Rating | Die Banken wollen ihren Kunden zwar die Ratingnote erklären, das kann jedoch eine „angemessene Vergütung“ nach sich ziehen. hm hat nachgeforscht, wann Kosten anfallen.
Nur die Note zählt
Das Wichtigste vorab: Die reine Mitteilung der Ratingnote, darauf legten alle von handwerk magazin befragten Institute großen Wert, ist für den Kunden immer kostenfrei. „An die Mitteilung schließen sich in der Regel Fragen des Kunden an, durch deren Beantwortung der Bank zusätzliche Prozesskosten entstehen“, erklärt Martin Depke, Leiter des Arbeitskreises Rating bei der „Initiative Finanzstandort Deutschland (IFD).
Unter dem Dach der IFD haben sich 2003 alle namhaften deutschen Kreditinstitute zur Sicherung des Finanzstandortes Deutschland zusammengeschlossen. Nachdem die Bundesregierung davon abgesehen hatte, die Erklärung der Ratingnote gesetzlich vorzuschreiben, haben die IFD-Mitglieder eine Selbstverpflichtung abgegeben. Aus Sicht der Kunden allerdings mit dem kleinen Schönheitsfehler, dass „in Abhängigkeit vom Detaillierungsgrad eine angemessene Vergütung“ erhoben werden kann.
Wie Ratingexperte Martin Depke von der Commerzbank betont, ist eine Berechnung der Bank-Erklärungsleistung schon seit längerem üblich. So veranschlagt die Commerzbank für die Erklärung der Risikofaktoren je nach individuellem Aufwand zwischen 100 und 500 Euro. „Will der Kunden konkret wissen, welche Maßnahme er ergreifen muss, um seine Ratingnote gezielt zu verbessern, kann je nach Größenordnung ein vier- bis fünfstelliges Beratungshonorar fällig werden“, erläutert Depke.
Sandra Mühlberg von der „Sparkassen Rating- und Risikosysteme GmbH“ in Berlin verweist bei der Kostenfrage auf die Entscheidungshoheit der jeweiligen Sparkassenvorstände. Erste Pilotversuche mit der Anwendung des neu entwickelten „Stärken Potenzial Profils“ zeigten jedoch, dass die Kunden für eine individuelle Beratung auch 200 bis 500 Euro zahlen. Da die Sparkassen erst
flächendeckende Erfahrungen sammeln müssen, ist es laut Mühlberg für eine
generelle Aussage zu früh: „Auch müssen wir schauen, was die Konkurrenz macht.“
Obwohl eine individuelle Beratung auch bei der HypoVereinsbank (HVB) eventuell etwas kosten könnte, sieht HVB-Pressesprecherin Cornelia Klaila „keinen Trend, die Beratung zu bepreisen“. Melanie Schmergal vom Bundesverband der Volks- und Raiffeisenbanken (BVR) in Berlin räumt dagegen ein, dass sich je nach Beratungsaufwand unterschiedliche Kosten für den Kunden ergeben können. Die Entscheidung darüber sei jedoch Sache der beratenden Bank.
Nach Ansicht des IFD-Ratingexperten Depke werden die neuen Systeme dafür sorgen, dass sich die Banken eine Kernkompetenz im Messen von Unternehmensrisiken aufbauen: „Der Vorteil für den Kunden besteht darin, dass die Bank ihm genau sagen kann, was er verändern muss, um seine Ratingnote im gewünschten Ausmaß zu verbessern.“
kerstin.meier@handwerk-magazin.de