Airbag für den Fuhrpark

Kfz-Versicherung | Umsteigen und einen neuen Anbieter für Fuhrpark-Policen zu suchen kann sich in diesem Jahr lohnen. Viele Versicherer locken jetzt mit neuen Tarifen für den Betrieb.

Airbag für den Fuhrpark

Die ersten Anbieter sind bereits mit aufgefrischten oder gänzlich neuen Versicherungstarifen speziell für kleinere gewerbliche Fuhrparks unterwegs. Andere gehen damit demnächst an den Start. Dazu kommen zeitlich begrenzte Schnäppchenangebote, auf die Kunden bekanntlich immer wieder abfahren. „Die Luft ist raus. Die Kfz-Versicherer haben nichts mehr zu verschenken“, bremst Versicherungsberater Hans-Hermann Lüschen aufkommende Euphorie.

Das räumt auch der Spitzenverband der Assekuranz, GDV, ein. Zur Jahresmitte lagen die durchschnittlichen Jahresprämien bei 234 Euro in der Kfz-Haftpflicht und bei 278 Euro in Vollkasko und damit „auf einem Niveau, wie wir es zuletzt vor rund 25 Jahren gesehen haben“, klagte zur Halbjahresbilanz in Berlin der Chef des GDV-Hauptausschusses Schaden- und Unfallversicherung Edmund Schwake. Er befürchtet, dass sich im gewerblichen Bereich ansteigende Fahrleistungen infolge anziehender Konjunktur über kurz oder lang negativ auf die Schadenkurve auswirken könnten. Vor diesem Hintergrund bahnt sich nach seinen Worten in der Prämienpolitik der Autoversicherer eine Trendwende an. Es würden dann Anpassungen nach oben vorgenommen. Auf der anderen Seite beobachtet Lüschen schon geraume Zeit versteckte Verteuerungen. „Die Anbieter stutzen einfach das Tarifwerk“, empört sich der unabhängige Versicherungsberater aus Berlin. Bei einer Gesellschaft können es acht und mehr Tarifvarianten sein. „Es ist anstrengend, die einzelnen Bausteine zu zerpflücken. Und weil das Kleingedruckte meist nicht gelesen wird, kommt man erst im Schadenfall dahinter, was da alles fehlt“, erklärt der Versicherungsberater.

„Schaufenstertarife die Kunden anlocken sollen und im Grunde das Ausstattungsniveau der 90er-Jahre widerspiegeln“, so sieht es Alois Schnitzer, Mitarbeiter der Nummer zwei am Kfz-Versicherungsmarkt, Huk-Coburg. Was damals das Nonplusultra war, läuft heute nach seinen Worten oft als Basistarif. Zusätzliche Leistungen würden jedoch oft überteuert angeboten. Kunden sollten genau nachrechnen und vergleichen. Die neuen Angebote im Überblick.

Branchenbezogene Angebote, darunter auch für das Bauhandwerk, macht neuerdings die Zurich-Gruppe mit ihrem renovierten Kleinflottentarif – ab fünf bis 15 Fahrzeuge (Pkw, Lieferwagen). „Das heißt nicht, dass wir bestimmte Branchen nicht wollen. Nur, für die ausgewählten 166 Branchen können wir ein günstigeres Angebot abgeben“, so Martin Wehner, bei der Zurich zuständig für das Flottengeschäft.

Je nach Branche gibt es Prämiennachlässe von fünf oder zehn Prozent in Haftpflicht und Vollkasko. Der Wagen des Firmenchefs fährt sofort in SF 30. Außerdem in der Police mitversichert: Neuwertentschädigung bis zu einem Jahr für Pkw/Totalschaden sowie grobe Fahrlässigkeit; Sonderausstattung und Zubehörteile bei Pkw bis 7500 Euro, bei Lieferwagen bis 10000 Euro; Marderbiss und Folgeschäden bis 3000 Euro; Kostenübernahme für gestohlene Schlüssel. Bei einem Anbieterwechsel kann der Kunde seinen Schadenfreiheitsrabatt mitnehmen. Gegen Zuschlag versicherbar sind GAP-Deckung und Rabattretter.

Auf Komplett-Service setzt man bei der Nürnberger Versicherung mit einem Baustein-Angebot für den Fuhrpark kleiner und mittlerer Firmen. Das Flotten-Management-Paket ab fünf bis 200 Fahrzeuge, das bis zum September am Markt eingeführt sein soll, besteht aus drei wählbaren Bausteinen. Erstens: Flottenservice mit Beratung, Verwaltung und Report inklusive Serviceleistungen wie Wartung, Instandhaltung, Reparaturen, Schadenmanagement. Das Angebot gilt für alle Fahrzeugtypen, auch für schwere Nutzfahrzeuge und gemischte Flotten. Zweitens der Flottenschutz: Autoversicherung unter anderem mit GAP-Versicherung für Leasing-Fahrzeuge und Gewinnbeteiligung bei entsprechendem Schadenverlauf. Dritter Baustein ist die Transportversicherung.

In doppelter Ausführung gibt es ab 1. Oktober den bereits bekannten „Bauprotect-Tarif“ der VHV für Baubetriebe – ab einem Fahrzeug (Pkw/Lieferwagen). Die Klassik-Variante nach dem Baukastenprinzip deckt auch grobe Fahrlässigkeit sowie Neuwertentschädigung für Pkw und Lieferwagen bis 14 Monate (bislang sechs Monate). Gegen Zuschlag sind Deckungserweiterungen möglich. Bei der Premium-Variante reicht die Neuwertentschädigung bis 18 Monate. Abgedeckt sind hier außerdem Kurzschluss- und Schmorschäden an elektronischen Bauteilen, Brems-, Betriebs- und Bruchschäden (BBB-Schäden). Enthalten in der Police, ist auch die GAP-Deckung für geleaste Pkw/Lieferfahrzeuge.

Für Firmen-Pkw bietet die Signal Iduna seit August zwei abgestufte Tarifvarianten: „Exklusiv“ und „Optimal“ – beide mit Versicherungsschutz bei grober Fahrlässigkeit, mit Rabattretter, Neuwertentschädigung von zwölf oder sechs Monaten, Versicherung von Fahrzeug- und Zubehörteilen bis 10000 Euro oder 5000 Euro und erweiterter Wildschadenklausel mit unterschiedlicher Abstufung. Bei der teureren Exklusiv-Variante wird darüber hinaus auch bei BBB-Schäden und Marderbissfolgeschäden gezahlt sowie für gestohlene Navigationsgeräte.

Aufpeppen und abspecken, nach diesem Motto verfährt die Axa. Gegen Prämienaufschläge zwischen zehn und 20 Prozent lässt sich der gleichnamige Tarif auch für Firmen-Pkw neuerdings wahlweise um drei zusätzliche Bausteine aufstocken: Das sind die so genannte Allgefahrendeckung in Vollkasko (Optimum plus), ein spezieller Rabattretter für Kasko und Haftpflicht, der schon ab SF 4 greift (Joker plus). Schadenservice in Kasko (Mobil plus). Anders der vierte neue Baustein (Spezial). Kombiniert mit dem Axa-Light-Tarif „Alternativ“ reduziert er dessen Preis nochmals um bis zu zehn Prozent und den Risikoschutz auf Basisniveau – unter anderem ohne Neuwertentschädigung, Marderbissfolgeschäden und Mallorcapolice. Das Fahrzeugzubehör ist bis 1000 Euro mitversichert.

Im Januar 2008 kommt die neue Kfz-Branchen-Police von der R+V auf den Markt, zu der dann auch Bauhaupt- und Baunebengewerbe Zugang haben. Flotten zwischen drei und neun Fahrzeugen sind dann versicherbar – im derzeit noch aktuellen Mittelstandstarif fünf bis 14 Kfz. Der neue Versicherungsschutz ist auch ausgeweitet auf Zugmaschinen, Busse, und Krafträder. Neuwertentschädigung gibt es für Pkw dann bis 18 Monate/Totalschaden oder bis zwölf Monate/Diebstahl. Für schwere Lkw und Sattelzugmaschinen sind es bis zwölf Monate/Totalschaden – derzeit nur für Pkw generell zwölf Monate. Versichert ist mit den bekannten Ausnahmen grobe Fahrlässigkeit. Nutzfahrzeuge fahren beim Einstieg im neuen Tarif nicht schlechter als SF 2 (Haftpflicht) oder SF 3 (Vollkasko), Pkw (SF 3) – derzeit in der tatsächlichen Schadenfreiheitsrabattklasse. Die Prämie ist branchenabhängig. Bei Pkws kommt ein Großkundentarif zum Tragen.

Auch im neuen Tarif gibt es Rabatte zum Mitnehmen, Rabattretter und keinen Abzug „neu für alt“. Elektronische Geräte inklusive Navi sind in Pkw weiterhin ohne Obergrenze mitversichert, in sonstigen Fahrzeugen bis 5000 Euro. GAP-Deckung für Pkw/Lkw/Lieferwagen/Sattelzugmaschinen sowie Pkw-Schutzbrief sind gegen Zuschlag erhältlich.

Für Anfang Oktober sind auch ein neuer Kfz- sowie Fuhrparktarif von Gerling/HDI zu erwarten, wie auf Nachfrage zu erfahren war. Wie das bisherige Flottenprodukt des HDI – ab drei Fahrzeugen – soll es auch wieder über den Kooperationspartner Inter vertrieben werden.

Die DBV Winterthur lockt hier noch bis Ende Oktober mit kostenfreier GAP-Deckung sowie Absicherung von BBB-Schäden für kleine Firmenflotten ab sechs Fahrzeugen und einer Jahresprämie ab 5000 Euro. Einbezogen sind dabei auch Lkw, Lieferwagen und Zugmaschinen. Normalerweise geht beides gegen Prämienzuschlag nur für Pkw.
Carla Fritz

cornelia.hefer@handwerk-magazin.de