Kaufpreis: So bewerten Experten ein Unternehmen

Viele Firmenchefs haben überzogene Vorstellungen davon, wie viel ihr Lebenswerk heute wert ist. Um den Kaufpreis und damit oft auch die eigene Altersvorsorge realistisch kalkulieren zu können, lassen clevere Unternehmer und Übernehmer den Betrieb rechtzeitig objektiv bewerten.

Tagesgeld
© dapd

In der Praxis gibt es nicht die eine und richtige Bewertungsmethode. Es führen verschiedene Wege zum Ziel. In der Regel wird eine Form des Ertragswertverfahrens gewählt.

Die Pauschalmethode

Bei Handwerksbetrieben wird häufig der Durchschnittsgewinn vor Steuern und Zinsen – das sogenannte EBIT – der letzten drei bis fünf Jahre mit einem Faktor zwischen fünf und sieben multipliziert. Steuerberater wenden alternativ bevorzugt den IDW-Standard S1 des Instituts für Wirtschaftsprüfer an. Die Bewertung erfolgt, indem die prognostizierten Erträge auf einen Stichtag abgezinst werden.

Das AWH-Verfahren

Die meisten Berater der Handwerkskammer, die kostenlos Betriebe bewerten, arbeiten nach dem AWH-Verfahren. Das Kürzel steht für „Arbeitsgemeinschaft der Wert ermittelnden Betriebsberater im Handwerk“. Das Verfahren wurde auf Initiative des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks für kleine und mittlere Handwerksunternehmen entwickelt. Beim AWH-Verfahren werden die Gewinne der vergangenen Jahre analysiert und um Einmaleinflüsse bereinigt. Dann werden einzelne Wirtschaftsjahre gewichtet, wobei diejenigen jüngerer Vergangenheit einen höheren Stellenwert haben. Das Ergebnis wird dann in die Zukunft projiziert.

Knackpunkt beim Ertragswertverfahren ist grundsätzlich die Höhe des Kapitalisierungszinsfußes. In diesen fließt das unternehmerische Risiko ein. Seine Höhe variiert, abhängig von der Branche und vom finanzwirtschaftlichen Risiko. Als Basis wählen die Berater den Zins, den ein Investor am Markt auf jeden Fall für sein Geld erhalten sollte. Je höher der Risikozuschlag, desto weniger wert ist das Unternehmen. Der Zinssatz ist insgesamt ein Hebel, der sich im Ergebnis drastisch auswirkt. Das Problem: Es gibt keine eindeutigen Kriterien dafür, wie der Zuschlag zu bemessen ist. Die Erfahrung und auch die persönliche Einschätzung des Experten spielen eine entscheidende Rolle.