Betriebsbörsen: 3315 Angebote für Nachfolger

Sie wollen in ein Unternehmen einsteigen? In Deutschland suchen im Augenblick mindestens 3315 Betriebe einen Nachfolger. Wir zeigen, welche Chancen es in Ihrer Region und Ihrer Branche gibt.

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    © Infografik: Peter Diehl
    Nachfolger gesucht: Anzahl der Betriebe nach Regionen Die meisten Verkaufs­angebote im Handwerk finden sich in Nordrhein-Westfalen (766), an zweiter Stelle liegt Baden-Württemberg (608) gefolgt von Niedersachsen (495).
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    © Schulte
    „Sind Geschäft und Wohnen miteinander kombiniert, ist das oft wenig attraktiv für Übernehmer.“ Claudia Schulte, ­ Leiterin der Betriebsbe­ratung bei der Kammer in Düsseldorf.

Während die Vermittlungsquote bei den klassischen Partnerbörsen zu den am besten gehüteten Betriebsgeheimnissen zählt, kommunziert die KfW-Mittelstandsbank die Erfolge der von ihr verwalteten Nachfolgebörse nexxt-change.org ohne Vorbehalte: „Seit 2006 haben über die Börse 10 000 Betriebe einen Nachfolger gefunden“, erklärt KfW-Sprecherin Sonja Höpfner. Pro Monat sind das mehr als 100 Vermittlungen, gute Chancen also für Interessenten, unter den aktuell 3315 im Bereich Handwerk gelisteten Betrieben (Details siehe Chart links) ein passendes Angebot zu finden.

Nach Angaben vom Zentralverband des Deutschen Handwerks in Berlin werden bis zum Jahr 2020 über 100 000 Betriebe einen Nachfolger suchen, rund ein Viertel der jährlichen Verkaufsangebote wird heute bereits in der Börse ausgeschrieben. Die meisten Angebote sind anonym, wer mehr wissen will, kann sich an den jeweiligen Regionalpartner wenden. Je nach Branche und Region gehen einige Chefs auch offen mit ihren Verkaufsplänen um und stellen sogar Bilder ein (siehe Seite 18).

Erst die Hintergründe prüfen

Obwohl der direkte Kontakt in solchen Fällen möglich ist, empfehlen die Betreiber der Börse den Weg über den Regionalpartner. Im Handwerk sind das die örtlichen Handwerkskammern. Deren Betriebsberater sind auf Nachfolge und Übergabe spezialisiert und können Interessenten oft wertvolle Hintergrundinformationen geben. Parallel zur Suche über Nexxt-Change ist es sinnvoll, über die kammereigenen Börsen nach regionalen Angeboten zu suchen. Bundes- und Regionalbörse sind zwar verknüpft, doch nicht jeder Verkäufer möchte sein Angebot in Nexxt-Change wiederfinden.

Im Gegensatz dazu gibt es bereits heute schon einige Branchen, die wegen des bestehenden Fachkräftemangels ihr Verkaufsangebot nicht auf eine Region begrenzen können. Als Beispiel nennt Claudia Schulte, Leiterin der Betriebsberatung bei der Kammer Düsseldorf, die Glaser: „Da gibt es in einigen Gebieten bereits erhebliche Nachfolgelücken, die Bäcker und Friseure sind dagegen bei den Regionalbörsen der Kammern besser aufgehoben.“

Vorsicht bei „Ladenhütern“

Während die Angebote bei den kammereigenen Börsen meist ohne Zeitbeschränkung veröffentlicht werden, finden sich bei Nexxt-Change keine Verkaufsofferten, die älter als zwei Jahre sind. Da Übergabeprozesse oft Zeit brauchen, ist es nach Ansicht von Expertin Schulte sinnvoller, die „Ladenhüter“ nicht rauszuwerfen, sondern die Attraktivität zu hinterfragen. Oft stelle sich dabei heraus, dass etwa die früher übliche Verquickung von Wohn- und Geschäftsgebäude nicht nur den Kaufpreis in die Höhe treibt, sondern auch von vielen Übernehmern nicht gewünscht wird. „Schwierig zu vermitteln“, so Schulte, „sind auch Betriebe, bei denen der Kundenstamm sehr eng an den Inhaber gekoppelt ist, das gibt es häufig bei Friseuren.“

Wer solche Pass-Ungenauigkeiten vermeiden will, kann sowohl bei den Kammerbörsen als auch bei Nexxt-Change ein eigenes Gesuch einstellen. Im Gegensatz zur klassischen Online-Partnerbörse gibt es jedoch einen wichtigen Unterschied: Zum ersten Treffen schickt der Verkäufer sehr häufig einen Berater, der zunächst die Eignung des potenziellen Nachfolgers prüfen soll. Das ist zwar lästig, doch hier gilt wieder die klassische Dating-Regel: Für den ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance.

kerstin.meier@handwerk-magazin.de