Wie Unternehmer sicher finanzieren

Investitionen Handwerker, die jetzt expandieren, wollen in erster Linie stabile Banken und gute Konditionen. Das heißt, attraktive Finanzierungspakete für langfristige Unternehmensplanungen.

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    © Axel Griesch
    Innovation finanzierenKarl-Heinz Saur investierte in einen neuen Geschäftsbereich der erneuerbaren Energien: Blockheizkraftwerke. Er setzt dabei auf auf ein Kombi-Darlehen, bestehend aus Fördermitteln und Beteiligungskapital, abgesichert durch eine Ausfallbürgschaft.
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    © Chart: handwerk magazin
    Entspannung an der Finanzierungsfront: 2011 kamen Handwerksbetriebe deutlich leichter an Kredite als noch im Vorjahr. Positiv: Unternehmer konnten gute Konditionen vereinbaren.
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    „Jetzt können sich Handwerker mit ihren Bilanzen 2011 die besten Konditionen sichern.“Christine Deibert, Geschäftsführerin von Deibert + Partner in München.
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    „Durch die gute Zusam-menarbeit mit der Bank kann ich mich jetzt auf die wichtigen Dinge konzentrieren.“Friseurmeisterin Susan Matz aus Nürnberg hat einen schnellen und unkomplizierten Finanzierungspartner für ihre Existenzgründung gesucht. Ihre Hausbank, die Genossenschaftsbank, vermittelte ihr in kurzer Zeit das Startgeld der KfW.
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    Fördergelder: Unternehmer und Gründer aus dem Handwerk setzen auf die KfW.
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    Autorin: Cornelia Hefer

Wie Unternehmer sicher finanzieren

Für sein neues Projekt suchte Karl-Heinz Saur einen verlässlichen Finanzierungspartner. Der Geschäftsführer der Mehringer & Saur GmbH in Aschheim bei München, spezialisiert auf Energie- und Gebäudetechnik, will expandieren und eine neue Produktionslinie für Komponenten seiner Blockheizkraftwerke errichten. „Die Nachfrage ist 2011 enorm gestiegen. Wir können nur mit Verzögerungen liefern. Daher brauchen wir eine eigene Produktion, um unabhängiger von den Lieferanten zu sein“, sagt Elektromeister Saur. Dafür will er 500000 Euro ausgeben.

Investitionsfreudige Unternehmer aus dem Handwerk wie Saur haben derzeit einen guten Stand bei den Banken. Bei ausreichender Bonität der Betriebe bieten die Institute aktuell attraktive Konditionen wie niedrige Zinsen, lange Laufzeiten sowie günstige Fördermittel. Angesichts der Turbulenzen an den Kapitalmärkten sollten Handwerksunternehmer genau prüfen, an welche Bank sie sich langfristig binden. Denn die Stabilität einiger Institute hat unter der Eurokrise gelitten. handwerk magazin hat die wichtigsten Finanzierer des Handwerks unter die Lupe genommen und stellt die Banken, mit denen Unternehmer künftig langfristig sicher und günstig finanzieren können, vor.

Die Eurokrise sorgt zwar einerseits beim Mittelstand für Verunsicherung, auf der anderen Seite profitieren Handwerker von den historisch niedrigen Zinsen von einem Prozent der Europäischen Zentralbank, die Banken für Investitionskredite an ihre Kunden weiterreichen.

Klassische Geldgeber des Handwerks sind Sparkassen sowie Volks- und Raiffeisenbanken. Insgesamt haben zum Beispiel die Sparkassen im Vorjahr 66,7 Milliarden Euro an Krediten für Unternehmen und Selbständige zugesagt. Das bedeutet gegenüber 2010 ein Plus von 2,5 Milliarden Euro. Sowohl Sparkassen als auch Volksbanken sind stark in der regionalen Mittelstandsfinanzierung engagiert und in Krisenzeiten verlässliche Partner fürs Handwerk. Mit ihrer Aufstellung als Verbundgruppe oder Genossenschaftsbank und der damit verbundenen gegenseitigen Haftung können sie außerdem die Einlagen ihrer Kunden zu 100 Prozent absichern (siehe Tabelle unten).

Bestnote für KfW

Anders sieht es dagegen bei den zwei größten deutschen Privatbanken aus: der Deutschen Bank und der Commerzbank. Der Fokus liegt bei beiden Instituten nicht auf der Mittelstandsfinanzierung. Die Deutsche Bank verdient ihr Geld eher an den internationalen Kapitalmärkten und mit der Finanzierung von Großprojekten. Die Commerzbank war 2011 im deutschen Markt kaum sichtbar, sondern mit hausgemachten Problemen wie der Integration der Dresdner Bank beschäftigt und musste unter den staatlichenRettungsschirm flüchten.

Unberührt von Finanz- und Eurokrisen blieb die staatliche KfW, was auch das AAA-Rating belegt. Sie ist und bleibt die sicherste Förderbank, weil der Staat als Bürge hinter dem Institut steht.

Unternehmer Saur wollte für seine Finanzierung auf ein sicheres Förderinstitut mit attraktiven Konditionen setzen. In seinem Fall heißt das: lange Laufzeit, günstige Zinsen und ein Puffer in der Startphase, eine tilgungsfreie Anlaufzeit. Seine Anforderungen besprach er im Vorfeld mit seiner Unternehmensberaterin Christine Deibert.

Gute Konditionen für Fördermittel

Sie schlug ihm ein sogenanntes Kombi-Darlehen der LfA vor: bestehend aus 75 Prozent Kredit und 25 Prozent Beteiligungskapital, die Laufzeit beträgt fünf Jahre. Zusätzlich sichert die Bürgschaftsbank Bayern das Kombi-Darlehen mit einer Ausfallbürgschaft zu 80 Prozent ab. „Bei Mehringer & Saur geht es um eine klassische Expansionsfinanzierung im Bereich der erneuerbaren Energien. Für die Förderinstitute ist das ein neuer Schwerpunkt, den sie gerne mit günstigen Zinsen unterstützen“, erklärt Christine Deibert.

Daher rät Expertin Deibert Handwerksunternehmern, immer zu prüfen, ob sich Fördermittel lohnen (siehe Tabelle Seite 16): „Die Vorteile für den Betrieb liegen auf der Hand: Man arbeitet mit einem verlässlichen Partner zusammen, der für den Betrieb planbare Zinsen und Laufzeiten bietet.“

Aber nicht nur Unternehmer schätzen bei ihrer Hausbank Stabilität und verlässliche Zusagen. „Für uns zählt in erster Linie eine verlässliche Finanzkommunikation, die geprägt ist von Offenheit und Vertrauen“, unterstreicht Stefan Papirow, Vorstand des Verbands Deutscher Bürgschaftsbanken (siehe Interview Seite 13). Denn eine gute Finanzkommunikation zahlt sich für den Unternehmer aus. Für Handwerker heißt das: alle drei Monate ungefragt aktuelle Zahlen einreichen und über Pläne sowie Probleme frühzeitig zu informieren (siehe Kasten oben).

Auf der Suche nach einem zuverlässigen Finanzierungspartner für ihren Schritt in die Selbständigkeit war im November Susan Matz aus Nürnberg. Die 28-jährige Friseurmeisterin wollte nach ihrer Elternzeit als selbständige Unternehmerin einsteigen. Von einem Kollegen konnte sie Salon und Inventar übernehmen. Dafür benötigte die Gründerin 10000 Euro.

In vier Wochen zum Startgeld

„Ich habe konservativ geplant. Das Geld brauchte ich, um den Laden aufzupeppen und für das Gehalt einer Mitarbeiterin, die ich übernommen habe“, sagt die Jungunternehmerin. Nur vier Wochen hatte sie Zeit, um ihre Pläne in die Tat umzusetzen. Ihr Konzept, „den Kunden gutes Handwerk anzubieten“, und ihren Finanzplan für die Selbständigkeit stellte Susan Matz bei den regionalen Handwerksfinanzierern vor: der Sparkasse und der Volks- und Raiffeisenbank. „Die Sparkasse hat wirklich alles angefordert, was denkbar ist, und sich dann vier Wochen Zeit gelassen, um mir eine Absage zu erteilen - ohne weitere Begründung“, berichtet die Unternehmerin. Anders lief es dagegen bei der Genossenschaftsbank. „Ich habe eine Selbstauskunft abgegeben, der Berater hat meine Sicherheiten abgefragt und mir dann das KfW-Startgeld vorgeschlagen“, so Matz. Jetzt stimmen für sie auch die Konditionen: günstige Zinsen sowie ein Sondertilgungsrecht. „Wenn der Laden gut läuft, kann ich den Kredit jederzeit ablösen“, freut sich Matz.

Auch etablierte Unternehmer sollten ihre Pläne und Investitionen bald realisieren und nicht aufschieben. „Jetzt können Handwerker noch mit ihren guten Bilanzen von 2011 bei den Banken punkten und sich so günstige Konditionen über einen längeren Zeitraum sichern“, rät Finanzierungsexpertin Deibert.

cornelia.hefer@handwerk-magazin.de

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