Neue Kassensysteme: Bezahlen im Vorübergehen

Ein kurzer Piep - und schon wandert das Geld von der Karte in die Kasse. Girogo, das neue System der Deutschen Kreditwirtschaft, kann speziell für Bäcker und Fleischer Vorteile bringen.

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    „Zahlungen bis 20 Euro werden dem Händler bei Girogo direkt gut- geschrieben.“Andreas Martin, Bundesverband Volks- und Raiffeisenbanken.
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    Schnell und sicher: Beträge bis 20 Euro können Kunden künftig quasi im Vorbeigehen zahlen.

Bezahlen im Vorübergehen

Bargeld ist schmutzig, deshalb muss das Verkaufspersonal bei Bäckern und Metzgern umständlich mit Handschuhen oder Greifzangen hantieren. Das kostet nicht nur Zeit, sondern mindert besonders an frequenzorientierten Standorten wie Bahnhöfen oder Innenstadtlagen den Umsatz. Denn wer will schon auf dem Weg ins Büro oder in der knappen Mittagspause lange in der Einkaufsschlange stehen?

Mit einem neuen Bezahlsystem, das in Anlehnung an das Girokonto nun „Girogo“ heißt, will die Deutsche Kreditwirtschaft jetzt flächendeckend den Bezahlkomfort für Kunden und Händler erhöhen. Dafür sollen bis Ende 2013 alle von einer deutschen Bank ausgegebenen Girokarten mit einer Zusatzfunktion für kontaktloses Zahlen ausgestattet werden. Beim Einkauf muss der Kunde die Karte nur kurz vor das Lesegerät halten, es ertönt ein „Piep“ - und schon ist der Betrag abgebucht: „Das Bezahlen mit Girogo ist um bis zu 25 Prozent schneller als eine herkömmliche Kartenzahlung und doppelt so schnell wie Bargeld, das erhöht für den Handel den Durchsatz an der Kasse und verkürzt die Wartezeit für den Kunden“, erklärt Dr. Andreas Martin, Vorstand beim Bundesverband der Volks- und Raiffeisenbanken.

Aufladen überall möglich

Im Unterschied zur herkömmlichen Geldkartenfunktion kann der Kunde bei Girogo seine Karte durch die Eingabe von PIN oder TAN an jedem Bezahlterminal aufladen, auf Wunsch soll auch ein Abo-Laden möglich sein: Ist das auf der Karte vorhandene Guthaben aufgebraucht, wird die Karte beim Bezahlen automatisch wieder auf den vorher mit der Bank oder Sparkasse vereinbarten Betrag aufgeladen. Da dafür keine Autorisierung erforderlich ist, gibt es auch bei „leerer“ Karte keinen Zeitverlust beim Bezahlen. Der Feldtest für das neue Verfahren startet am 17. April in der Region Hannover, Braunschweig und Wolfsburg, Sparkassen und Genossenschaftsbanken statten dazu zunächst 1,4 Millionen Kunden in der Region mit neuen Girokarten aus. Im Rahmen des Pilotprojekts ist das kontaktlose Zahlen bis zu einem Maximalbetrag von 20 Euro möglich, abhängig von den Erfahrungen aus dem Feldtest soll die Obergrenze ab 2013 bei 35 Euro liegen.

Ein Terminal für alle Systeme

Wer als Händler künftig seinen Kunden das kontaktlose Bezahlen ermöglichen will, muss zunächst mit dem Hersteller des Kassenterminals klären, ob und wann die Geräte mit der Girogo-Funktion ausgerüstet werden können. Zusätzlich muss er als Firmenkunde eine Geldkarten-Vereinbarung mit seiner Hausbank schließen. Wolfgang Mücher, Vorstand von Edeka Minden-Hannover und Teilnehmer am Girogo-Pilotprojekt, beziffert die Kosten für die Umstellung pro Terminal auf 300 bis 350 Euro. „Ob sich Girogo für uns als Händler rechnet, hängt natürlich vor allem von der Akzeptanz in der Bevölkerung ab.“

Da die deutschen Banken und Sparkassen bei ihren Kunden einen Vertrauensvorsprung haben, sieht Sparkassenchef Werner Netzel gute Chancen für einen bundesweiten Durchbruch: „Im nächsten Jahr hat jeder dritte Bundesbürger eine solche Karte in der Tasche, das sichert Girogo einen entscheidenden Vorsprung vor internationalen Kartenanbietern.“ Während Mastercard mit Pay-Pass bereits über viele deutsche Händler eine kontaktlose Bezahlfunktion anbietet, will Visa bis Jahresende rund 500000 Karten mit der Pay-Wave-Bezahlfunktion ausstatten (siehe Info unten). Einen Geräte-Wildwuchs an der Ladenkasse brauchen die Händler trotz der unterschiedlichen Angebote jedoch nicht zu befürchten, da alle drei Anbieter kontaktloser Bezahlsysteme mit der gleichen Technik arbeiten: „Ziel ist es“, so BVR-Chef Martin, „möglichst nur ein Gerät für die verschiedenen Verfahren zu nutzen.“

kerstin.meier@handwerk-magazin.de

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