Ausbildung Worauf Azubis Wert legen

Im Handwerk wird der Nachwuchs in den nächsten Jahren knapper. Bieten Sie Bewerbern Extras und Perspektiven für die berufliche Zukunft, um für Ihren Betrieb Fachkräfte zu sichern.

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    Bäckereiunternehmer Winfried Fletschinger hat keine Nachwuchssorgen in seinem Betrieb.
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    Im Handwerk blieben im Berufsberatungsjahr 2011/12 anteilsmäßig die meisten Ausbildungsstellen unbesetzt.
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    „Berufliche Bildung ist in Deutschland ein Karriereturbo.“ Otto Kentzler, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks.

Worauf Azubis Wert legen

Winfried Fletschinger, Mitglied der Geschäftsleitung der K & U Bäckerei im badischen Neuenburg, kann über Nachwuchsprobleme nicht klagen. Mit einem speziellen Ausbildungsprojekt spricht Fletschinger Quereinsteiger an, die schon in einem anderen Beruf tätig waren. Rund 30 ältere Lehrlinge arbeiten derzeit in der Firma, sie durchlaufen die Ausbildung in nur zwei statt drei Jahren.

Wie Firmenchef Fletschinger entwickeln viele Handwerksbetriebe spezielle Maßnahmen und Programme, um ihr Unternehmen für den Nachwuchs attraktiv zu machen und qualifizierte Mitarbeiter langfristig ans Unternehmen zu binden. Denn der Fachkräftemangel hat längst große Teile des Handwerks erfasst. Bei den Auszubildenden herrscht in einigen Branchen schon akuter Mangel, zum Ausbildungsbeginn im September 2012 waren im gesamten Handwerk noch 15000 Ausbildungsstellen unbesetzt.

Praktikum anbieten

Der Königsweg bei der Suche nach Lehrlingen ist nach wie vor das Praktikum. „Hier erhält der Betrieb einen wesentlich besseren Eindruck vom potenziellen Mitarbeiter, als es etwa Schulnoten ermöglichen“, sagt Patrick Großheim, Experte für Personalpolitik beim RKW Rationalisierungs- und Innovationszentrum der Deutschen Wirtschaft. Optimal können Praktika ablaufen, wenn die jungen Interessenten im Team mit langjährigen Mitarbeitern zusammenarbeiten. „Der Erfahrungsaustausch untereinander, die Weitergabe von Wissen wie auch kurze und transparente Informationswege fördern die Bindung der Mitarbeiter an das Unternehmen“, weiß Großheim.

Schon den Praktikanten sollten die Firmenchefs Karrieremöglichkeiten im Handwerk aufzeigen, denn die Konkurrenz der Industrieunternehmen lockt Schulabgänger ebenfalls mit guten Aufstiegs- und Verdienstmöglichkeiten. Doch das Handwerk braucht sich nicht zu verstecken, vom Auslandsaufenthalt über vielfältige Weiterbildungsmöglichkeiten in den einzelnen Berufen bis hin zum Studium ist alles möglich (Beispiele siehe Kasten „Extras für Azubis“). So stehen bundesweit Auszubildenden des Handwerks derzeit rund 2000 Zusatzqualifikationen und 450 duale Studiengänge offen.

Hilfen für schwächere Bewerber

Karriere im Handwerk können aber auch Jugendliche mit weniger guten Schulleistungen machen. Denn die Betriebe können es sich in Zukunft nicht mehr leisten, nur auf die Besten zu setzen.

Unternehmer müssten auch „die individuellen Stärken und Talente der vermeintlich schwächeren Bewerber herausfinden“, betont Hannelore Plicht vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg.

Wer sozial Benachteiligten, Jugendlichen mit schlechten Sprachkenntnissen oder Behinderten individuelle Hilfen bietet, wird sich langfristig zuverlässige und kompetente Fachkräfte sichern, die dem Unternehmen auch die Treue halten. Es gibt zahlreiche Fördermöglichkeiten für diese Azubis, ein Beispiel sind die ausbildungsbegleitenden Hilfen, organisiert von den Arbeitsagenturen. Hier wird über Förderunterricht und wenn nötig sozialpädagogische Betreuung ermöglicht, dass Lehrlinge den Berufsabschluss schaffen.

Dachdeckermeister Lars Thullesen aus Neumünster geht sogar noch einen Schritt weiter: Er beschäftigt auf eigene Kosten einen Nachhilfelehrer für seinen Berufsnachwuchs. „Wir finden auf diesem Weg einen Großteil unserer Auszubildenden“, zieht Thullesen zufrieden Bilanz. ◇

reinhold.mulatz@handwerk-magazin.de

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