Auftragssuche - Leere Auftragsbücher ade! Die Jobbörse der Bundesagentur für Arbeit ist ein Pool an Aufträgen für selbständige Handwerker - eine neue Benutzerführung ermöglicht es, gezielt Angebote zu finden.
Aufträge übers Arbeitsamt
Als Brücke zu neuen Geschäftspartnern nutzt Dachdeckermeister Frank Bolzenius aus Paderborn die Jobbörse der Bundesagentur für Arbeit (BA). Hier sucht er einen selbständigen Elektrotechnikermeister.
Seit ihrer Neugestaltung vor einem halben Jahr sollen Besucher nach Benutzergruppen sortiert durch das Onlineangebot geführt werden, die BA verspricht erhöhte Benutzerfreundlichkeit.
Ein schickes Gewand ist aber nicht alles. Nutzern kommt es vor allem auf wahrheitsgetreue Inserate an. Insbesondere, wenn sie Aufträge suchen oder vergeben. Überraschenderweise sorgen sich die wenigsten um ihre Daten. Datenschutz ist aber das A und O einer seriösen Stellenbörse.
Derzeit befinden sich etwa 356.000 Arbeitsstellen und zirka 3,8 Millionen Bewerberprofile in der Jobbörse. Im Dezember 2009 nutzten durchschnittlich 617.437 Besucher täglich das Angebot. Damit ist sie die größte Onlinejobbörse Deutschlands. Ans Netz ging sie erstmals 2003.
Als das internetgestützte Vermittlungsverfahren der BA will die Jobbörse „Arbeitsuchende und Stellenanbieter zur Begründung eines beitragspflichtigen Beschäftigungsverhältnisses zusammenführen“. Wer „selbständige Tätigkeiten“ sucht, findet auch diese.
Derzeit sind 4160 Selbständigenangebote und 4726 -gesuche online. Such- und Angebotsprofile darf nach BA-Angabe jede natürliche oder juristische Person einstellen, also alle Betriebe und Personen. „Selbständige Tätigkeit“ und „Auftrag“ unterscheidet die BA. Offiziell verbietet sie „Aufträge im Sinne von Werk- und Dienstleistungsverträgen, weil diese nicht auf ein Beschäftigungsverhältnisses ausgerichtet sind“. Das bedeutet, dass niemand Angebote einstellen darf, weil er zum Beispiel eine kaputte Heizung zu reparieren hat. Hierbei entsteht lediglich ein Dienstleistungsvertrag. Soweit die offiziellen Regeln.
Service vom Amt nutzen
Bolzenius sucht für eine Kooperation einen Elektrotechniker. Er setzt auf das Wissen des Technikers bei der Installation von Solaranlagen. Die Hälfte seiner Mitarbeiter fand er über die Börse und pflegt einen guten Kontakt zu Mitarbeitern im Amt.
Das nützte ihm sehr, als er sich 2009 auf die Suche nach einem Selbständigen begab. Ein Service der BA ist, die Profile der Anbieter nach deren Vorgaben online zu stellen. Praktisch für Bolzenius, der sich so mit der Bedienung nicht auseinandersetzen muss.
Das Design ist ihm gleichgültig, wichtig sind ihm „authentische und ungeschönte Bewerberprofile“. Er fordert: „Die BA müsste die Profilangaben auf Wahrheitsgehalt püfen.“ Aus eigenem Antrieb haben sich nur wenige Interessenten bei ihm gemeldet.
Wenn er selbst nach Bewerbern suchte, stolperte der Dachdecker oft über „Karteileichen“ und fragt sich, ob die BA das Portal überhaupt pflegt. „Umfangreiche Maßnahmen zur Qualitätssicherung“ werden laut BA täglich durchgeführt. Das heißt, Stellenangebote werden auf rechtliche Bedingungen und inhaltliche Konsistenz geprüft.
Keine Angst vor Datendieben
Angst um seine Daten hat weder Bolzenius noch Nils Schmidt, selbständiger Tischler auf der Suche nach Aufträgen: „Mit der Gefahr des Datenklaus muss man im Internet immer rechnen.“ Diese Unbekümmertheit sorgt Datenschützer.
Vor kurzem wurde ein Fall bekannt, bei dem Betrüger versuchten, in der Jobbörse Daten zu sammeln. Eine Leichtigkeit. Arbeitgeber registrieren sich nur über eine PIN. laut BA werden sie mittels dieser auf Arbeitgebereigenschaft und Branchenzuordnung geprüft. Eine Prüfung anhand gültiger Steruenummer beispielsweise, gibt es jedoch nicht.
Die Registrierung sicherer, wenngleich komplizierter gestalten will die BA nicht. Als Grund gibt sie die Arbeitsmarktlage an. Würden die Barrieren erhöht, gebe es weniger Angebote. Trotzdem tummeln sich auch Zeitarbeitsfirmen in den Ergebnislisten, sodass ein Treffer mitunter auf sich warten lässt. Dennoch: Der Tischler wird fündig – ob für Messe- oder Bühnenbauten.
Kosten entstehen keine – auch ein Grund für Bolzenius, die Börse zu nutzen. Er denkt nun darüber nach, auch mit einem weiteren Dachdecker zu kooperieren. „Den suche ich dann parallel über andere Börsen. Ich möchte die Qualität der Bewerbungen vergleichen.“ Und die wäre es dem Mittelständler wert, für seine Suche zu zahlen.
Iris Stelter redakteur@handwerk-magazin.de