„Eine gute Zeit zum Investieren“

Finanzen Die Volksbanken sind die wichtigsten Finanziers des Handwerks. Ob sie auch trotz Basel III zu den Betrieben stehen, verrät Verbandspräsident Uwe Fröhlich.

  • Bild 1 von 2
    © Hans Scherhaufer
    k VitaUwe Fröhlich, 49, ist seit 2008 Präsident des Bundesverbandes der Volks- und Raiffeisenbanken. Zuvor war er Vorstand der Berliner Volksbank und bei IMBM Deutschland zuständig für Financial Services.
  • Bild 2 von 2
    © Hans Scherhaufer

„Eine gute Zeit zum Investieren“

Alle Banken klagen über die Folgen der Finanzkrise. Mit einer Ausnahme: Die Volks- und Raiffeisenbanken stehen glänzend da. Kaum Ausfälle, mehr Kreditzusagen und steigende Marktanteile - auch im Handwerk. Im Interview mit handwerk magazin erklärt der Präsident des Bundesverbandes der Volks- und Raiffeisenbanken, Uwe Fröhlich, was die Genossenschaftsbanken anders machen als andere Institute.

handwerk magazin: Wir haben eine der schlimmsten Finanzkrisen hinter uns. Trotzdem haben die Volksbanken und Raiffeisenbanken mehr Kredite vergeben. Wie geht das zusammen?

Uwe Fröhlich: Die Genossenschaftsbanken waren von der Krise nicht stark betroffen. Da wir keine Kapitalengpässe zu verzeichnen hatten, sind wir nicht auf die Kreditbremse gestiegen. Wir haben unser Nettokreditgeschäft sogar um fast fünf Prozent, verglichen mit dem Vorjahr, ausgeweitet.

Konkret: Warum ließ die Krise Sie kalt?

Das liegt an unserem Geschäftsmodell. Wir nehmen regional Einlagen herein und geben regional Kredit. Wir haben Kredite vergeben, als andere Banken sich zurückhielten. Auf diese Weise haben wir deutlich Marktanteile in der Mittelstands- und Handwerksfinanzierung gewonnen.

Wie viele Kunden sind zu Ihnen gewechselt?

Per September 2010 haben wir unseren Marktanteil im Finanzierungsgeschäft mit dem Mittelstand auf knapp 28 Prozent erweitert.

Um welche Finanzierungen geht es dabei aktuell vor allem?

Volksbanken und Raiffeisenbanken sind klassische Fremdkapitalfinanzierer. Derzeit handelt es sich vor allem um Investitionsfinanzierungen. Dank der erfreulichen Konjunktur tätigen viele Firmen Erweiterungsinvestitionen. Auch das Handwerk investiert kräftig. Hier vergeben wir viele Betriebsmittelkredite.

„Basel III wird Finanzierungen nicht verteuern.“

Werden Sie im laufenden Jahr noch mehr Kredite vergeben als 2010?

Wir rechnen damit, dass der konjunkturelle Aufschwung weitergeht. Damit sollte eine steigende Kreditnachfrage einhergehen. Daran werden wir sicherlich einen großen Anteil haben. Ich rechne damit, dass wir wieder rund fünf Prozent mehr Kredite vergeben als im vergangenen Jahr.

Ist es für die Betriebe leichter geworden, an die Kredite heranzukommen?

Ja, die Kredithürde ist in den letzten Monaten deutlich gesunken. Wenige Ausnahmen sind Branchen wie der Bau oder das verarbeitende Gewerbe. Zudem sind die Zinsen nach wie vor historisch niedrig. Es ist eine ausgesprochen gute Zeit für Investitionen.

Kommen auch Gründer leicht an Geld?

Das ist einer der wesentlichen Bausteine unseres gewerblichen Geschäfts. Wir finanzieren jeden vierten Existenzgründer. Dabei hilft uns unser enger Kontakt zu den Förderbanken und den Bürgschaftsbanken.

Das staatliche Konjunkturpaket läuft aus. Brauchen die Firmen weitere Förderung?

Die Konjunkturpakete haben uns gut durch die Krise gebracht. Doch jetzt sollten sie auslaufen. Gleichwohl muss der Staat weiter investieren - vor allem in Infrastruktur und Bildung. Aktuell ist die Investitionsquote zu niedrig.

Sie drohen Ihr Fördergeschäft einzuschränken, falls die Volksbanken ebenfalls die Bankenabgabe zur Krisenvorbeugung zahlen sollen. Warum?

Die Regelung ist unfair aus zwei Gründen. Zum einen soll bei uns das Fördergeschäft zur Bemessung der Bankenabgabe mit angerechnet werden, reine Förderbanken müssen aber nichts zahlen. Zum anderen soll mit der Bankenabgabe ein Re-strukturierungsfonds für notleidende Banken gefüllt werden. Die Genossenschaftsbanken haben aber schon eine eigene Sicherungseinrichtung. Da die Bankenabgabe aber nun beschlossen ist, müssen auch wir zahlen. Falls in der kommenden Verordnung der Bundesregierung die Förderkredite nicht ausgenommen werden, ist leider mit einer Verteuerung der Kredite zu rechnen.

Viele Unternehmen befürchten, dass auch die neuen Eigenkapitalregeln für Banken, Basel III, Kredite verteuern. Stimmt das?

Nein, nicht bei den Volksbanken. Für uns sind die Anforderungen sportlich aber gut machbar. In den Kreditkonditionen werden sich die neuen Regeln voraussichtlich nicht niederschlagen.

Drohen der Wirtschaft neue Risiken?

Es gibt Risikofaktoren. Der Kurs der Geldpolitik in den USA, aber auch in Europa ist ausgesprochen locker. Die Fed und die EZB müssen schrittweise den Ausstieg aus der Politik des leichten Geldes einleiten. Ansonsten kann es wieder zu Überhitzungen kommen. Besorgniserregend sind auch die Schuldenstände. Hier brauchen wir schnell einen dauerhaften Rettungsmechanismus, an dem auch die Gläubiger beteiligt werden.

Haben Sie Angst um den Euro?

Nein, der Euro ist und bleibt eine stabile Währung.

holger.externbrink@handwerk-magazin.de

Online exklusiv

Hören Sie Auzüge des Interviews mit dem BVR-Chef im Internet. Hier geht es zur Aufzeichnung:handwerk-magazin.de/bank

Podcast mit Uwe Fröhlich