Zuwanderung: So integriert das Handwerk Flüchtlinge

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Überall in Deutschland starten Handwerkskammern zusammen mit Betrieben und Behörden praxisorientierte Projekte und Initiativen, um Flüchtlinge in Arbeit und Ausbildung zu bringen. Das Engagement ist riesig.

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    Flüchtling Ahmed Abdi Jama
    © Christian Mader
    Handwerk integriert Flüchtlinge: Ahmed Abdi Jama lernt Bäcker. Ein Beispiel, wie Betriebe von der Zuwanderung profitieren. Weitere lesen Sie im Titelthema.
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    © Christian Hüller
    „Die Flüchtlinge, die zu uns kommen, sind überdurchschnittlich motiviert. Das ist das Entscheidende.“ Mario Baltruschat, Ausbilder beim Projekt „Flücht­linge in Ausbildung“ der Handwerkskammer Halle (Saale).
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    „Wir sind sehr angetan davon, wie unser Azubi Mhamad das alles handhabt.“ Anne Tannert, ­Mitinhaberin von Tannert Dentaltechnik.
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    „Unsere Azubis aus Afrika wollen ihr ­eigenes Geld verdienen und richtig Gas ­geben.“ Ulrich Möschl, Produktionsleiter in der Bäckerei Staib in Ulm.
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    „Wir haben mit Stadt und Ausländeramt vereinbart, dass junge Flüchtlinge während der Ausbildung geduldet werden.“ Elmar Forster, ­Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Mittelfranken.

Die Intuition ist manchmal der beste Wegweiser – auch in der Politik. Das hat Berthold Schröder, Präsident der Handwerkskammer Dortmund, jetzt erfahren. Kurz nachdem der Zimmermeister vor einem Jahr sein Amt angetreten hat, beschloss er, eine Initiative zu starten, die Flüchtlinge in die Ausbildung vermittelt. Einerseits, um ihnen eine neue Perspektive zu geben; andererseits, um die Branche zu stärken. Und tatsächlich täuschte sein Bauchgefühl nicht.

Bis zu 10 000 Flüchtlinge kommen täglich in Deutschland an. Mindestens 800 000 Menschen werden dieses Jahr erwartet. Sie sind auf der Suche nach Schutz, einem neuen Leben und einer Arbeitsstelle. Und während die Politik noch Konzepte diskutiert, ob und wie eine Zuwanderung beschränkt werden könne, ob man Transitzonen einrichten solle oder nicht und wie man eine Integration bewerkstelligen kann, handeln Handwerk und Handwerksorganisationen bereits. Denn die Handwerkskammer Dortmund ist kein Einzelfall.

Eine Umfrage von handwerk magazin unter allen bundesdeutschen Kammern im September zeigt: Die Dringlichkeit ist bekannt und das Engagement groß. In ganz Deutschland sucht man nach Lösungen, Flüchtlinge zu integrieren, in Anstellung und Ausbildung zu bringen. Von 25 Kammern aus dem gesamten Bundesgebiet, die Rückmeldung gaben, berichteten 17, spezielle Projekte für Flüchtlinge bereits anzubieten. Vier Kammern gaben an, aktuell in der Planung neuer Projekte zu sein. Weitere vier meldeten, dass bestehende Abteilungen oder Berater sich überwiegend diesem Thema widmen. Die Kammer für München und Oberbayern hat eigens neue Mitarbeiter eingestellt, um die Integration auf den Weg zu bringen. Wie viele andere Kammern auch.

„Man kann getrost davon sprechen, dass annähernd alle Kammern in der ein oder anderen Form an Aktivitäten zur Integration von Flüchtlingen beteiligt sind oder diese selbst durchführen“, berichtet Frank Zopp, Referatsleiter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit beim Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH).

Die Organisation ist engagiert

„Es ist eine humanitäre Aufgabe“, sagt Hans Peter Wollseifer, der Präsident des ZDH. Von der Deutschland freilich auch profitieren kann: 2014 blieben im Handwerk mehr als 20 000 Lehrstellen unbesetzt. Die Zahl der offenen Stellen lag in 2014 bei mehr als 490 000. Im laufenden Jahr sind Schätzungen zufolge 560 000 Stellen unbesetzt. Ein Rekordhoch, meldete die Deutsche Welle. „Wegen der demografischen Entwicklung werden 2030 insgesamt etwa fünf Millionen Erwerbstätige weniger zur Verfügung stehen“, erwähnt Wollseifer.

„Deutschland braucht in jedem Fall qualifizierte Zuwanderung, damit die Wirtschaft auch in Zukunft weiterläuft, damit der Wohlstand erhalten bleibt und auch erarbeitet werden kann“, wird er nicht müde zu betonen. Und: „Weniger qualifizierte Zuwanderer müssen schleunigst qualifiziert werden“. Mit Deutschkursen, Schule, Integrationsmaßnahmen, Staatsbürgerkunde.

Die neue Ausbildungsinitiative in Dortmund kam im Frühjahr gerade rechtzeitig. Das Ziel: Flüchtlinge sollen Berufe erlernen, die in Deutschland gesucht sind, die aber auch beim Wiederaufbau der Herkunftsländer helfen können. Olesja Mouelhi-Ort entwickelte das Projekt. „Ich bin recht pragmatisch herangegangen und habe es erst ganz klein für zehn Teilnehmer konzipiert“, erklärt die Hauptabteilungsleiterin der Wirtschaftsförderung. Die Finanzierung sollte ein kammereigener Fonds tragen. Doch der war gar nicht nötig: Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) wurde aufmerksam und übernahm die Kosten. So konnten die Ausbildungsberater sogar zehn Flüchtlinge mehr als geplant auswählen.

Projekte ermitteln Fähigkeiten

Zunächst werden Interessen, Fähigkeiten und Sprachkenntnisse abgefragt, für die jeweiligen Berufswünsche der Teilnehmer dann der Schulungsbedarf analysiert. Die zwischen 17 und 34 Jahre alten Teilnehmer sind mittlerweile alle Lehrlinge. Einer von ihnen war Mhamad Nur Aldabbak, der eigentlich in Syrien Arzt werden wollte. Dafür war er in der Schule fleißig, erreichte dort die Hochschulreife und wollte studieren. Doch weil er nicht von Assads Militär eingezogen werden wollte, verließ er vergangenes Jahr seine Heimat. Damals war er 17. Statt Bomben erwarten ihn nun jeden Morgen Abdrucklöffel, Silikonabformmaterial und Zahnkronen. Und Sicherheit. Seit dem 1. September ist Aldabbak Auszubildender der Tannert Dentaltechnik GmbH in Dortmund. Mit der Medizin klappt es also doch noch.

Am Anfang einer Vermittlung von Flüchtlingen steht aus bürokratischer Sicht immer der Aufenthaltsstatus. Im bundesweiten Durchschnitt dauern Asylverfahren etwa fünf Monate. Nach drei Monaten könnte bereits eine Arbeitserlaubnis erteilt und eine Anstellung angenommen werden. Anerkannte Personen mit Aufenthaltserlaubnis dürfen ohne Einschränkungen angestellt werden (weitere Information siehe Kasten auf Seite 16 und im Schaubild oben). Eine Besonderheit sind Flüchtlinge, die bereits in der Heimat eine Ausbildung oder ein Studium abgeschlossen haben. Sie können diese anerkennen lassen. Jedoch fehlen meist die Dokumente.

Aldabbak ist anerkannt. Als sein Betreuer im August beim Zahntechnikunternehmen Tannert wegen einer Lehrstelle anfragte, interessierten den Inhaber Dirk Tannert und seine Tochter Anne, Mitinhaberin und Chefin, aber vor allem, ob der junge Mann die Voraussetzungen für den Beruf mitbringt: „Man braucht Kreativität, ein gutes technisches Verständnis und Engagement“, sagt die Meisterin. Eigenschaften, die sie häufig vergebens sucht: „Wir haben seit Jahren Schwierigkeiten, die Lehrstellen zu besetzen.“ Der Beruf sei vielen nicht attraktiv genug, die Anforderungen hoch. Doch die Kompetenzfeststellung der Kammer hat sich bewährt: Aldabbak bringt die richtigen Eigenschaften für die Ausbildung mit.

Zuerst waren die Tannerts noch skeptisch wegen der Sprache. Doch auch darum kümmerte sich die Initiative: mit Intensivkursen von Mai bis Juli. „Er ist im November nach Deutschland gekommen, im August konnte man sich schon gut mit ihm unterhalten“, erinnert sich die Chefin. Der Ausbildung in dem 13-köpfigen Unternehmen stand deshalb nichts im Weg. „Wir sind sehr angetan davon, wie er das alles handhabt“, lobt sie heute.

„Sprachförderung ist unerlässlich“, meint auch Frank Zopp vom ZDH. Anspruch auf einen Integrations- und Deutschkurs haben allerdings nur anerkannte Personen. Geduldete und Gestattete müssen sich selbst um Sprachunterricht kümmern, wozu aber meist das Geld fehlt. Oft geben Ehrenamtliche der Handwerksorganisationen kostenlos Unterricht. Künftig sollen ebenfalls früher BAföG gezahlt und Nachhilfekurse für Auszubildende gestellt werden. Auch Kammern und Innungen bieten Kurse an. Doch das Angebot reicht im Augenblick noch nicht. Deshalb werden viele Betriebe selbst aktiv.

Bilder helfen über Sprachbarrieren

In Ulm bildet die Bäckerei Staib seit September die Asylsuchenden Ghebru Aregay aus Somalia, Ahmed Abdi Jama aus Eritrea und Kashif Iqbal Kayani aus Pakistan in der Produktion aus. Vermittelt wurden die Lehrlinge vom Programm „Passgenaue Besetzung“ der Handwerkskammer in Ulm. Sie unterstützt alle Betriebe und Bewerber, nicht nur Flüchtlinge. Die drei Männer im Alter zwischen 21 und 29 Jahren sind bereits seit einem Jahr in Deutschland und waren auf der Suche nach einer Beschäftigung. „Sie wollen ihr eigenes Geld verdienen und richtig Gas geben“, sagt Marcus Staib, dem jedes Jahr drei bis vier Lehrlinge fehlen. „Sie nehmen niemandem eine Stelle weg.“ Seit 16 Jahren leitet Staib gemeinsam mit seiner Schwester Regina Schlecker-Landmann das Familienunternehmen mit insgesamt 400 Beschäftigten.

Neben Eignung und Motivation bringen die drei grundlegende Sprachkenntnisse durch ehrenamtliche Kurse mit. „Im Verkauf würden sie noch zu wenig verstehen“, sagt Staib. „Doch für die Produktion reichen die Sprachkenntnisse.“ Vor allem dank des sogenannten „Fahrbuchs“, das der Produktionsleiter speziell für sie entwickelt hat: Ein Ordner mit Bildern von Maschinen, Handgriffen und belegten Blechen zeigt die Arbeitsschritte: 50 Seiten, die stetig ergänzt werden. Inzwischen bekommen auch die deutschen Lehrlinge ein Exemplar. „Wir haben gelernt, noch besser zu werden“, bilanziert Marcus Staib. Und auch die Deutschkenntnisse der Asylbewerber entwickeln sich durch die tägliche Zusammenarbeit mit deutschen Kollegen im Betrieb weiter.

Doch die Integration braucht mehr als Sprache. Die Flüchtlinge müssen sich auch bei Behördengängen oder der Wohnungssuche zurechtfinden. „Es braucht Kümmerer, die unterstützen und an die Hand nehmen“, sagt Zopp. Er lobt die Eigeninitiative und das Engagement vieler Betriebe, doch sie bräuchten Hilfe von geschulten Betreuern. Initiativen wie das Programm „Flüchtlinge in Ausbildung“ der Handwerkskammer Halle (Saale) bereiten Asylbewerber auf eine Ausbildung vor und unterstützen im Alltag. Gefördert wird es vom BMZ.

Im Bildungs- und Technologiezentrum werden seit Mitte September acht Flüchtlinge auf eine Lehre im Bau- und Ausbaugewerbe vorbereitet. Ausbilder Hans-Jürgen Müller und seine Kollegen stellten zuerst Kompetenzen und Neigungen der Teilnehmer fest und vermitteln nun die Grundkompetenzen. Sie lernen auch die Arbeitskultur kennen: Jeden Morgen geht es um 6.30 Uhr los. „Das müssen sie gerade in den Bauberufen lernen“, betont Müller. In den ersten Tagen hätten einige Schwierigkeiten damit gehabt, sich aber schnell eingewöhnt, erinnert er sich. „Sie wollen. Das ist das Entscheidende.“

Kammern setzen Duldung durch

Begleitet werden die acht Männer zwischen 21 und 25 Jahren von der Sozialpädagogin Verena Lukas. Sie steht für Fragen bereit, unterstützt bei Behördengang und Fahrkartenkauf, erklärt Formulare und stärkt die Moral. „Ich informiere mich jeden Morgen, ob die Jungs miteinander klarkommen“, sagt sie. Bald möchte Lukas mit regelmäßigen Gruppenstunden beginnen, um den Flüchtlingen bei persönlichen Dingen zu helfen: Hobbys suchen, Kontakte knüpfen. Auch die Ausbilder sollen geschult werden: mit einem interkulturellen Training. Doch trotz der vielen Initiativen sind die Unsicherheiten sehr groß: „Das ist einer der Gründe, warum Handwerksbetriebe keine Flüchtlinge ausbilden, obwohl Stellen unbesetzt bleiben“, erklärt Elmar Forster, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Mittelfranken. Die Kammer, die Stadt Nürnberg und das zuständige Ausländeramt haben deshalb eine gemeinsame Flüchtlingserklärung unterzeichnet: Junge Asylbewerber erhalten nun für ihre Ausbildungszeit einen Duldungsstatus.

Voraussetzung dafür ist, dass sie die Lehre spätestens mit 21 Jahren beginnen und nicht aus einem sicheren Herkunftsstaat oder vom Balkan kommen. Fertig ausgebildete Gesellen erhalten eine zweijährige Aufenthaltsgenehmigung mit Aussicht auf eine unbefristete Genehmigung. Die Voraussetzungen sind eine ausreichend bezahlte Stelle im erlernten Beruf und keine Straftaten.

„Es ist ein vertrauensbildendes Dokument“, erläutert Forster. Andere Behörden können sich daran orientieren und ebenfalls so vorgehen. Denn die Nürnberger Erklärung basiert auf dem aktuellen Aufenthaltsgesetz. Der einzige Unterschied: Nürnberg geht einen Schritt weiter in Richtung der 3+2-Forderung – keine Abschiebung während der Ausbildung und den folgenden zwei Jahren. Die Duldung kann also für fünf Jahre gelten. Das vermittelt den Betrieben laut Forster die nötige Sicherheit.

3+2-Konzept soll akzeptiert sein

Möglicherweise ist die Nürnberger Erklärung ein Anfang für ähnliche Kooperationen und politische Maßnahmen in ganz Deutschland, obwohl sie nur für junge Flüchtlinge gilt. 2014 wurden etwa 45 Prozent der Asylanträge von Personen über 25 Jahren gestellt. Laut Forster möchten nun weitere Städte dem fränkischen Vorbild folgen.

In vielen Kammern und auch beim Zentralverband des Handwerks heißt es, dass die 3+2-Forderung von den Behörden bereits praktiziert würde. Entscheident ist allerdings, wie dies die Ämter handhaben, denn es gibt keinen Rechtsanspruch darauf. So werden die Betriebe, die Ausbildungsberater, die Kammer- und Innungsmitarbeiter wohl noch einige Zeit ihrer Intuition folgen müssen.

Rechtliche Hintergründe: Der Status zählt

Wer als Flüchtling wie lange in Deutschland bleiben und arbeiten darf, ergibt sich aus dem Zusammenspiel zwischen Asylverfahrensgesetz und dem Aufenthaltsgesetz. Eine Zusammenfassung der wichtigsten Gesetze.

Personen, über deren Asylantrag ­positiv entschieden wurde und die eine Aufenthaltserlaubnis aus völkerrechtlichen, humanitären oder politischen Gründen erhalten haben, dürfen jede Arbeit annehmen.

Flüchtlingen, über deren Asylantrag noch nicht entschieden oder deren Antrag abgelehnt wurde, die aber nicht abgeschoben werden dürfen, kann die Ausländerbehörde nach drei Monaten eine Arbeitserlaubnis erteilen. Dafür ist die Zustimmung der Bundesagentur für Arbeit erforderlich. Diese wird erteilt, wenn die Arbeitsbedingungen nicht ungünstiger als für inländische Arbeitnehmer sind. Außerdem wird in der Regel geprüft, ob die Stelle nicht durch einen Deutschen, EU-Staatsbürger oder anderen ausländischen Staatsbürger mit einem dauerhaften Aufenthaltsstatus besetzt werden kann ( Vorrangprüfung).

Betriebliche Berufsausbildungen (duale Ausbildungen) können Asylsuchende ab dem vierten Monat und Geduldete, sofern kein Arbeitsverbot vorliegt, ab der Erteilung der Duldung beginnen, sofern die Ausländerbehörde dies erlaubt.

Für den konkreten Ausbildungsplatz muss bei der Ausländerbehörde individuell eine Beschäftigungserlaubnis beantragt werden. Bei staatlich anerkannten oder vergleichbar geregelten Ausbildungsberufen muss die Bundesagentur für Arbeit nicht zustimmen.

Die Ausländerbehörde kann nach den am 1. August 2015 in Kraft getretenen gesetzlichen Änderungen die Duldung für die Aufnahme einer qualifizierten Berufsausbildung zunächst für ein Jahr erteilen. Wenn die Berufsausbildung fortdauert und in einem angemessenen Zeitraum mit ihrem Abschluss zu rechnen ist, sollen die Ausländerbehörden die Duldung für jeweils ein Jahr verlängern. Der Auszubildende muss die qualifizierte Berufsausbildung vor Vollendung des 21. Lebensjahres aufnehmen und darf nicht aus einem sicheren Herkunftsstaat stammen.
(Quelle: Potenziale nutzen – geflüchtete Menschen beschäftigen, Bundesagentur für Arbeit)

Gesetzesreform: Schnelleres BAföG für Flüchtlinge

Vier Jahre lang mussten Flüchtlinge sich bislang gedulden, ehe sie ­während ihrer Ausbildung BAföG oder eine Beihilfe beantragen konnten. Das soll sich nun ändern.

Gesetzentwurf
Die Bundesregierung will geduldete Flüchtlinge während einer betrieb­lichen Ausbildung oder eines Studiums besser unterstützen. Das Kabinett ­billigte einen Gesetzentwurf von Arbeitsministerin An­drea Nahles (SPD), der die Voraussetzungen zu ausbildungsbegleitenden Hilfen und BAföG teilweise neu regelt. Das Par­lament muss noch zustimmen.

Änderungen
Ein geduldeter Flüchtling soll nach einem Aufenthalt von 15 statt wie bisher 48 Monaten Beihilfe für seine betriebliche Ausbildung erhalten. Gleiches gilt für das BAföG, mit dem Studenten unterstützt werden. Beide Hilfen werden ausgezahlt, wenn Lehrlinge oder Studenten ihren Lebensunterhalt nicht allein bestreiten können. Die Reform soll zum 1. Januar in Kraft treten.