Rechtschutz Nur wenige Firmen haben eine Police. Roland-Chef Gerhard Horrion mahnt zur Vorsorge.
„Betrieben fehlt Risikobewusstsein“
handwerk magazin: Vertrauen die Unternehmer der Justiz hierzulande?
Gerhard Horrion: Unsere Studie zeigt, dass die Unternehmer grundsätzlich der Justiz in Deutschland vertrauen mehr als etwa der Politik. Die Urteile werden meist als gerecht angesehen. Allerdings gibt es Zweifel, ob alle vor dem Gericht gleich sind. Die Vermutung der Bürger ist, wer einen guten Anwalt hat, gewinnt.
Ein neues Gesetz soll überlange Gerichtsverfahren beschleunigen. Klappt das?
Das kann ich noch nicht beurteilen. Gut ist aber, dass es einen Schadenersatzanspruch für die Parteien gibt, deren Verfahren verbummelt wird.
Wie kann die Justiz effizienter werden?
Wir haben 2,4 Millionen neue Gerichtsverfahren pro Jahr. Das sind 10000 neue Fälle jeden Tag. Das ist deutlich zu viel, unsere Welt zu verrechtlicht.
Inwieweit sind Firmen davon betroffen?
Stark. Es geht besonders häufig um Schadenersatzklagen. Gefolgt von Strafrechtsachen; immerhin 818000 im letzten Jahr. Drittens sahen wir eine halbe Million Arbeitsgerichtsverfahren 2009. Das ist der Finanzkrise geschuldet.
Wie viele Unternehmen sind durch eine Rechtschutzversicherung geschützt?
Nicht sehr viele. Das Risikibewusstsein der Firmen ist relativ schlecht ausgebildet. Je nach Branche besitzen 20 bis 30 Prozent einen Rechtsschutz. Bei Privathaushalten beträgt die Quote 40 Prozent.
Woran liegt das?
Viele Firmen sind sich der Risiken in einem Unternehmen nicht bewusst und wissen auch nicht, was sie alles absichern können.
Sind Betriebe stärker von rechtlichen Auseinandersetzungen betroffen als Private?
Ja, vor allem bei Strafrechtssachen wie Steuerdelikten, Umweltsünden oder Insolvenzvergehen.
Wogegen sollten Betriebe sich absichern?
Sinnvoll ist Schutz in den Bereichen Arbeits-, Verkehrs- und Zivilrecht. Dies gibt es in einer Kombipolice. Darüber hinaus raten wir zu Policen in Strafrechtsachen. Das unternehmerische Risiko selber ist indes nicht versicherbar.
Die Konkurrenz bietet derlei Vertragsrechtschutz aber schon an.
Mal sehen, wie lange. Im Ernst: Wir konzentrieren uns auf relevante Zusatzleistungen wie Krisencoaching für Chefs, Datensicherheitsunterstützung, Umweltberatung, U-Haft-Hilfe oder Inkassoabwicklung. Zusätzlich können unsere Versicherten das Mediationsverfahren wählen.
Welche Vorteile hat die Mediation?
Bei außergerichtlichen Einigungen mit Mediatoren werden Streitigkeiten oft schon nach drei Tagen gelöst. Zudem sind Mediationen oft preisgünstiger als Gerichtsverfahren. Jeder, der bei uns eine Rechtschutzversicherung hat, kann Mediatoren engagieren. Sogar für die nicht abgesicherten Bereiche Familien-, Erb- und Baurecht.
holger.externbrink@handwerk-magazin.de
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