Ressourcenmanagement Ressourcen sparen und effizient arbeiten

Rohstoffe, Material und Energie sind knapp und teuer. Wer Kostensteigerungen vermeiden will, muss effizient mit Ressourcen umgehen. Drei Wege, die im Handwerk funktionieren.

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    Kostentreiber Rohstoffe und Material: Obwohl die meisten Unternehmer oft über hohe Personalkosten klagen, sind diese mit nur 20 Prozent Anteil nicht einmal halb so bedeutend wie die Preise für den Materialeinsatz.
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    „Wer effizient produziert, spart Kosten und kann die Qualität nachhaltig verbessern.“ Eckart Grundmann, Experte der Energieeffizienz-Agentur NRW.
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    Blick fürs Ganze Michael Schwarzmaier hat mit einem Physiker ein Energieeffizienz-Konzept für seinen Betrieb entwickelt: Aus Rauchgasen und den im Backprozess entstehenden Dampfschwaden gewinnt der Bäcker Wärme zurück, die sein Holzpelletofen produziert. Auch die Frostanlage wird angezapft.
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    Vorbildliches Recycling Michael Heidrich, Juniorchef des gleichnamigen Schlossereibetriebs in Nürnberg, speist alles, was sich wiederverwenden lässt, in den Verarbeitungskreislauf ein. Restmüll produziert der Betrieb fast nicht mehr. Das Unternehmen ist daher für sein Umweltmanagement nach der europäischen EMAS-Norm zertifiziert.
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    „Firmenchefs brauchen bei Rohstoffen Stabilität und Sicherheit zur Kalkulation ihrer Preise.“ Eugen Weinberg, Rohstoffanalyst der Commerzbank.
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    Autorin: Kerstin Meier
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Besser produzieren mit weniger Material

Wenn Zimmermeister Hubert Nowack einen Balkon, eine Außentreppe oder eine Brücke baut, können seine Kunden sicher sein, dass seine Konstruktion zehnmal länger hält als herkömmliche Holzbauten. Erreicht wird die Langlebigkeit durch das System „nowa plus“, bei dem Distanzdübel aus Edelstahl mit integrierten Scheiben die Hölzer auf Abstand halten. „Diese luftumspülte Verbindung verhindert Staunässe und Pilzbefall bei Holzkonstruktionen“, erklärt Tüftler Nowack, der für seine Entwicklung 2010 den Technologietransferpreis von handwerk magazin erhalten hat.

Nachhaltigkeit als Konzept

Nowacks Abstandsdübel machen seine Holzkonstruktionen nachhaltig, denn was länger hält, muss nicht ersetzt werden. Außerdem lassen sich die Holzbauten schneller und stabiler errichten, was dem Chef von zwölf Mitarbeitern inzwischen einen bundesweiten Absatz bei den Kollegen garantiert. Seine Leidenschaft für den bewussten Umgang mit Ressourcen hat ihm noch ein weiteres lukratives Geschäftsfeld eröffnet. Nowack hebt Dächer hydraulisch an, stockt die Gebäude auf und setzt das Dach dann wieder drauf: „Das bringt mehr Wohnraum, ohne Baugrund zu beanspruchen, außerdem muss das Gebäude nicht abgerissen werden.“

Während der Zimmerer durch den bewussten Umgang mit Ressourcen sogar lukrative Geschäftsfelder aufbaut, beschäftigt sich laut Umfrage des VDI Zentrums Ressourceneffizienz bislang nur jeder dritte Firmenchef mit der Materie. Eckart Grundmann, bei der Energieeffizienz-Agentur NRW zuständig für den „Ökoeffizienz-Check-Handwerk“, kennt die Vorbehalte. „Natürlich kommen auch Unternehmer aus Überzeugung zu uns, doch die meisten drängen Qualitätsmängel oder Kosten.“ Dabei können Firmenchefs durch optimierte Produkte (siehe oben) und Prozesse (Seite 13) sowie intelligentes Recycling (Seite 14) nicht nur sparen, sondern auch Qualität und Image verbessern. Nachdem auch die reichhaltig angebotenen Förderhilfen (Seite 16) nur zögerlich nachgefragt werden, haben Umweltministerium und VDI die Kampagne „Wettbewerbsvorteil Ressourceneffizienz“ gestartet. Experte Grundmann warnt jedoch vor Euphorie: „In vielen Betrieben sind die Prozesse Stück für Stück gewachsen, um effizienter zu arbeiten, muss der Unternehmer oft den ganzen Betrieb auf den Kopf stellen.“

Neubau als Chance nutzen

Michael Schwarzmaier, Bäckermeister im oberbayerischen Weilheim, hat die anstehende Erneuerung seiner Produktion deshalb gleich zur Prozessoptimierung genutzt. Sein ehrgeiziges Ziel: den produktionsbedingten Energieverbrauch sowie den CO2-Ausstoß massiv zu senken. Um das zu erreichen, baute er die Produktion direkt neben den Landwirtschaftsbetrieb, von dem er seine Demeter-Rohstoffe bezieht: Roggen, Weizen und Dinkel liefert sein Nachbar und Geschäftspartner direkt an die Wirbelmühlen, dadurch spart Schwarzmaier nicht nur Sprit, sondern auch Zeit für die Anfahrt. Darüber hinaus wurde der mit Heizöl betriebene Backofen durch einen modernen Holzpellet-Ofen ersetzt. Heute backt Schwarzmaier nicht nur CO2-neutral, sondern „mehr als die Hälfte billiger als mit Heizöl“. Um die Wärme des Ofens und der Frostanlagen zurückzugewinnen, hat der Bäckermeister zudem mithilfe eines Physikers ein Konzept entwickelt. Dazu gehört auch die Beleuchtung: der offene Dachstuhl sorgt für viel Tageslicht und die Energiesparlampen dimmen automatisch bei Sonnenaufgang herunter. Durch die Maßnahmen spart Schwarzmaier im Vergleich zu einem konventionellen Bäckereibetrieb rund 200000 Kilowattstunden im Jahr ein - und als „Nullemissionsbäckerei“ 100 Prozent des CO2-Ausstoßes.

Material ist größter Kostenblock

Trotz dieser Zahlen denken laut VDI-Umfrage bislang nur sieben Prozent der Unternehmer bei Ressourceneffizienz an kostenbewusstes Produzieren. Das ist erstaunlich, schließlich sind die Material- und Rohstoffkosten mit 45 Prozent nicht nur der größte Kostenblock (siehe Chart Seite 11), sondern steigen stetig. Allein Kupfer war etwa im Juni 2012 nahezu doppelt so teuer wie noch Anfang 2009, der Dieselpreis ist von 2002 bis 2011 um satte 20 Prozent gestiegen. Eugen Weinberg, Rohstoffanalyst bei der Commerzbank in Frankfurt, beobachtet indes bei den mittelständischen Unternehmern ein verstärktes Interesse für Absicherungsgeschäfte. Die aus ethischen Gründen gerade bei Nahrungsmitteln umstrittenen Deals seien zwar in Deutschland umstritten, werden aber nach seiner Einschätzung aufgrund weiter steigender Preise bei Getreide und Soja noch zunehmen. Auch bei Öl, Gas und Metallen wie Kupfer, Stahl und Aluminium zieht die Preisschraube laut Weinberg weiter an: „Trotz kurzfristiger Preisabschläge wie zuletzt beim Öl wird sich der bereits seit einigen Jahren bestehende Trend zu steigenden Rohstoffpreisen fortsetzen.“

Verwertung statt Neukauf

Michael Heidrich, Juniorchef im gleichnamigen Nürnberger Schlossereibetrieb, kann trotz der für seine Branche eher düsteren Prognose gelassen bleiben. Denn der für sein Umweltmanagement nach der europäischen EMAS-Norm zertifizierte Betrieb speist alles, was sich wiederverwenden lässt, schon heute in den Verarbeitungskreislauf ein: Altholz wird für Paletten verbaut, Styroporchips und Folien für Verpackungen wieder eingesetzt. Wenn der Betrieb selbst keinen Bedarf hat, findet er Abnehmer bei Partnerunternehmen. Und was an sauberem Holz nicht gebraucht wird, wird in einer Kombinationsheizung im Betrieb verfeuert. Restmüll produziert sein Betrieb fast keinen mehr. Die 60-Liter-Restmülltonne ist bei Abholung meist zur Hälfte leer. Seine Vorliebe für die Wiederverwertung hat Michael Heidrich zum Geschäftskonzept erhoben: Der Betrieb sammelt Hebelarme, Federn und Bolzen ausrangierter Tore, deren Hersteller nicht mehr existieren. Wenn einem Torbesitzer ein Ersatzteil fehlt, wird er bei Heidrich fündig. „Das langfristige Arbeiten ist unsere Marketingphilosophie“, erklärt Michael Heidrich. „Damit haben wir uns einen Namen gemacht.“ ◇

kerstin.meier@handwerk-magazin.de

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