Das Alles-inklusive-Paket

Handwerker-Software | Anbieter Lexware aus Freiburg bietet mit dem Programm „Handwerk Pro“ eine Vollausstattung zum kleinen Preis. Das wird die Softwarebranche unter Druck setzen.

Das Alles-inklusive-Paket

Alle reden vom Mittelstand, doch in der IT-Branche haben große Softwarehäuser meist nur witzige Werbesprüche auf Lager, aber selten die passende Lösung. Mit Standard-Programmen für die Warenwirtschaft wollen sie die Probleme von Handel, Handwerk, Dienstleistung, produzierendem Gewerbe und Freien Berufen in den Griff bekommen.
Das funktioniert nicht, denn das Handwerk ist vielseitig. Die Branche verkauft wie andere Unternehmen Waren, aber hauptsächlich werden Materialien mit manueller Leistung kombiniert und mit Dienstleistung veredelt. Das macht die Kalkulation der Aufträge so kompliziert. Da ist maßgeschneiderte und gleichzeitig bezahlbare Software gefragt, die das Projektgeschäft im Handwerk auf den Punkt bringt. Das gibt es, aber das kostet. Solche Branchenpakete, Handwerkerprogramme oder gar Individuallösungen verkaufen vor allem kleinere IT-Anbieter, die mit hohen Vertriebskosten die Zielgruppe Mittelstand bedienen.
Das soll jetzt anders werden, Internet und neue Vertriebsformen machen es möglich. Lexware, der bekannte Anbieter für Lohn- und Finanzprogramme, steigt ein und versucht den Spagat zwischen Kleinstbetrieben im Handwerk und größeren, mittelständisch ausgerichteten Unternehmen zu schaffen. Es gelingt erstaunlich gut. Die erste Version von „Handwerk Pro“ ist professionell auf die Zielgruppe ausgerichtet. Das will etwas heißen, denn das Handwerk ist nicht über einen Kamm zu scheren. Die optimale Projektverwaltung im Handwerk liegt irgendwo zwischen einer kleinen Office-Lösung mit Text- und Tabellenverarbeitung und einem aufwendigen betriebswirtschaftlichen ERP-System zum Kaufpreis eines Kleinwagens. Aber wo genau? Die Grenzen sind fließend – auch, weil die Handwerksbranche so unterschiedlich strukturiert ist.

Handwerk Pro ist kein übliches Warenwirtschaftssystem, sondern ein ausgefeiltes Handwerkerprogramm mit dem Schwerpunkt Kalkulation und Abrechnung. Es hat mit Datanorm, Eldanorm, ZVEH und GAEB die richtigen Schnittstellen für die Branche und beherrscht die Projektverwaltung von der Pike auf – Abrechnung und Nachkalkulation inklusive.
Mit dem Funktionsumfang ist Lexware bereits mit der ersten Programmversion in der Bundesliga der Branchenpakete angekommen. Handwerk Pro ist im Lieferumfang vollständig, so dass nur wenige optionale Erweiterungen nötig sind. Es gibt auf der Preisliste deshalb lediglich eine Server-Version für mehrere Arbeitsplätze, ein optionales CRM-Modul oder zusätzlich Finanz- und Lohnverwaltung. Damit ist die Software für das gesamte Handwerk unabhängig vom Gewerk oder der Betriebsgröße geeignet. Nur die Aufmaßverwaltung schwächelt. Die Erfassung ist nicht komfortabel und Alternativen – etwa Digitalaufmaß mit Laser oder Bildaufmaß – sind erst im Laufe des nächsten Jahres zu erwarten. Die „Alles-inklusive-Software“ ist auch ein „Jeder-kanns-Programm“. Handwerk Pro hat für Installation und Betrieb zwei neue Assistenten. Ein „Scout“ sorgt dafür, dass die Konfiguration nicht nur in technischer Sicht ein Erfolg ist, sondern auch betriebswirtschaftlich alle Stammdaten korrekt erfasst sind. Den laufenden Betrieb begleitet „Help and News“. Das ist ein Assistent, der mitdenkt und über deutlich höhere Intelligenz als die bislang üblichen kontext-sensitiven Hilfen verfügt. Genau am Punkt einer Erfassung meldet sich die Hilfe, wenn der Benutzer Gefahr läuft, einen Fehler zu machen. Wenn etwa Soll und Haben in der Buchhaltung verwechselt wird, die Postleitzahl nicht zum Ort passt oder in der Angebotskalkulation durch eine Fehleingabe ein verhängnisvolles Ergebnis droht. Aber nicht nur Fehleingaben erkennt das System. Wenn etwa gesetzliche Änderungen einen veränderten Büroablauf bedingen, dann weiß „Help and News“ über die Lexware-Datenbank im Internet, was zu tun ist.

Der Software-Installationsservice kann zu Hause bleiben, zeitaufwendige Produktschulungen erübrigen sich. Den Abschluss eines kostenträchtigen Hotline-Vertrages kann man sich sparen. Auch einen Software-Wartungsvertrag kennen die Freiburger nicht. Dafür gibt es einmal jährlich eine neue Programmversion, die Altkunden beziehen können, aber nicht müssen. Damit kostet das Programm Handwerk Pro überschaubar wenig: weniger als 500 Euro.
Peter Altmann
reinhold.mulatz@handwerk-magazin.de