Bieten Sie Anreize Azubis im Handwerk finden

Wer Lehrlinge für seinen Betrieb finden will, muss für ­Jugendliche interessant sein. Wichtig sind heute eine hohe Ausbildungsqualität, eine gute Bezahlung, Karrierechancen und weitere Anreize.

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    © Bert Bostelmann
    Handwerksunternehmer Olaf (li.) und Daniela Schleich (re.) spendieren Azubis mit guten Noten für ein Jahr ein Auto.
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    © Chart: handwerk magazin
    Die Zahl der Auszubildenden im Handwerk geht seit Jahren zurück, dieser Trend wird sich fortsetzen.
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    © Esser
    „Karrierepers­pektiven spielen bei Jugendlichen eine Schlüsselrolle.“ Friedrich Hubert Esser, Präsident des Bundes­instituts für Berufs­bildung (BIBB).

Mit Extras Lehrlinge locken

Die Lackiererei Schleich in Marktheidenfeld spendiert ihren Azubis mit einem Notendurchschnitt von 1,5 oder besser im Jahreszeugnis der Berufsschule für ein Jahr einen Kleinwagen gratis. Mit dieser Aktion erreicht Daniela Schleich, die mit ihrem Ehemann Olaf den Handwerksbetrieb führt, gleich drei Ziele: Der Betrieb ist in aller Munde, ein Ausbildungsplatz in der Lackiererei wird für Jugendliche attraktiver, und der in Aussicht gestellte Wagen spornt die Lehrlinge zu besseren Leistungen an.

Das Beispiel zeigt, dass Handwerksbetriebe inzwischen neue Wege einschlagen müssen, um sich die Mangelware Nachwuchs zu sichern. Das Handwerk reagiert auf die Entwicklung. Kammern und Verbände starten aufwendige Kampagnen, aber auch in vielen Betrieben weht ein anderer Wind. Wer heute keine passende Strategie hat, dem wird der Nachwuchs in den nächsten Jahren ausgehen.

Gute Bezahlung ist wichtig

Daniela Schleich zahlt ihre Azubis deutlich über Tarif, setzt neben dem Auto für Topnoten noch auf Zuverlässigkeitsprämien in Form von Tankgutscheinen und macht alles über Face­book und eine attraktive Homepage publik. Bei den Schulabgängern und auch bei den Eltern kommt das gut an. Dass die Höhe der Ausbildungsvergütung eine wichtige Rolle spielt, bestätigt auch Friedrich Hubert Esser, Präsident des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB).

Immerhin sind die Löhne für Auszubildende im Handwerk im vergangenen Jahr bundesweit um mehr als vier Prozent gestiegen. Damit verdienten Azubis durchschnittlich 730 Euro brutto im Monat. Zu diesen Ergebnissen kommt das BIBB in der Auswertung der tariflichen Ausbildungsvergütungen für das Jahr 2012. Der Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks zahlt Mitgliedsbetrieben über die Lohnausgleichskasse sogar fünf Monatsgehälter im ersten Lehrjahr, auch wenn sie über Tarif entlohnen. Für Felix Fink vom Zentralverband ist auch das ein Mittel, um Ausbildungsplätze attraktiver zu machen, sowohl für Betriebe als auch für potenzielle Lehrlinge.

Karrieremachen ist angesagt

Natürlich ist Geld nicht alles, Jugendliche wollen Perspektiven und Karrierewege in ihrem Beruf. Das sieht auch Handwerkspräsident Otto Kentzler so: „Wir sprechen auch die leistungsstarken Schul- und Hochschulabsolventen an, denn das Handwerk ist attraktiv für Abiturienten.“ Das zeige der Anstieg der Ausbildungsanfänger mit Hochschulreife von 4,9 Prozent im Jahr 2005 auf 8,1 Prozent im vergangenen Jahr.

Kentzler hat selbst nach dem Abitur erst Klempner und Gas-Wasser-Installateur gelernt, dann Maschinenbau studiert und als Diplom-Ingenieur schließlich den Familienbetrieb in Dortmund übernommen.

Für Handwerksbetriebe, die in der Lage sind, eine Ausbildung auf höchstem Niveau anzubieten, ist die Zusammenarbeit mit einer dualen Hochschule ein sicherer Weg, sich auch für die nächsten Jahre guten Nachwuchs zu sichern. Denn das duale Studium boomt. Allein 2011 gab es laut BIBB 20,6 Prozent mehr Studierende und 46,5 Prozent mehr Kooperationsunternehmen als im Vorjahr, Tendenz steigend.

Perspektive Studium

Bundesweit gibt es rund 60 duale Studiengänge, die sich in erster Linie an Handwerker wenden. Die Studienfächer sind vo vielfältig wie das Handwerk selbst. Grundsätzlich gibt es Studiengänge für Unternehmensführung mit Schwerpunkt Betriebswirtschaft und technische Studiengänge. Wer als Handwerksbetrieb Studierende aus einem dualen Studiengang ausbilden will, muss bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Es gibt aber auch die Möglichkeit, im Rahmen einer Verbundausbildung mit anderen Betrieben zu kooperieren.

In jedem Fall spielen Karriereperspektiven für Ausbildungsbewerber eine Schlüsselrolle, bestätigt auch BIBB-Präsident Esser.