Windkraftanlagen: Frischer Wind für die Energiewende

Für Energiespezialisten aus dem Handwerk sind kleine Windkraftanlagen ein interessantes Geschäftsfeld und eine ­Ergänzung zur Fotovoltaik. Denn Wind sorgt ganzjährig für Strom.

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    © Gunnar Geller
    „20 Prozent meines Umsatzes mache ich mit erneuerbaren Energien.“ Matthias Pawlas, ­ Geschäftsführer von Elektro Popko.
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    © Jüttemann
    „Kleine Windanlagen können ein neues Geschäftsfeld für Handwerker werden.“ Patrick Jüttemann, ­ Betreiber des Portals klein-windkraftanlagen.com

Wer Energieeffizienz live erleben will, kann auf der Homepage der Elektroinstallation und Anlagebau Hermann Popko GmbH im niedersächsischen Küsten-Lübeln verfolgen, wie viel Strom die Windkraftanlage des Handwerksbetriebes gerade produziert. Ein kleiner Gag, mit dem Firmenchef Matthias Pawlas jedoch ernste Absichten verfolgt. Elektromeister Pawlas hat seinen Betrieb auf nachhaltige Energien ausgerichtet und bietet seinen Kunden neben Fotovoltaikanlagen auch Kleinwindkraftanlagen an.

Kleine Windkraftanlagen sind dezentrale Energietechnik in Reinform und damit für viele eine sinnvolle Alternative zu Großprojekten, die mit ihren riesigen Windrädern und den dafür nötigen neuen Stromleitungen bei der Bevölkerung auf zunehmenden Widerstand stoßen. Hinzu kommt, dass das Solarland Deutschland mit 1,4 Millionen Solarstromanlagen für Handwerksbetriebe nicht mehr die Absatzchancen für Fotovoltaikanlagen bietet wie noch vor einigen Jahren. Windenergie könnte also ein neues Geschäftsfeld für das Handwerk werden.

Interessierte Handwerker

Das sieht Patrick Jüttemann auch so. Der Diplomgeograf aus Bad Honnef ist Experte für kleine Windkraftanlagen und liefert auf seinem Portal klein-windkraftanlagen.com Informationen für Verbraucher und Spezialisten. Auf einem Workshop der Handwerkskammer Düsseldorf stieß Jüttemann bei Handwerkern auf großes Interesse an der alternativen Energietechnik. „Erfahrungsgemäß interessieren sich viele Solaranlagen-Installateure für die Miniwindräder, nicht nur weil das Fotovoltaik-Geschäft schwächelt“, hat Jüttemann registriert. Für viele Kunden mit Solar-Anlagen seien Kleinwindanlagen theoretisch eine optimale Ergänzung. Dann würde das Haus auch im Herbst und Winter über eine umweltfreundliche Stromquelle verfügen.

Kunden schätzen Unabhängigkeit

Doch ganz so einfach ist es nicht, warnt Jüttemann. Vor allem privat betriebene, sehr kleine Windanlagen mit einer Leistung unter fünf Kilowatt amortisieren sich oft erst nach 20 Jahren. „Die Motivation vieler Eigenheimbesitzer sind aber weniger Renditeerwartungen, sondern Unabhängigkeit in der Energieversorgung mit umweltfreundlichen Technologien“, weiß der Experte und rät Handwerkern, Kunden mit diesen Argumenten zu überzeugen.

Bei Elektro Popko aus dem Wendland machten Erneuerbare Energien in den vergangenen Jahren rund 20 Prozent des Umsatzes aus. Als Vorführanlage betreibt Firmenchef Matthias Pawlas eine 3,5-kW-Kleinwindturbine an einem Standort in der Nähe und ist damit sehr zufrieden. Neben der Installation direkt beim Kunden verkauft er Kleinwindräder an andere Handwerksbetriebe und berät diese.

Probleme mit Behörden

„Ein Knackpunkt bei der Projektumsetzung ist der Kontakt mit den Bauämtern“, so Pawlas. Manche Behörden setzen aus Unkenntnis der Rechtslage beispielsweise Maßstäbe für Multimegawatt-Windanlagen an. Nicht immer werden eingereichte Unterlagen anerkannt und Nachberechnungen für die Statik von Fundament und Mast gefordert. Allerdings unterscheidet sich die Genehmigungspraxis stark zwischen einzelnen Bauämtern, hat Patrick Jüttemann erfahren. In manchen Kommunen werde auf den Bauantrag offen und konstruktiv eingegangen, andere Behörden blockierten.

Planung und Installation von Kleinwindkraftanlagen sind vor allem im Vergleich mit Fotovoltaik-Anlagen oft noch ein mühsames Unterfangen. Von großer Bedeutung ist dabei die Erfassung des Windenergiepotenzials am geplanten Anlagenstandort. „Verlässliche Daten bekommt man nicht durch Windkarten oder Online-Tools“, warnt Jüttemann. Nur eine über mehrere Monate andauernde Windmessung bringe die Winddaten ans Licht.

Diese Dienstleistung könne gut von Handwerksbetrieben angeboten werden, sofern die Messgeräte die notwendige Qualität mitbringen. Ratsam sei ein Einstieg mit einer Windmessung und einer kleinen Pilotanlage.

Viele Anbieter

Ende 2012 waren nach Angabe der World Wind Energy Association (WWEA) weltweit insgesamt über 800 000 Kleinwindkraftanlagen mit einer Gesamtleistung von rund 700 Megawatt installiert. Deutschland gehört nicht zu den führenden Märkten, Experten gehen von rund 10 000 installierten Anlagen aus. Die Angebotslage ist mit über 300 Herstellern weltweit eher unübersichtlich.

Wer als Handwerker in den Markt einsteigen will, sollte nur qualitativ hochwertige Produkte verwenden. Marktübersichten dafür gibt es zum Beispiel im „Kleinwind-Marktreport“ von hm-Experte Jüttemann. Von Vorteil ist auch, sich bei einem großen Anbieter in die Referenzliste aufnehmen zu lassen. Einige Hersteller arbeiten mit lokalen und regionalen Partnern zusammen, dazu zählen Handwerksbetriebe unterschiedlicher Branchen.