Betriebsversicherung: Wie Handwerker richtig Prämien sparen

Der beste Risikoschutz für den Betrieb muss nicht der teuerste sein. Wenn Handwerker die Gefahren kennen und richtig ­absichern, schützen sie ihre Existenz und können Prämien sparen.

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    Familienbetrieb: Jens Drengenburg (li.) hat die Firma vor drei Jahren von seinem Vater Rainer übernommen.
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    „Erst wenn ­Risiken mit dem Kunden ­offen besprochen sind, kann man ein Angebot erstellen.“ Götz R. Schneider, ­Versicherungsfachmann der Gothaer in Essen.
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    „Lückenloser Versicherungsschutz für den Betrieb und die Existenz ist mir wichtig.“ Jens Drengenburg, ­Elektromeister und Inhaber der Rainer Drengenburg GmbH in Essen.
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    Versicherungsschutz: Die jährliche Überprüfung und Anpassung ist für Chefs im Handwerk ein Muss.

Wie Handwerker richtig Prämien sparen

Vor drei Jahren hat Jens Drengenburg den Elektrobetrieb in Essen-Kettwig von seinem Vater Rainer übernommen. Ein wichtiger Punkt auf seiner To-do-Liste während der Übergabe: der Versicherungsordner mit den Betriebspolicen. „Ich wollte mir einen Überblick verschaffen: Was ist bei uns im Unternehmen versichert, was nicht? Müssen wir die Verträge im Zuge der Nachfolge aktualisieren?“, sagt der 34-jährige Elektromeister.

Existenz nicht aufs Spiel setzen

Dabei stellte sich heraus, dass der Betrieb bisher bei verschiedenen Gesellschaften versichert war. Eine Inhaltsversicherung, die das Inventar und die Ware der Rainer Drengenburg GmbH absicherte, fehlte ganz.

Für den Nachfolger war klar: „Meine Existenz als Unternehmer soll im Ernstfall nicht auf dem Spiel stehen. Dazu gehört auch, dass die Ware im Laden, zeitweise hat sie einen Wert von 50 000 bis 60 000 Euro, über eine Inventarpolice versichert ist“, so der Elektromeister. Der zweite wichtige Punkt: „Ich wollte für die Versicherungsfragen nur einen kompetenen Ansprechpartner hier in der Nähe, der sich persönlich kümmert, wenn ich was brauche“, unterstreicht Drengenburg seine Anforderungen. So kam Versicherungsfachmann Götz Schneider von der Gothaer in Essen-Kettwig ins Spiel. Gemeinsam mit dem Elektromeister hat er den Betrieb und seine Risiken unter die Lupe genommen. „Erst nach einer professionellen Risikoanalyse, wenn Gefahren mit dem Kunden im Betrieb offen besprochen sind, kann man ein passendes Angebot für den jeweiligen Handwerksbetrieb erstellen“, erklärt Schneider.

Nicht auf Leistung verzichten

Bei Jens Drengenburg hieß das, dass er bei der Einbruchsicherung an der Eingangstür nachbessern musste – auch aufgrund des hohen Warenwerts, den der Elektrobetrieb zeitweise auf Lager hat. „Ansonsten war das Unternehmen schon auf einem guten Stand“, so Ver­sicherungsexperte Schneider. Drengenburg schloss dann bei der Gothaer die Betriebshaftpflicht, die noch fehlende Inventarversicherung, Kfz und eine Rechtschutzpolice ab. Erfreulich für den Nachfolger: „Bei der Betriebshaftpflicht hat er jetzt aufgrund des Wechsels zur Gothaer so viel Prämie gespart, dass ihn die Inventarversicherung praktisch nichts mehr kostet“, rechnet Schneider vor.

So wie Drengenburg können auch Handwerker aus anderen Gewerken beim Schutz für ihr Unternehmen Geld sparen, ohne dabei auf wichtige Leistungen der Gesellschaft zu verzichten. Wichtig ist, dass ein Versicherungsfachmann, die Risiken des Handwerksbetriebs prüft und bewertet, die Neuwerte der Maschinen ermittelt, den Lagerbestand aufnimmt und dann ein entsprechendes Versicherungsangebot auf den Tisch legt (siehe dazu „Checkliste“, Seite 51). „Wichtig ist natürlich, dass der Kunde bei der Risikoanalyse ehrlich ist: Betriebsdaten und Kennzahlen offenlegt sowie Gefahren ehrlich anspricht. Nur dann ist auch ein passender Versicherungsschutz möglich“, rät Versicherungsfachmann Schneider.

Gute Vorsorge senkt Prämie

Im zweiten Schritt können Handwerker dann über prämiensenkende Maßnahmen nachdenken. Das Prinzip: Je besser die Risikovorsorge des Betriebs, desto weniger Gefahrenzuschlag berechnet die Versicherung für ihre Leistungen. Sicherheitsvorkehrungen, die Schäden durch Feuer, Einbruch, Diebstahl, Leitungswasser oder Sturm vermeiden oder eingrenzen, wirken sich immer positiv auf die Prämie aus (siehe „Musterrechnung“, rechts). Darüber hinaus können Unternehmer Beiträge sparen, wenn sie Vertragslaufzeiten ab drei Jahre abschließen. Die Gesellschaften gewähren auch Nachlässe für einjährige Zahlungsweise.

Die sogenannten Handwerksversicherer wie Inter, Signal-Iduna, Münchener Verein und die Gothaer bieten Handwerksmeistern zusätzliche Rabatte, wenn sie Innungsmitglieder oder in die Handwerksrolle eingetragen sind. Nachfolger und Existenzgründer im Handwerk profitieren bei der Betriebshaftpflicht von speziellen, günstigeren Konditionen. „Nachfolger und Gründer können gerade in den ersten drei Jahren viel Geld sparen“, sagt Peter Umkehr, Handwerksexperte beim Münchener Verein.

Zu Selbstbehalten beraten lassen

Eine andere Möglichkeit, Prämien zu sparen, bietet die Selbstbeteiligung, bekannt aus der Kfz-Versicherung. Elektromeister Drengenburg hat zum Beispiel mit der Gothaer eine Selbstbeteiligung für kleinere Schäden vereinbart. „Bei größeren Schäden und Summen springt dann die Versicherung ein“, so der Unternehmer. „Selbstbehalte sollten Handwerker erst nach einer entsprechenden Beratung vereinbaren. Denn wenn ich beispielsweise in einem Jahr der Rechtschutz-Versicherung fünf Fälle melde, zahle ich auch fünfmal die vereinbarte Selbstbeteiligung“, gibt Schneider zu bedenken.

Die wichtigsten Versicherungen für Handwerksbetriebe sind die Betriebshaftpflicht, eine Inventarversicherung, die Gefahren wie Einbruch, Feuer und Überschwemmung absichert, sowie eine Betriebsunterbrechung (siehe dazu Tabelle „Betriebsversicherungen“, unten). Vor allem sollten Handwerker bei den aufgezählten Policen „mit einer höheren Deckung für Ernstfälle vorsorgen“, empfiehlt Versicherungsmakler Bernd Heidekamp in Berlin.

Altverträge genau prüfen

Dachdecker und Zimmerer haben zum Beispiel das höchste Brandrisiko im Handwerk. „Daher braucht ein Dachdecker eine Absicherung von fünf Millionen Euro pauschal, auch wenn das teuer ist“, rät Versicherungsmakler Johannes Brück aus Düsseldorf.

Altverträge sollten Unternehmer und vor allem Nachfolger wie Drengenburg prüfen. Sie unterscheiden oft noch nach Personen- und Sachschäden. „Dann ist der Sachbereich nur mit einer Million Euro versichert. Das ist für Handwerker aber viel zu wenig“, sagt Makler Brück. Er empfiehlt Handwerkern einen Schutz von drei Millionen Euro.

Auch die jährliche Prüfung des Versicherungsschutzes ist für Unternehmer ein Muss. Denn durch Anpassungen der Mitarbeiteranzahl, Investitionen oder rechtliche Vorgaben kann sich auch der erforderliche Versicherungsumfang für den Betrieb ändern.

Elektromeister Jens Drengenburg braucht sich darum nicht zu kümmern. Sein Versicherungsfachmann Götz Schneider kontaktiert ihn regelmäßig. „Aber einmal im Jahr stehen die Jahresgespräche mit den Handwerksunternehmern an. Dann geht man die Versicherungsverträge für den Betrieb durch, nimmt Änderungen auf und aktualisiert den Risikoschutz, wenn nötig“, sagt Schneider.