Den eigenen Weg gehen

Unternehmerfrau des Jahres – 26 Mitarbeiter, zwei Salons, ein Ziel: Das Image des Friseurhandwerks aufzupolieren. Ana Lado aus Arnsberg hat sich den Titel „Unternehmerfrau des Jahres im Handwerk“ redlich verdient. Das Erfolgsgeheimnis der engagierten Firmenchefin sind eine klare Geschäftspolitik, intelligente Werbung und permanente Weiterbildung für das ganze Team.

Den eigenen Weg gehen

So klingt echte Ergriffenheit. „Ich bin Unternehmerfrau des Jahres“, flüstert eine Frauenstimme halb in den Telefonhörer, halb zu den Mitarbeitern im Hintergrund. Selbst über eine Entfernung von 600 Kilometern ist die Freude zu spüren. „Unternehmerfrau des Jahres im Handwerk“ – das ist für Ana Lado, Friseurmeisterin in Arnsberg im Sauerland, eine Würdigung ihrer Leistung in 15 Jahren Selbständigkeit. Als sie nach der Jurysitzung in München telefonisch die Nachricht bekommt, dass sie den Titel erhält, wird sie von Emotionen überwältigt.

Vielleicht ist das ein Teil ihres südländischen Erbes. 1964 wird Ana Lado in Spanien geboren, verbringt dort die ersten zehn Jahre ihres Lebens und kommt dann mit ihren Eltern nach Deutschland. Rasch gewöhnt sie sich an die neue Heimat und macht ihren Weg: Sie paart südländisches Temperament mit deutscher Disziplin, spanische Lebensfreude mit teutonischer Gründlichkeit. Lehrer und Klassenkameraden mögen sie, die Noten sind gut, einer Ausbildung in der Bank oder einer Karriere bei der Stadt steht nach dem Realschulabschluss nichts im Weg. Aber Ana Lado hat ihren eigenen Kopf. Sie sucht einen Beruf, der sie fasziniert, bei dem sie jeden Tag ihr volles südländisches Herzblut einbringen kann: Sie will Friseurin werden. Und wenn Ana Lado etwas will, dann macht sie es einfach. Ihr Weg ist steinig, aber er führt aufwärts. Nach dem Schulabschluss beginnt sie ihre Ausbildung zur Friseurin in einem kleinen Salon in Neheim bei Arnsberg.

Die Lehre beendet sie als Jahrgangsbeste, es folgen eine Ausbildung zur Kosmetikerin und dann folgerichtig die Meisterprüfung im Friseurhandwerk. Schon damals zeigt sich, dass die junge Frau nicht nur Biss hat, sondern fachliche und emotionale Kompetenz perfekt vernetzen kann. Im Zusammenspiel mit der ihr eigenen Kreativität begeistert sie gleichermaßen Ausbilder wie Kunden.

Schritt in die Selbständigkeit

Aber schon nach kurzer Zeit schaut sich Ana Lado nach weiteren Zielen um. Sie sieht ihre Chance als Salonleiterin bei einer Friseurkette und nimmt sie wahr. In dieser Zeit kann sie den in der Meisterschule gelernten Stoff mit wertvollen praktischen Erfahrungen anreichern und Schritt für Schritt ihren eigenen Stil entwickeln. Sie beschäftigt sich mit Ausbildung und Personalmanagement, ist für Finanzen und Einkauf verantwortlich, hält mit Energie und Engagement den Laden am Laufen.

Damals erkennt Ana Lado auch, dass sie sich nicht nur für das Friseurhandwerk begeistert, sondern genauso für das Unternehmertum. Langsam reift in ihr der Entschluss, die Salonleitung bei einer Friseurkette gegen die Führung eines eigenen Betriebs einzutauschen. „Ich habe bei meinem Arbeitgeber natürlich sehr viel gelernt, aber ich habe vor allem erkannt, dass ich mich weiterentwickeln will“, erinnert sie sich an diese Zeit. „Und da wurde mir einfach klar, dass ich lieber einen eigenen Salon betreiben möchte.“

Ana Lado weiß: Wenn man erst einmal solche Gedanken wälzt, muss man sich entscheiden. Das tut sie. Dabei macht sie keine halben Sachen, und alles geht sehr schnell: Als Erstes überlegt sie sich ein Konzept für ihr eigenes Geschäft, dann schreibt sie einen Businessplan, sichert die Finanzierung und sucht sich ein passendes Ladenlokal. Im September 1993 eröffnet sie ihren Salon an der Langen Wende in Neheim, wo sie zunächst drei Mitarbeiter beschäftigt.

Die ersten Jahre der Selbständigkeit sind hart. Aber Ana Lado lässt sich dadurchnicht beirren, denn sie weiß um ihre Stärken und die exklusive Qualität ihrer Mitarbeiter. Das Durchhaltevermögen lohnt sich. Die Kunden sind nicht nur von den neuesten Trends und Techniken begeistert, sondern vor allem vom hervorragenden Service und dem individuellen Stil. „Natürlich gibt es viele Friseurbetriebe, allein zwölf in meiner Straße“, erklärt die Unternehmerin selbstbewusst. „Aber, Ana Lado – Frisuren auf besondere Art – gibt es eben nur einmal.“

Um der Öffentlichkeit das Einzigartige zu zeigen, wagt sie einen Schritt, den sich in ihrer Branche sonst nur die Star-Friseure in den Großstädten trauen: Ana Lado etabliert sich in Neheim und Umgebung als Marke und hebt sich damit deutlich von ihrer regionalen Konkurrenz ab.

Die eigene Marke schaffen

„Ich habe damals mit dem Experten meiner Werbeagentur darüber beraten, wie mein weiterer Weg aussehen könnte“, erinnert sich die Unternehmerin. Aus diesen Gesprächen entstand ihr individuelles Marketing, das sich radikal vom Auftritt der Konkurrenz unterscheidet. „Ana Lado – Frisuren auf besondere Art“, der fein geschwungene silberne Schriftzug auf rotem Grund ziert seitdem Geschäftspapiere, Anzeigen und Räume. Außerdem kurven zwei Geschäftswagen vom Typ Mini mit ihrem Logo durch die Stadt. Das ist ein weiterer Schritt auf dem Weg zu regionaler Prominenz.

Schlag auf Schlag folgen noch mehr Aktionen: Ana Lado startet regelmäßige Werbekampagnen, die sie als Friseurin im gehobenen Leistungssegment positionieren, und formuliert als Markenversprechen: „Elegant, modisch und serviceorientiert.“ Mit aufsehenerregenden Arbeiten von bester Qualität stellen die Firmenchefin und ihr Team den Anspruch unter Beweis, werden damit zur ersten Adresse in Neheim: So lassen sich etwa an einem Tag gleich acht Bräute für den Gang zum Altar frisieren.

Flippiges für junge Kunden

Viel Gedanken macht sich die Friseurmeisterin auch über Zielgruppen-Marketing. Ein Ergebnis: Tagsüber werden Kundinnen der Kernzielgruppe 40plus verwöhnt, abends gibt es ausgeflippte Stylingaktionen für jugendliche Partygänger, die an das Unternehmen gebunden werden sollen. Zum Angebot gehören dabei neben dem Haar-Styling auch Kosmetik und Wellness.

Weit über die Grenzen von Neheim hinaus bekannt wird Ana Lado nicht nur durch Marketingaktionen, sondern auch durch hervorragende Leistungen in ihrer Branche. So wird ihr etwa der renommierte Titel „Top-Salon des Jahres“ zuerkannt, den das internationale Branchenmagazin TopHair an herausragende Betriebe verleiht. Den Titel kann Ana Lado im Folgejahr sogar verteidigen. Eine hohe Auszeichnung für jedes Unternehmen der Branche ist auch die Nominierung zum Global Business Award, der einen Stellenwert hat wie der Oscar in der Filmbranche. Mit dieser Auszeichnung wird die Qualität von Ana Lados Arbeit auch international gewürdigt.

Doch Ana Lado wäre nicht Ana Lado, würde sie sich damit zufrieden geben. Zu einem Zeitpunkt, an dem sich andere auf ihrem Erfolg ausgeruht hätten, eröffnet sie nahe des ersten Geschäfts einen zweiten Salon. Selbstverständlich wieder mit einem aufsehenerregenden Konzept: Der Salon wird zusammen mit einer Parfümerie über zwei Etagen eingerichtet und bietet den Kunden in ihrem „Haus der Schönheit“ ein komplettes Wohlfühlpaket. Dazu gehört neben dem Haar-Styling auch eine Typberatung sowie Kosmetik und Nagelpflege.

Perfekte Personalführung

Wer sein Unternehmen im Marketing so professionell aufstellt, der schafft natürlich auch in anderen Bereichen tragfähige Strukturen. Bei Ana Lado, die inzwischen 26 Mitarbeiter beschäftigt, sieht das so aus: Jede Niederlassung wird von einem Salonleiter nebst Stellvertreter geleitet. Zudem arbeiten dort sogenannte Top-Stylisten, Stylisten, Auszubildende als Juniorstylisten und Auszubildende als Assistenz. Um höchsten Qualitätsansprüchen zu genügen, durchlaufen alle Mitarbeiter ein ausgeklügeltes Schulungsprogramm mit wöchentlichen Fortbildungen zu Fachthemen. Dazu kommen quartalsmäßige Trainings in Form von Salonschulungen. Hier übernehmen externe Spezialisten der Friseurbranche die Weiterbildung, beispielsweise Kult-Coiffeure wie Markus Salm, die sonst in Modemetropolen wie Mailand arbeiten. Ergänzt wird die fachliche Qualifikation durch Managementschulungen, bei denen alle mehr über den Umgang mit Kunden, Serviceorientierung oder den Einsatz von Werbemitteln lernen.

In solche Veranstaltungen investiert Ana Lado viel Geld: „Wenn die Angestellten am Wochenende zur Schulung kommen, dann muss die Teilnahme sie weiterbringen.“ Ihre Mitarbeiter danken es mit Einsatz im Salon und Loyalität: Die Personalfluktuation liegt deutlich unter der in anderen Unternehmen. Dazu trägt sicherlich auch bei, dass Ana Lado über Tarif zahlt sowie attraktive Verkaufs- und Dienstleistungsprovisionen auslobt.

Personalverantwortung trägt Ana Lado auch in der Handwerksorganisation: Als Vorsitzende des Fachbeirats der Innung Hochsauerland und Mitglied des Prüfungsausschusses setzt sie sich für eine bessere Ausbildung von Lehrlingen ein und organisiert Veranstaltungen. Bei jeder Gelegenheit wirbt sie dafür, die Ausbildung in ihrer Branche weiter zu verbessern. Dabei orientiert sie sich an den Leistungen der eigenen Auszubildenden, mit denen sie intensiv arbeitet: Viele Pokale aus Lehrlingswettbewerben zieren ihre Geschäftsräume, und 2006 erhielten zwei ihrer Auszubildenden ein Stipendium vom Schönheitskonzern Wella für herausragende Leistungen. Der Kunde von Ana Lado weiß also: Wer hier frisiert, beherrscht sein Handwerk.

Weniger an die große Glocke hängt sie das Engagement ihrer Mitarbeiter für drei Kinderheime. Deren Bewohner werden bei Ana Lado regelmäßig kostenlos frisiert. Auch Einnahmen aus Wohltätigkeitsveranstaltungen spendet sie den Kinderheimen. „Ich bin überzeugt, dass man sich für die Allgemeinheit einsetzen muss, und das lebt mein Team.“

frank.wiercks@handwerk-magazin.de