunden hier Angebote. Werden Schäden immer in günstige Werkstätten gesteuert, dann können oft bis zu 25 Prozent der Kaskokosten vermieden werden. Den Vorteil gibt der Versicherer dann in Form von Prämienrückzahlungen an seinen Kunden weiter.