Aufgeben gilt nicht

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Wettbewerb: Unternehmerfrau im Handwerk

Unternehmerfrauen Wo andere längst aufgegeben hätten, hat sie angepackt: Birgit Rodler hat ein insolventes Unternehmen auf eigene Faust wieder aufgebaut zunächst in der heimischen Garage.

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    An ihrem Stickautomaten ist die Geschäftsführerin Birgit Rodler morgens die Erste.
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    © Chart: handwerk magazin
    Immer noch wagen weniger Frauen als Männer eine Betriebsgründung. Dabei verfügen Frauen über viele Potenziale. Laut IHK-Gründerreport lag der Anteil der Gründerinnen 2010 bei 40 Prozent.
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    Zwei aus dem langjährig eingeschworenen Marktleugaster Team: Birgit Rodler mit ihrer älteren Schwester.
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    An ihrem Stickautomaten ist die Geschäftsführerin Birgit Rodler morgens die Erste.

Aufgeben gilt nicht

Das Leben im strukturschwachen oberfränkischen Marktleugast verwöhnt die Menschen wahrlich nicht: Arbeitsplätze sind knapp, die Jobs oft hart, Alternativen rar. Als ihr Gehalt nicht mehr regelmäßig kommt, ahnt die gelernte Stickerin und Näherin Birgit Rodler, was ihr nach 20 Beschäftigungsjahren bei der Meinel Fahnenfabrik bevorsteht. Ein Zettel am schwarzen Brett bestätigt ihre Befürchtung: das Unternehmen ist insolvent. Kurz darauf erhält sie ihre Kündigung. So wie die 45 anderen Beschäftigten der Fabrik. „Das war eine schlimme Zeit“, erinnert sich Rodler später, als alles längst wieder gut ist. „Mein Mann war in Kurzarbeit, mein Sohn gerade mitten im Studium. Die Existenzängste waren enorm.“ In einer Situation, in der andere unter der Belastung zusammenbrechen, unternimmt Birgit Rodler das, was sie schon als junge Frau mit einem kleinen Kind und zu wenig Geld in der Familienkasse getan hat: Sie verschiebt das Grübeln auf später, mobilisiert von Wer-weiß-woher ihre Kraftreserven und klotzt ran.

Alles oder nichts

Sie, die bei ihrem alten Arbeitgeber als letzte Arbeiterin die Produktion abgewickelt hat, erwirbt bestärkt durch Freunde und Familie gemeinsam mit ihrer Schwester Sonja Oelschlegel und Doris Rau die Insolvenzmasse. Und die anderen vertrauen ihr. „Drei Familien haben ihre Häuser verpfändet und alles Ersparte in dieses Projekt gesteckt“, so Rodler. Für einen Kredit bei der Sparkasse bekam die heute erfolgreiche Geschäftsfrau damals, im Krisenjahr 2009, nicht einmal einen Termin. „Ich wusste, die Kunden werden kommen, aber viele haben nicht so recht an uns geglaubt“, sagt sie heute. „Die Motivation war zwar hoch, aber keine der neuen Geschäftsführerinnen hatte wirklich Erfahrung in der Unternehmensgründung.“ Und fremde Geschäftsführer, die zwar den Profit kennen, aber nicht die Plackerei an den Maschinen, will sie nicht. Einen Bezug zur Handarbeit und die Liebe zum Werk sind ihr wichtiger als ein weltmännisches Auftreten.

Anfang in der Garage

Doch Birgit Rodler wäre nicht sie selbst, wenn sie nicht ihre Beharrlichkeit einsetzen würde: Die Betriebsübernahme ist noch nicht einmal beschlossene Sache, als sie bei den Großkunden ihres ehemaligen Arbeitgebers vor der Tür steht und für ihr zukünftiges Unternehmen wirbt. Heim kehrt sie mit einer Tasche voller Aufträge. Weil in den Wirren der Übernahme ein Firmengebäude fehlt, starten die Frauen übergangsweise so wie andere erfolgreiche Gründer nach dem Zweiten Weltkrieg: in der heimischen Garage. „Zwei Einkopf-Stickautomaten haben wir bei uns zu Hause aufgestellt und dann habe ich zwei Wochen lang kein Tageslicht gesehen“, so Rodler. Produktionsausfälle kann sich das junge Unternehmen nicht erlauben, auch wenn es erst später in größere Räume umziehen kann.

Qualität entscheidet

Hilfe bei der Unternehmensführung bekommen die Unternehmerinnen schließlich von den Aktivsenioren Bayern. Bernhard Schubert übernimmt ehrenamtlich die Beratung. Und weil zuerst einmal ein Firmenname her muss, einigen sich alle gemeinsam auf den Namen AFW Stickerei - das steht für Abzeichen, Fahnen, Wimpel.

Als Mitarbeiter stellt Birgit Rodler Menschen ein, die sie schon lange gut kennt: ihre alten Kollegen. Alle zwischen 40 und 60 Jahre alt und damit in einem Alter, in dem der Arbeitsmarkt nicht mehr viele Möglichkeiten für einen Jobwechsel bietet. Und so passiert an etlichen Abenden im oberfränkischen Marktleugast das kleine Wunder, das älteren Arbeitslosen in Deutschland viel zu selten passiert: Das Telefon läutet und eine freundliche Stimme am Ende der Leitung fragt: „Magst Du bei mir anfangen?“ Obwohl der kleine Betrieb in Marktleugast bei Kulmbach keine Unsummen für Werbung oder Marketing ausgibt, sind die Produkte der AFW Creativ Stickerei weltbekannt. In dem kleinen oberfränkischen Ort werden für jedes Länderspiel der Fußball- Nationalmannschaft die Übergabewimpel hergestellt. Mit den offiziellen Wimpeln des Deutschen-Fußball-Bundes, den hochwertigen Meinel-Karnevalsmützen und handbestickten Fahnen beschäftigt die AFW Creativ Stickerei 20 Mitarbeiter. „Statt auf billige Ware setzen wir aus Tradition auf hochwertiges Handwerk“, sagt Rodler. Damit schlagen die Oberfranken auch die Billligkonkurrenz aus dem Rennen. 80 Prozent der reich verzierten und bis zu 400 Euro teuren Mützen für die Mitglieder der Kölner Karnevalsvereine kommen von AFW. Das schaut sich auch der ehemalige Verteidigungsminister Karl Theodor zu Guttenberg an. Eine eigens für ihn angefertigte Faschingskappe holt er sich persönlich in der Stickerei ab.

Authentisch bleiben

Trotz gut gefüllter Auftragsbücher sind Birgit Rodler, Doris Rau, Sonja Oelschlegel und Bernhard Schubert sich selbst treu geblieben. In ihrer oberfränkischen Heimat verwurzelt, ihren Mitarbeitern gegenüber loyal und mit traditionellen Werten geht es ihnen nicht um riesige Gewinnmargen. Sie sind froh, wenn das Geschäft gut läuft und sie ihren Mitarbeitern eine sichere Zukunft bieten können. „Unser Erfolgsrezept ist Sparsamkeit und ein sehr persönliches Verhältnis zu unseren Kunden“, sagt Rodler. Bei den Kunden kommt ihre freundliche und offene Art gut an. Die treibende Kraft hinter dem Firmenmarketing ist ihre Motivation. „Sie lässt nichts unversucht, um Kontakte zu knüpfen und auf uns aufmerksam zu machen, selbst Einladungen in den Bayrischen Landtag nimmt sie wahr“, sagt Schubert.

Als Vorbild führen

Birgit Rodler hat geschafft, wovon viele Geschäftsführer träumen. In ihrem Betrieb herrscht nicht nur eine familiäre Stimmung - Motivation liegt geradezu in der Luft. Dicht an dicht stehen die Maschinen zum Nähen, Sticken und Veredeln der Kleidungsstücke. Es rattert, es dröhnt und es wird viel gelacht. Birgit Rodler ist auch nach der Geschäftsübernahme eine Arbeiterin geblieben. Sie, die Geschäftsführerin, näht, stickt und ist sich für keine Arbeit zu schade. Sich selbst sieht sie als Vorbild für ihre Mitarbeiter. Deshalb steht sie morgens um fünf Uhr als Erste am Stickautomaten, geht abends als Letzte heim und führt ihren Betrieb mit Tatkraft, Verstand und Herzlichkeit. Und die Geschäftsführer mit dem weltmännischen Auftreten? Ach ja, die könnten noch viel von ihr lernen.