Betriebliche Altersvorsorge Betriebliche Altersvorsorge richtig abschließen

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Betriebliche Altersvorsorge

Handwerksunternehmer können mit einer Betriebsrente im Wettbewerb um Fachkräfte punkten. Passende Angebote gibt es mittlerweile auch für kleinere Handwerksbetriebe.

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    Direktversicherungen werden in der betrieblichen Altersvorsorge am häufigsten angeboten.
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    „Handwerker sollten ihren Anbieter nach einem guten Rating auswählen.“ Bert Heidekamp, Versicherungsmakler aus Berlin.

Zusatzrente vom Chef

Für Schlossermeister Stefan Hackl aus München ist die betriebliche Altersvorsorge kein neues Thema. „Das hat mein Vater schon für mich gemacht, als ich in der Firma noch angestellt war.“ Mit der Betriebsübernahme 1992 hat Hackl diese Vorsorge dann auf alle Mitarbeiter ausgedehnt. „Eine Betriebsrente bindet die Angestellten an das Unternehmen“, so der 50-Jährige. Beim Mangel an Fachkräften im Handwerk ist das für ihn ein gutes Argument.

Hackls Metallbaubetrieb in der Münchner Innenstadt muss auf Kundenwünsche kurzfristig reagieren - dafür braucht er gut geschultes und erfahrenes Personal. Für jeden seiner sieben Mitarbeiter zahlt Hackl monatlich 50 Euro in eine betriebliche Altersvorsorge ein.

Anders als noch vor 20 Jahren gehört die betriebliche Altersvorsorge heute zum Pflichtprogramm für Arbeitgeber. „Jeder muss seinen Beschäftigten dafür ein Angebot unterbreiten“, sagt Peter Umkehr, Handwerksexperte beim berufsständischen Versicherer Münchener Verein.

Ersparnis von bis zu 50 Prozent

Die Mitarbeiter können bei der betrieblichen Altersvorsorge Teile ihres Gehaltes steuer- und sozialabgabenfrei für den Aufbau einer Betriebsrente verwenden - derzeit maximal bis 224 Euro monatlich. „Werden 100 Euro investiert, zahlt man aufgrund dieser Ersparnis nur die Hälfte“, erklärt Umkehr (siehe Musterrechnung Seite 65). Der Vorteil für Arbeitnehmer liegt auf der Hand.

Auf die Rente vom Chef durch Gehaltsumwandlung haben alle Beschäftigten einen gesetzlichen Anspruch. Ob der Arbeitgeber auf freiwilliger Basis zusätzlich was drauflegen kann - wie Hackl das schon in den 90er-Jahren praktiziert hat -, hängt davon ab, wie gut es dem Betrieb wirtschaftlich geht.

Heute profitieren Hackls Mitarbeiter von einer Regelung im Tarifvertrag, die er auch als Obermeister der Metallinnung München-Erding-Freising mitträgt. „In letzter Zeit wird vom Handwerk, speziell hier in Bayern, wieder mehr für die betriebliche Altersvorsorge getan: mit Arbeitgeberbeiträgen von zum Beispiel monatlich 50 Euro im Schlosserhandwerk, 75 Euro bei Heizung, Klima, Sanitär und 60 Euro im Elektrohandwerk“, weist Peter Umkehr auf den aktuellen Trend hin.

Interesse an Betriebsrente steigt

Der Branchendienst Map-Report registriert in seiner jüngsten Analyse verstärkten Zulauf zur betrieblichen Altersvorsorge. Über eine Million neuer Verträge wurden 2011 bundesweit abgeschlossen, fast 16 Prozent mehr als im Jahr davor. Bei Direktversicherungen, wie auch Hackl sie für seine Mitarbeiter vereinbart hat, war es sogar fast ein Drittel mehr (siehe Kasten Seite 64). Im Handwerk wird diese Lösung aus gutem Grund bevorzugt: „Die Direktversicherung ist einfach zu handhaben, flexibel, bilanzneutral und zudem für Arbeitgeber der haftungssicherste der fünf Durchführungswege der betrieblichen Altersvorsorge“, listet Umkehr die Vorteile auf. Der überwiegende Teil wird auch nach Erfahrung von Versicherungsmakler Bert Heidekamp aus Berlin als klassische Rentenversicherung abgeschlossen. Versicherungsnehmer ist der Arbeitgeber, versichert und bezugsberechtigt der Mitarbeiter.

Was bei der Auswahl wichtig ist

Aus etwa hundert Gesellschaften können Handwerker einen passenden Anbieter auswählen. Heidekamp sortiert die Offerten nach Unternehmensstärke der Versicherungen, „um sicherzugehen, dass die Rentenzusagen langfristig eingehalten werden können“. Denn viele Arbeitgeber wüssten nicht, dass sie hier in der Haftung sind, erklärt der Versicherungsexperte. In seinem Ranking kommen jeweils die Gesellschaften in die engere Wahl, die bei renommierten Ratingagenturen wie Assekurata, Morgen und Morgen sowie Map-Report am besten abschneiden.

Darüber hinaus müsse man sehen, was die einzelnen Verträge an Flexibilität bieten: Kann der Mitarbeiter zum Beispiel auch schon vor dem regulären Rentenbeginn Leistungen beziehen oder lässt sich auch ein Berufsunfähigkeitsschutz abschließen? „Hier bietet die Alte Leipziger sehr gute Vertragslösungen“, so Heidekamp.

Schlossermeister Hackl hat sich bei seiner betrieblichen Altersversorgung für den Münchener Verein entschieden und damit den Vorschlag des Fachverbandes Metall Bayern, der insgesamt 53 Innungen aus dem bayrischen Metallhandwerk vertritt, zu eigen gemacht. „Das ist unser ausgehandelter Versicherungstarif. Besser als wenn jeder Betrieb einzeln mit der Versicherung verhandelt und einen Nullachtfünfzehn-Tarif bekommt“, begründet er seine Wahl.

Andere Innungsbetriebe entscheiden sich vielleicht auch für eine andere Gesellschaft. Hier Unternehmern etwas vorzuschreiben sei nicht möglich und von den Innungen auch nicht beabsichtigt, erklärt der Obermeister.

In erster Linie ist für Schlossermeister Hackl jedoch wichtig, dass seine Leute „ordentlich versorgt sind, wenn sie einmal in Rente gehen“. Auch wenn das der eine oder andere heute vielleicht noch nicht so erkennt. „Spätestens mit dem Renteneintritt wird der Mitarbeiter es merken und vielleicht sagen: Mein Chef hat mitgedacht.“ ◇

cornelia.hefer@handwerk-magazin.de

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Eine ausführliche Checkliste zur betrieblichen Altersvorsorge finden Sie unter handwerk-magazin.de/11_2012

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