Basisrente für Selbständige

Rürup-Police | Für Selbständige ist sie steuerlich deutlich attraktiver geworden. Bei der Vertragsgestaltung sollten Unternehmer aber Wert auf möglichst große finanzielle Flexibilität legen.

Basisrente für Selbständige

Matthias Lux hat sich vor knapp drei Jahren mit einem Stadtplanungsbüro in Oldenburg selbständig gemacht. Gleichzeitig hat sich der 52-Jährige aus der gesetzlichen Rentenversicherung verabschiedet. Was er bisher dort eingezahlt hat, zahlt er jetzt in die Rürup-Rente. Der Raumplaner rundet seinen Rürup-Beitrag allerdings noch um den Arbeitgeberanteil auf. „Das, was ich bisher hatte, wollte ich weiter klar geregelt haben“, erklärt er seine Altersvorsorgestrategie. Unverzichtbar war daher für ihn auch der Hinterbliebenenschutz für seine Frau und seinen Sohn.

In ein bis zwei Jahren will er entscheiden, ob er seine Rürup-Police eventuell sogar noch aufstockt, um die Steuervorteile weitgehend auszuschöpfen. „Das hängt natürlich auch von meinem weiteren Einkommen ab“, sagt Lux, der mit zwei Mitarbeitern für kleinere Gemeinden und Städte im Umland von Oldenburg Stadt- und Verkehrsplanung macht sowie Flächenkonzepte entwickelt.

Der 52-Jährige hat sich unter mehreren Angeboten für eine fondsgebundene Rürup-Rentenversicherung der Condor entschieden. „Ohne steuerliche Absetzbarkeit wäre das für mich kein Thema gewesen“, sagt der Diplom-Ingenieur aus Oldenburg. Bereits im Vorfeld hat er Versicherungsberater und Steuerberater eingeschaltet.

Rund 670000 Sparer haben bislang ihre Unterschrift unter einen Rürup-Vertrag gesetzt. Knapp 68000 neu abgeschlossene Verträge meldet die Branche für die ersten drei Monate 2008. Für viele Selbständige, die nicht gesetzlich pflichtversichert sind, ist das oft der einzige Weg, steuerbegünstigt fürs Alter zu sparen. So richtig lohnt sich das aber erst, nachdem ein Webfehler im Gesetz – rückwirkend ab 2006 – ausgebügelt wurde. Seinetwegen waren die Steuervorteile beim Start der Basisrente 2005 zunächst in vielen Fällen weitgehend verpufft. Auch die verbesserte, gesetzliche Regelung zum Pfändungsschutz hat nach Einschätzung von Experten zum wachsenden Absatz von Rürup-Verträgen geführt.

Vom Experten prüfen lassen

Thomas Bieler von der Verbraucherzentrale Nordhrein-Westfalen (www.vz-nrw.de) empfiehlt, in jedem Fall vorher alles noch einmal konkret rechnen zu lassen und nicht nur auf die Steuerersparnis der Rürup-Verträge zu schauen. Rürup-Produkte stecken durch die strengen gesetzlichen Rahmenbedingungen in einem engen Korsett – insbesondere was Verfügbarkeit und Vererbbarkeit betrifft. Aus Bielers Sicht sind das entscheidende Kriterien.

Im individuellen Fall kann die Basisrente allerdings durchaus Sinn machen. Das will der Verbraucherschützer nicht ausschließen: Etwa für einen Selbständigen mit hoher Steuerbelastung, „der richtig was reinbuttern kann und sonst nichts anderes als Altersvorsorge hat. Dem es hauptsächlich um eine regelmäßige Rente geht und nicht darum, Kapital herauszuziehen“. Außerdem für jene, „die nur noch wenige Jahre bis zur Rente haben und größere Beträge einzahlen können“. Für sie könne Rürup durch die gestaffelte Besteuerung ein echtes Steuersparmodell sein. „Der Betreffende spart dann ja mehr Steuern, als er später einzahlt“, so Bieler.

Pauschalen Rat gibts nicht

Pro oder contra Rürup – einen pauschalen Rat gibt hier es nicht. Der gerichtlich zugelassene Versicherungsberater Hans-Hermann Lüschen aus Berlin (www.vers-berater.de) drückt seinen Klienten erst mal eine allgemeine Checkliste in die Hand: sechs Seiten zum Thema Rürup & Co. So mancher fühlt sich davon schon komplett überfordert und kommt nicht wieder. Andere setzen sich wirklich mit der Vorsorge-Problematik auseinander und filtern das Passende für sich heraus. „Wenn dann noch die Meinung des Steuerberaters eingeholt wird, kommt man der Sache schon näher.“ Man könne hier nicht einfach pauschal eine Marschrichtung vorgeben.

„Viele wissen, dass sie in puncto private Altersvorsorge etwas machen müssen, scheuen aber den Aufwand“, so Michael Fikus von der Rentenberatungsstelle in Potdsam. Doch das ändert sich. Immerhin über 5500 Vorsorgewillige haben sich bisher im ersten Jahr in den Kursen „Altersvorsorge macht Schule“, an bundesweit 500 Volkshochschulen zum Altersvorsorge-Experten in eigener Sache schulen lassen. Etwa jeder Zehnte davon war ein Selbständiger.

„Inzwischen kommen hier Kursteilnehmer schon mit einem bestimmten Grundwissen nicht nur zu Riester, sondern auch zu Rürup“, stellt Stefan Braatz von der Deutschen Rentenversicherung Bund fest. Fast 20 Prozent der Teilnehmer haben etwa drei Monate später eine zusätzliche Altersvorsorge abgeschlossen – dabei teils ergänzend zu einem schon bestehenden Vertrag.

Carla Fritz

cornelia.hefer@handwerk-magazin.de