Berufsunfähigkeit Die beste Vorsorge für den Chef

Handwerker, die nicht mehr arbeiten können, sind auf sich gestellt. Nur ein privater Risikoschutz sichert die eigene Arbeitskraft ab. Was die Police leistet und was sie für Nachfolger kostet.

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    Elektromeister Patrick Roggenkaemper hat seinen privaten Risikoschutz mit einer zweiten Police ergänzt.
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    Im Handwerk müssen Gerüstbauer, Fleischer und Fliesenleger oft frühzeitig in Rente gehen.
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    „500 bis 900 Euro Rente sind im ­Ernstfall zu wenig, um den Lebens­standard zu halten.“ Michael Franke, ­Geschäftsführer von Franke & Bornberg in Hannover.

Bester Schutz für den neuen Chef

Der Risikoschutz musste für Elektromeister Patrick Roggenkaemper aus Dortmund beim Einstieg in die Selbständigkeit stimmen. Eine Berufsunfähigkeitsversicherung hatte der Unternehmer bereits in seiner Gesellenzeit als Basisabsicherung abgeschlossen. „Es ist wichtig, sich selbst zu schützen. Manchmal kann bei der Arbeit auf der Baustelle schneller etwas passieren als man denkt“, sagt Roggen­kaemper. Seine erste Versicherung von anfangs 750 Euro vereinbarter monatlicher Rente, wenn er in seinem gelernten Beruf nicht mehr arbeiten kann, hat der Elektromeister inzwischen durch eine zweite Police ergänzt. Falls der Unternehmer sein Handwerk aus gesundheitlichen Gründen aufgeben müsste, kann Roggenkaemper jetzt mit einer monatlichen Rente von 2000 Euro rechnen.

Privater Schutz ist ein Muss

Für selbständige Handwerker wie Roggen­kaem­per ist eine Berufsunfähigkeitsversicherung unverzichtbar, weil es für Unternehmer nach schweren Unfällen keine Leistungen aus der staatlichen Sozialversicherung gibt. Der private Risikoschutz zahlt eine monatliche Rente, wenn Handwerker in ihrem Beruf nicht mehr arbeiten können. Je jünger und gesünder der Handwerker ist, umso günstiger ist der Beitrag für den Risikoschutz. Außerdem richten sich die Kosten für die Absicherung nach der Laufzeit des Vertrags, dem Gewerk und der vereinbarten Rentenhöhe (siehe Tabelle „Tarifvergleich“, oben). Verbraucherschützer empfehlen hier eine monatliche private Absicherung von mindestens 1.500 Euro Rente.

Gewerk bestimmt den Beitrag

Wie wichtig dieser Risikoschutz für Handwerker ist, belegen aktuelle Auswertungen: Rund 20 Prozent aller Arbeitnehmer steigen laut Studien vorzeitig aus ihrem Beruf aus, weil Körper oder Seele nicht mehr mitmachen. Im Handwerk sind davon insbesondere Gerüstbauer, Fleischer und Fliesenleger betroffen (siehe Grafik Seite 58). Die gesetzliche Erwerbsminderungsrente greift erst spät und fällt niedrig aus. Die Gefahr, in Hartz IV abzurutschen, ist groß. Das gilt vor allem für Selbständige.

Bei der Suche nach einem guten und bezahlbaren Versicherungsschutz sind Handwerker in keiner günstigen Position. „Seit Jahren splitten Versicherer die Prämien in mehr und mehr Berufsgruppen auf“, erklärt Michael Franke, Geschäftsführer bei dem Versicherungsanalysten Franke und Bornberg. Für Berufe mit höherem Risiko und körperlichem Einsatz wie Maler oder Maurer hätten sich die Beiträge in den letzten Jahren demnach zum Teil vervierfacht. „Monatsbeiträge von 300 Euro und mehr sind für diese Gewerke keine Seltenheit mehr.“

Achtung: Nicht zu wenig Rente vereinbaren

Um die Beiträge für den privaten Versicherungsschutz weiter bezahlbar zu halten, vereinbaren viele Handwerker mit ihrer Versicherung eine geringere Rentenhöhe. Von 500 bis 900 Euro pro Monat belaufen sich nach Auswertungen von Franke & Bornberg die durchschnittlich vereinbarten Rentenhöhen in den Verträgen. „Das ist aber zu wenig, um den Lebensstandard im Fall einer Berufsunfähigkeit zu halten“, betont Franke.

Daher zahlt sich ein früher Einstieg aus. Für Nachfolger, die nicht gleich eine hohe Berufsunfähigkeitsrente versichern können, machen Nachversicherungsgarantien Sinn. „Wer erst mal monatlich 1.000 Euro Rente abschließt, kann später bei Heirat, Geburt eines Kindes oder einer Einkommenssteigerung die Summe aufstocken – und das, ohne erneute Gesundheitsprüfung“, erklärt der Versicherungsberater Hans-Hermann Lüschen. Aber nicht alle Gesellschaften bieten diese Möglichkeit an. Handwerker sollten gezielt danach fragen.