Sie nähten Fußbälle, stachen Formen für Stringerle oder fertigten Wanderstöcke für Gesellen. Ein neuer Bildband zeigt wunderbare Fotos aus der Geschichte des Handwerks. Und erinnert an die Tradition unserer Gewerke.
Von Olaf Deininger
Auf vielen Bildern schimmert er durch: Der Stolz! Der Stolz auf die Arbeit, das Werk, das Ergebnis. Man sieht natürlich auch die Mühe, den Schweiß und die Plage, man erkennt die Sorgfalt und Konzentration, die das abverlangt. Aber das gehört dazu.
All das zeigen rund 150 Bilder, durchweg alte Schwarz-Weiß-Aufnahmen, fünfzig, einhundert Jahre alt oder älter, die Michaela Vieser für den jetzt erschienenen Bildband „Altes Handwerk“ zusammengetragen hat. Drei Monate stöberte sie dafür im Archiv der Stiftung Preußischer Kulturbesitz.
Es sind viele Motive ausgestorbener oder zumindest rar gewordener Gewerke dabei: Etwa der Fußballnäher von 1931, der Bürsten- und Besenbinder aus Wildenstein/Württemberg aus dem Jahr 1987, der Korbmacher aus dem gleichen Jahr, den Seiler aus Berlin-Neukölln von 1920, den Wagner oder Stellmacher aus dem Schwäbischen Schorndorf von 1980.
Es sind Tätigkeiten, die heute von Maschinen hinter Fabrikmauern oder von Menschen in fernen Ländern ausgeführt werden. Oder aber welche, die es nicht mehr gibt, die keiner mehr braucht, die ausgestorben sind.
"Ich habe Bilder ausgewählt, die Atmosphäre haben, auf denen man etwas vom Leben mitbekommt", sagt Vieser auf Spiegel Online. Vor allem die Details faszinierten sie, der Staub auf den Schuhen der Arbeiter, die Katze auf dem Schemel in der Werkstatt: "Da spielt auch die Sehnsucht mit. Heute arbeitet jeder allein am PC, damals waren ganze Räume mit Arbeit gefüllt."
Und so ist es: Die Motive erinnern daran, wie es sich anfühlt eine Fähigkeit, ein Handwerk zu beherrschen. Und wie stolz es uns machen kann. Ein schönes und empfehlenswertes Buch.
"Altes Handwerk, Vom Verschwinden der Arbeit", Herausgegeben und kommentiert von Michaela Vieser, € 39,95, Edition Braus, Berlin 2013, www.editionbraus.de