Baugewerbe: Grunderwerbsteuer belastet Bauherren über Gebühr

Nebenkosten beim Kauf von Immobilien mit durchschnittlich 13 Prozent deutlich zu hoch.

Im Vergleich zu den europäischen Nachbarländern ist die Immobilien-Eigentumsquote in Deutschland immer noch äußerst gering. „Dabei würde die Mehrzahl der jungen Familien mit Nachwuchs gerne ein Haus bauen, auch viele Singles betrachten einen Immobilienerwerb als beste Altersvorsorge. Der Staat ist an dieser schlechten Bilanz nicht unschuldig.“ So die Feststellung von Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbandes des Deutschen Baugewerbes.

Kräftige Steuererhöhung

Vor der Föderalismusreform 2006 gab es in Deutschland einen einheitlichen Grunderwerbsteuersatz von 3,5 Prozent. Seither dürfen die Bundesländer den Steuersatz selbst festlegen. Berlin machte 2007 mit einer Anhebung auf 4,5 Prozent den Anfang, die überwiegende Mehrzahl der Länder folgte diesem Beispiel und erhöhte die Steuer, häufig stufenweise ansteigend bis auf 5 Prozent. Bis auf Bayern, Hessen, Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern ist in allen Bundesländern eine Anhebung erfolgt oder geplant.

Hohe Nebenkosten

Wie die Grunderwerbsteuersätze so sind auch die Maklerkosten in den Bundesländern unterschiedlich hoch. Die Notar- und Grundbuchkosten sind bundeseinheitlich und betragen ca. 1,7 Prozent des Kaufpreises. In Berlin ist jetzt eine weitere Erhöhung der Grunderwerbsteuer in der Diskussion. Dies trifft Bauwillige umso härter, als in Berlin (wie auch in Brandenburg) bereits die Maklergebühr regelmäßig mit 7,14 Prozent zu Buche schlägt. Kommen Notar- und Grundbuchkosten mit durchschnittlich 1,7 Prozent sowie die Grunderwerbsteuer mit 5 Prozent dazu, müsste ein Käufer fast 13,5 Prozent an Nebenkosten aufbringen!

Was eine junge Familie für ihr Eigenheim aufbringen muss

Ein Beispiel: Eine junge Familie bezahlt für ein Einfamilienhaus einen Kaufpreis von 325.000 Euro (75.000 Euro für das 500 qm große Grundstück und 250.000 Euro für die Baukosten). Es ergeben sich zusätzliche Kosten für Notar- und Grundbuch (5.525 Euro) und für die durchschnittlich 6-prozentige Maklerprovision (19.500 Euro), die Nebenkosten summieren sich auf 25.025 Euro. Jetzt verlangt die öffentliche Hand obendrauf Grunderwerbsteuer in Höhe von 16.250 Euro (bei einem Satz von 5 Prozent). Damit belaufen sich die gesamten Nebenkosten auf 41.275 Euro, das sind 12,7 Prozent des ursprünglichen Kaufpreises. Damit muss die Familie also insgesamt 366.275 Euro aufwenden.

Vorbild Nachbarland

Dass es auch anders geht beweist ein Blick auf unsere Nachbarn. Um den stagnierenden Wohnungsmarkt anzukurbeln senkten die Niederlande die Grunderwerbsteuer für Wohnimmobilien drastisch von 6 Prozent auf 2 Prozent. Insider erwarten einen signifikanten Anstieg der Immobilienkäufe. „Deutschland könnte sich daran ein Beispiel nehmen. Statt durch ständige Erhöhungen der Grunderwerbsteuer Bauwillige abzuschrecken, sollte die öffentliche Hand Familien den Bau eines Eigenheims erleichtern und zugleich einen Beitrag zur Altersvorsorge ermöglichen.“ So die Forderung von ZDB-Hauptgeschäftsführer Pakleppa.