Secondhand-Programme

PC-Software | Computerprogramme aus zweiter Hand sind billig, aber nicht ohne Risiko für den Käufer. Doch wer die rechtlichen Vorschriften beachtet, kann bis 70 Prozent des Neupreises sparen.

Insgesamt betrug das Marktvolumen von Gebrauchtsoftware 2007 rund 18,3 Millionen Euro. - © handwerk magazin

Secondhand-Programme

Ein Preisvorteil von 30 Prozent? „Das ist ein Wort“, findet Peter Hühn, als Systemadministrator in der Feinbäckerei Thiele GmbH in Göttingen zuständig für die Unternehmens-IT. Bei dem Schnäppchenangebot handelte es sich um gebrauchte Software, und Hühn griff zu, als er für die Bäckerei Windows-XP-Betriebssysteme für zusätzliche Computerarbeitsplätze und das Bildbearbeitungsprogramm Photoshop für die kleine Werbeabteilung im Hause brauchte. Das Ergebnis hat ihn überzeugt. „Es ist wie beim Kauf eines Jahreswagens: Ich bekomme kein schlechteres Produkt und spare eine Menge.“

Eigentlich ist es noch besser als bei Jahreswagen: Computersoftware kennt keine Abnutzung, sie läuft auch nach Jahren noch wie am ersten Tag. Der Handel mit Gebrauchtsoftware floriert wegen der niedrigen Anschaffungspreise, zumal viele Unternehmen die neueste Version der PC-Programme nicht brauchen oder bei Erweiterungen mitunter auf ältere Versionen angewiesen sind. Allerdings ist rechtlich noch nicht endgültig geklärt, ob überhaupt und in welchen Varianten es ohne Zustimmung der Hersteller zulässig ist, gebrauchte Software zu verwenden. Trotzdem ist es auch für Handwerksunternehmer möglich, bei der Firmensoftware zu sparen und gebrauchte Programme zu nutzen, wenn Unternehmen sich an einige Regeln halten.

Standardprogramme und Mehrplatzlizenzen, die Second-Hand-Shops bieten alles, und das „30 bis 70 Prozent unter Neupreis“, sagt Boris Vöge, Vorstand beim Händler preo Software AG. Bei Office 2007 seien es rund 30 Prozent, sogar 50 bei Office 2003. Auch „bei öffentlichen Ausschreibungen hat Gebrauchtsoftware wegen der Wirtschaftlichkeit die Nase oft vorn“, weiß Peter Schneider, Geschäftsführer bei Branchenprimus usedSoft AG mit Sitz im schweizerischen Zug. So sparte die Stadt München beim Kauf von Lizenzen für Windows 2000 über 50 Prozent.

Nur mit Erlaubnis der Hersteller

Die Softwareindustrie warnt dagegen vor solchen Geschäften: Ihre Produkte dürften nur mit Erlaubnis der Hersteller weitergegeben werden. Fehle diese, sei das Softwarepiraterie. Und da – rechnet Microsoft vor – zahle der Käufer dreimal: erstens den Kaufpreis an den Gebrauchthändler, zweitens Schadensersatz an den Hersteller für die illegale Nutzung bis zur Entdeckung, drittens Lizenzgebühr für die weitere Nutzung. Bei Vorsatz sei das außerdem strafbar. Die Gebrauchthändler halten dagegen, und tatsächlich kann jede Partei für sich Gerichtsurteile ins Feld führen.

Jetzt warten alle auf ein klärendes Wort des Bundesgerichtshofs (BGH). Das Oberlandesgericht München hat nämlich 2008 den Gebrauchthandel ohne Zustimmung des Herstellers für rechtswidrig erklärt, doch der BGH wollte das letzte Wort haben und zog das Verfahren an sich. Bis zu seinem Urteil kann es noch dauern.

Zwei Punkte sind aber schon jetzt ziemlich klar: Einerseits ist auf der sicheren Seite, wer das Einverständnis des Herstellers hat, deshalb hat zum Beispiel die Stadt München bei Microsoft nachgefragt. „Teilweise steht die Genehmigung auch in den Lizenzbedingungen“, erklärt der Kölner Anwalt Jens Barkemeyer. Andererseits erlaubt das Gesetz in bestimmten Fällen die Weitergabe auch ohne Zustimmung, und zwar für Einzelplatzsoftware, die der Hersteller auf einem Datenträger (CD) in den Handel gebracht hat. Die Softwareindustrie behauptet allerdings, das Gesetz erlaube nur die Weitergabe, nicht die Nutzung. Doch die Juristen-Mehrheit hält eine Weitergabe ohne Nutzung für sinnlos und sagt, das gehöre dazu.

Gleicher Support wie bei Neuware

Neben der Rechtssicherheit ist die zweite entscheidende Frage vor dem Gebrauchtwarenkauf, wie es mit Updates und Support aussieht. „Grundsätzlich gibt es bei legaler Gebrauchtsoftware den gleichen Support wie bei neuer, falls er nicht aus Altersgründen eingestellt wurde“, versichert Peter Reiner, Geschäftsführer bei Anbieter U-S-C in München. Gebrauchthändler preo Software bietet für anspruchsvolle Programme wie SAP eine Wartung über Partnerunternehmen.

Administrator Hühn von der Feinbäckerei Thiele sieht bei seinen Gebrauchtprogrammen ebenfalls kein Problem mit dem Support, sonst hätte er sich nicht für den Kauf entschieden.

- reinhold.mulatz@handwerk-magazin.de