Web-Analyse | Wer mit seiner Internetseite das Geschäft ankurbeln möchte, muss wissen, wie seine Besucher ticken. Mit der richtigen Software verschaffen Sie sich den nötigen Durchblick.
Fährtensuche auf der Homepage
„Echt toll gemacht, gefällt mir sehr gut. Ich werde bestimmt öfter hier rumstöbern!“ schreibt eine Kundin im Gästebuch von www.friseur-carmen.de. Seit die neu gestaltete Homepage der „creHAARtiv“-Studios in Achern und Malsch (Baden) Ende 2007 ans Netz ging, bekommen Friseurmeisterin Carmen Hodapp und ihr Team häufig solche Komplimente - auch im direkten Gespräch bei der täglichen Arbeit.
„Uns ist sehr wichtig, was die Leute von unserer Internetseite halten, wie sie damit zurecht kommen, welche Informationen sie suchen und welche sie vermissen“, sagt die Firmenchefin. Um ihre Kunden auf das Thema aufmerksam zu machen, steht die Internetadresse auf den Spiegeln in den Salons ebenso wie in Anzeigen und allen Kommunikationsmedien des Unternehmens.
Neben den persönlichen Meinungsäußerungen ihrer Kunden interessieren Carmen Hodapp und ihr Mann Ingo auch die Nutzungsdaten, die ihnen ihr Provider regelmäßig zur Verfügung stellt. Diese so genannten Logfiles „geben schon einen recht guten Einblick, wie sich Besucherzahlen tendenziell entwickeln, über welche Links, welche Suchmaschinen und mit welchen Suchbegriffen die Surfer auf unsere Seiten gelangen und welche Angebote auf unserer Seite mehr beziehungsweise weniger beliebt sind“, erklärt Ingo Hodapp, der in dem Familienunternehmen für das Marketing zuständig ist: „Dank dieser Informationen konnten wir unseren Onlineauftritt schon erfolgreich den Bedürfnissen anpassen.“
So erkannten die Friseure aus dem Badischen, dass auffallend viele Besucher von der Homepage eines Lieferanten für Haarverlängerungen auf ihre Internetpräsenz fanden. „Wir haben unsere Informationen zum Thema Haarverdichtung und Haarverlängerung daraufhin erweitert“, berichtet Ingo Hodapp. Weil die Rubrik „Vorher - Nachher“ in der Klick-Hitliste meist ganz oben steht, wird die Bildergalerie nun laufend aktualisiert. Demnächst soll auch der Bereich „Hochzeitsfrisuren“ aufgrund des besonderen Interesses weiter ausgebaut werden.
Mitunter aber wüsste Hodapp gern mehr, als die Logfiles ihm verraten. Zum Beispiel: Auf welchen Wegen klicken sich die Nutzer durch die Seite? Wie viele schauen sich mehrere Seiten an, wie viele klicken nach dem ersten Seitenaufruf gleich wieder weg? Wie hoch ist der Anteil wiederkehrender Besucher?
„Hier stoßen Logfiles schnell an ihre Grenzen“, bestätigt der Berliner Internet-Experte Frank Reese, „denn diese Serverstatistiken sind nun einmal dafür konzipiert, Aktivitäten von Servern, nicht von Nutzern zu protokollieren“. Wer über das Besucherverhalten auf seiner Website genauer Bescheid wissen wolle, dem empfiehlt der IT-Berater und Buchautor den Einsatz spezialisierter Web-Analyse-Software (siehe Interview).
Diese Programme machen Besucherströme durch die Homepage sichtbar, etwa in Form von Vektorpfeil-Grafiken oder „U-Bahn-Karten“. Auch andere Daten werden überwiegend grafisch dargestellt. So können Klickraten teilweise auf einem Abbild der jeweiligen Website direkt an den einzelnen Buttons und Links abgelesen werden. „Einige Systeme erlauben es sogar, Mausbewegungen nachzuverfolgen“, ergänzt Reese.
Mit diesen Mitteln könnten Homepagebetreiber Schwachstellen und Fehler lokalisieren. „So lässt sich etwa herausfinden, an welcher Stelle in einem mehrstufigen Bezahlprozess überdurchschnittlich viele Nutzer verloren gehen“, erklärt der Inhaber des Beratungsunternehmens „Ideal Observer“ in Berlin. Auch bei der Weiterentwicklung der Homepage seien die Programme nützliche Helfer. „Wenn Sie beispielsweise zur Illustration eines Artikels zwei Aufmachungen zur Auswahl haben, können Sie beide parallel oder zeitversetzt ins Netz stellen und beobachten, wie die Nutzer darauf reagieren: Wo verweilen sie länger? Mit welcher Variante werden mehr erwünschte Aktionen wie Käufe, Angebotsanfragen, Downloads, Kontaktaufnahmen generiert?“
Web-Analyse-Software gibt es schon seit über zehn Jahren, „doch erst seit etwa zwei Jahren hat auch der Mittelstand diese Werkzeuge für sich entdeckt“, beobachtet Veith Schörgenhummer, Web-Analytics-Berater aus München. Vor allem das kostenlose Google Analytics habe das Thema populär gemacht, „aber auch die Einsicht, dass das Internet doch ein Medium ist, mit dem man Geld verdient. Wenn man es richtig anpackt.“
Frank Pollack
kerstin.meier@handwerk-magazin.de