„Schluss mit den Prämien“

Gehälter Statt willkürlich „Leckerli“ zu verteilen, sollten Chefs ihre Mitarbeiter lieber besser bezahlen und auch mal loben.

k VitaKlaus Steinseifer hat nach Banklehre und Meisterprüfung erfolgreich den elterlichen Malerbetrieb geführt. Seit 20 Jahren ist der „Praktiker mit Handwerks-Leidenschaft“ als Coach und Berater tätig. - © Steinseifer

„Schluss mit den Prämien“

Wenn Unternehmer die Erfüllung der einfachsten Aufgaben mit Prämien belohnen, treibt mir das die Zornesröte ins Gesicht. Denn dahinter steckt nichts anderes als pures Misstrauen. Der Chef traut nämlich seinen Leuten einfach nicht zu, dass sie eigenverantwortlich ihre Aufgaben erledigen. Anstatt die Menschen für die Grundvoraussetzungen einer guten Zusammenarbeit ordentlich zu bezahlen, werden, als Ausgleich der fehlenden Führungs- und Motivationsqualitäten, die zusätzlichen „Leckerlis“ für Alles und Jedes etabliert.

Den Begriff „Leckerli“ habe ich aus der Hundeerziehung übernommen, denn es ist ein sehr guter Vergleich mit dem Prämienlohnsystem. Die professionellen Hundeausbilder haben immer die Tasche mit Leckerli am Gürtel, um die gut ausgeführten Kommandos bei ihren Hunden sofort zu belohnen. Komisch, es gibt doch tatsächlich Hunde, die die Kommandos auch ohne die Belohnung „Leckerli“ ausführen. Ich selbst hatte auch einmal eine Boxerhündin, die ich geliebt, manchmal verwöhnt, gut erzogen, gelobt und, wenn es erforderlich war, geschimpft habe. Sie hörte auf jedes Kommando, weil ich ihr wichtig war und sie wusste, dass es ihr bei mir sehr gut ging. Ich war der Chef, die Bezugsperson in ihrem Leben und zuständig für ihre Motivation.

Verzeihen Sie mir diesen direkten, aber sinnvollen Vergleich. Schaffen Sie den Prämienlohn ab, schenken Sie Ihren Mitarbeitern das Vertrauen, das ihnen gebührt - und setzen Sie grundsätzliche Dinge auch ohne „Leckerli“ in der Zusammenarbeit voraus. Motivieren Sie Ihre Mitarbeiter sinnvoll und zum richtigen Zeitpunkt. Ein Lob ist oft viel mehr wert als ein „Leckerli“. Ein Lob macht aber nur dann wirklich Sinn, wenn auch die Bezahlung stimmt.

In einer Seminarveranstaltung sagte der Chef eines Handwerksunternehmens einmal zu mir: „Als ich mich bei einem Mitarbeiter für die tolle Arbeit bedankte, bekam ich zur Antwort, dass er vorige Woche mit einer Tüte voller „Dankeschöns“ im Supermarkt gewesen sei, dort aber nichts dafür bekommen hätte!“ Na, stimmt hier die grundsätzliche Bezahlung oder was ist sonst noch so im Argen in diesem Unternehmen?

Prämienlohnsysteme schaffen Misstrauen unter den Mitarbeitern, denn die eine Gruppe hat sowieso immer die guten Baustellen, bei denen es Prämien gibt, und die anderen gehen eh immer leer aus. Die Missstimmung ist vorprogrammiert, der toll geplante Motivationsschuss des Prämienlohnsystems geht nach hinten los und entwickelt sich zum selbstlaufenden Demotivationsmotor.

Mein Rat: Sorgen Sie für einen echten Anreiz, von dem alle etwas haben, und denken Sie über eine Gewinnbeteiligung nach. Da gibt es viele funktionierende Systeme, die nicht auf Misstrauen gründen und für Ihre Mitarbeiter eine wirkliche Anerkennung darstellen.

kerstin.meier@handwerk-magazin.de