Ausländische Azubis für deutsche Handwerksbetriebe

Firmenchef Heiko Seeger beschäftigt seit September zwei junge Spanier. Er ist nur ein Beispiel von vielen, denn das neue Förderprogramm "MobiPro-EU" erleichtert jungen Ausländern den Zugang zu einer Ausbildung in Deutschland.

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    © Elektro Seeger
    Firmenchef Heiko Seeger mit Neu-Azubi Vicente Garcia Guardiola, rechts Werkstattleiter Thomas Hauser.
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    © Chart: handwerk magazin
    Die Angaben beziehen sich auf die Altersgruppe der unter 25-Jährigen. Im Durchschnitt liegt die Jugendarbeits­losenquote in der EU bei 23,3 Prozent.

Gastgeschenk für junge Ausländer

Natürlich ist es auch für Elektroinstallateurmeister Heiko Seeger ein Experiment, wenn er ab September zwei junge Spanier in seinem Handwerksbetrieb in Rohrdorf bei Nagold beschäftigt. Aber er ist sehr zuversichtlich, dass alles klappt, schließlich hat einer, Vicente Garcia Guardiola aus Alicante, schon zwei Monate Praktikum im Betrieb absolviert. Und der Firmenchef war höchst zufrieden.

Ähnlich wie im Betrieb von Heiko Seeger fangen zum neuen Ausbildungsjahr viele junge Spanier, Portugiesen oder Griechen in deutschen Handwerksbetrieben eine Ausbildung an. Denn das neue Förderprogramm „MobiPro-EU“ erleichtert jungen Ausländern den Zugang zu einer Ausbildung in Deutschland und hilft Handwerksunternehmen, einen Lehrling aus einem EU-Ausland mit hoher Jugendarbeits­losigkeit zu finden und einzustellen.

Hemmnisse abbauen

Zur Sicherung des Fachkräftebedarfs in Deutschland und als Beitrag gegen die hohe ­Jugendarbeitslosigkeit in Europa hat das Bundesministerium für Arbeit und Soziales das Sonderprogramm „Förderung der beruflichen Mobilität von ausbildungsinteressierten Jugendlichen und arbeitslosen jungen Fachkräften aus Europa“ (MobiPro-EU) entwickelt. Es soll Hemmnisse abbauen, die in der Praxis häufig die Mobilität Jugendlicher und junger Erwachsener aus anderen EU-Staaten in den deutschen Ausbildungs- und Arbeitsmarkt beeinträchtigen. Zielgruppe sind junge Menschen aus der EU im Alter von 18 bis 35 Jahren, die eine betriebliche Berufsausbildung in Deutschland aufnehmen wollen und über einen Schulabschluss im Herkunftsland, aber keine abgeschlossene Berufsausbildung verfügen. Das Programm fördert aber auch Leute, die eine qualifizierte Beschäftigung in einem Engpass- oder Mangelberuf in Deutschland aufnehmen wollen und arbeitslos gemeldet sind. Die Förderung besteht in erster Linie aus finanziellen Zuschüssen für die Azubis für Sprachkurse, Anreise und Lebensunterhalt (siehe Kasten unten).

  • Rat: Nutzen Sie die Chance
  • Sicher ist es komplizierter, einen jungen Spanier als Lehrling einzustellen als einen deutschen. Aber sehen Sie es einfach als Chance für beide Seiten. Sie geben einem jungen Menschen eine Perspektive und können gleichzeitig etwas gegen Ihr Nachwuchsproblem tun. Fragen Sie bei Ihrer Handwerkskammer und Arbeitsagentur nach, dort erfahren Sie, wer Ihnen bei der Suche hilft.

Hochmotivierte Arbeitssuchende

Holger Klemke, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Calw, hat für Handwerker aus seiner Region die Initiative ergriffen und im Rahmen von MobiPro-EU jungen Spaniern in Alicante das deutsche Ausbildungssystem erklärt. „Ich traf auf hochmotivierte Arbeitssuchende“, erzählt Klemke. Neun Spanier kamen im Frühjahr nach Deutschland und machten Praktika in Betrieben. Sechs fangen im September eine Ausbildung an – für Klemke ist das ein Erfolg. Denn einfach sei es für die jungen Leute keinesfalls, ihre Heimat zu verlassen und eine Ausbildung hier anzufangen. Klemke bemängelt, dass das Förderprogramm MobiPro-EU keine Trägerzulassung hat, denn dann könnten die Träger finanziell in Vorleistung gehen und den Arbeitssuchenden noch effektiver helfen.