- Interview „Nicht nur der Euro zählt”

Britta Schulz, Leiterin der Betriebsberatung bei der Handwerkskammer Münster, erklärt im Interview, warum Geld für die Mitarbeiter nicht alles ist.

Britta Schulz, Leiterin der Betriebsberatung bei der HWK Münster. - © Schulz
- Interview

„Nicht nur der Euro zählt”

handwerk magazin: Welchen Stellenwert hat das Gehalt für die Mitarbeiter im Handwerk?

Britta Schulz: Grundsätzlich hat das Gehalt im Handwerk einen hohen Stellenwert. Es ist allerdings nicht das einzige Kriterium für die Mitarbeiter, in einem bestimmten Betrieb zu arbeiten. Weitere wichtige Faktoren sind etwa flexible Arbeitszeiten, Familienfreundlichkeit und ein gutes Betriebsklima.

Liegt es an der Bezahlung, wenn Unternehmer keine Fachkräfte mehr finden?

Die Unternehmer sind manchmal gar nicht in der Lage, ihren Fachkräften mehr Geld zu bezahlen. Dadurch kommt es dann auch schon mal zur Abwanderung in die Industrie. Hinzu kam bislang, dass der Arbeitsplatz in einem größeren Betrieb als sicherer galt. Dies scheint heute nicht mehr der Fall zu sein. Chef und Mitarbeiter im Handwerk kennen sich häufig seit vielen Jahren und arbeiten zum Beispiel gemeinsam bei den Kunden. Und gemeinsam sind sie auch durch die Krise gekommen. Das ist oft mehr Wert als einige zusätzliche Euros.

Wie laufen Gehaltsverhandlungen zwischen Chef und Mitarbeiter nach Ihrer Erfahrung ab?

Die Gehaltsverhandlungen finden in einem persönlichen Gespräch zwischen Chef und Mitarbeiter statt. Die Initiative ergreift fast immer der Mitarbeiter. Eine außertarifliche Gehaltserhöhung gibt es häufig aufgrund von zusätzlichen Aufgaben und anfallender Mehrarbeit.

Welche Zusatzleistungen sind im Handwerk für gewerbliche Mitarbeiter und Führungskräfte üblich?

Das hängt vor allem von der Branche ab. Üblich sind solche Leistungen etwa im Maschinenbau sowie in der Metall- und Elektrobranche. Bei gewerblichen Mitarbeitern zählen dazu vor allem flexible Arbeitszeiten, Prämien, Zuschläge bei Mehrarbeit, vermögenswirksame Leistungen sowie auch mal die Nutzung der Firmenfahrzeuge für private Zwecke. Die Führungskräfte erhalten oft Boni, einen eigenen Dienstwagen oder auch Gutscheine zum Tanken.