Nachfolgefinanzierung Wie Sie einen Kauf stemmen

Wer die Kaufsumme für einen gut gehenden Betrieb aufbringen muss, braucht entweder eine Bank – und die will Sicherheiten – oder viel Fantasie.

Wie Sie einen Kauf stemmen

Die Zeit drängte, als die Übernahme des Fliesenlegerbetriebs Raisch in Ostfildern bei Stuttgart anstand. Denn Inhaber Manfred Raisch war krank. Sein Sohn Matthias war zwar gut eingearbeitet, doch wie genau die Nachfolge finanziert werden konnte, stand noch offen. Aufgrund von bestehenden Verbindlichkeiten rieten Steuerberater und Volksbank dem Nachfolger zu einem Kauf. Mit Hilfe von Fördermitteln sollte Fliesenlegermeister Matthias Raisch noch existierende Verbindlichkeiten ablösen und so den Betrieb zukunftssicher machen.

Zum ersten April 2005 war dann alles geklärt. Die Finanzierung stand. Und der damals 30-Jährige konnte das Unternehmen kaufen. Gleichzeitig sicherte er den Fortbestand des Betriebs, in dem er heute 14 Mitarbeiter beschäftigt. Ein wichtiges Kriterium, für die Auszahlung von Fördermitteln der Förderbank Baden-Württemberg, L-Bank.

Fördermittel kombinieren

Finanziert wurde die Nachfolge über zwei Programme: 75 Prozent der zuwendungsfähigen Kosten wurden über das Programm GuW Gründung und Festigung und 25 Prozent über einen Unternehmerkredit finanziert. Bei den beiden Fördermitteln handelt es sich um Programme der KfW, der Förderbank des Bundes, deren ohnehin günstige Zinssätze die L-Bank aktuell um weitere 0,3 Prozent verbilligt. Das Förderdarlehen aus dem Programm GuW Gründung und Festigung konnte dem Jungunternehmer so mit dem sehr günstigen Zinssatz von 3,25 Prozent ausbezahlt werden.

Meist fehlen Sicherheiten

Aufgrund der noch bestehenden Verbindlichkeiten schert der Unternehmenskauf von Matthias Raisch aus der üblichen Nachfolgestatistik aus. Denn mehrheitlich, so die KfW, liegen die Investitionen bei einer Nachfolgefinanzierung unter 100000 Euro (siehe Grafik). Vorteil für Raisch war, dass der erfolgreiche Fliesenlegerbetrieb der Bank genügend Sicherheiten bieten konnte. Damit war es für Raisch relativ unproblematisch, an eine Finanzierung mit Fördermitteln zu kommen.

Für gewöhnlich tun sich Banken und Sparkassen bei kleineren Unternehmen eher schwer, die mit einer Übernahme verbundenen Chancen und Risiken richtig einzuschätzen. Laut der KfW-Untersuchung Mittelstandspanel kommen die Kreditinstitute mit den aus ihrer Sicht recht undurchsichtigen Kleinunternehmen nur schwer zurecht. Großunternehmen sind im Vergleich leichter zu durchschauen. „Meist lohnt es sich daher nicht, die Kosten für einen wesentlichen Abbau der Informationsdifferenz aufzuwenden“, so die KfW. Das Ende vom Lied: Ihre Kreditwünsche werden abgelehnt.

„Wer wenig Sicherheiten hat, braucht viel Fantasie“, sagt Franz Falk. Der Geschäftsführer und Betriebsberater der Handwerkskammer in Stuttgart weiß, dass Käufer häufig finanziell eher schwach auf der Brust sind. Aus seiner Beraterpraxis kennt er jedoch zahlreiche Möglichkeiten, mit deren Hilfe sich die Eigenkapitalbasis des Käufers stärken lässt (siehe Kasten rechts).

Sein Tipp: „Den Verkäufer viel mehr in die Finanzierung einbinden als bislang üblich.“ Für gewöhnlich sei ja auch der Verkäufer daran interessiert, dass ein Nachfolger sein Unternehmen weiterführt und die Arbeitsplätze erhält. Bevor ein Verkauf jedoch an den unterschiedlichen Preisvorstellungen scheitere oder gar nicht erst zustande komme, weil der Käufer den Kaufpreis nicht aufbringen kann, sollte aus seiner Sicht der Verkäufer bereit sein, mit einem Teil des Kaufpreises ins Risiko zu gehen. Auf einem solchen Verkäuferdarlehen könne der Nachfolger leichter die finanzielle Förderung aufbauen. „Ein toller und vielfach noch unbekannter Weg“, sagt Betriebsberater Falk.

Von einem Kauf auf Renten- oder Ratenbasis rät der Experte allerdings ab. „Für den Verkäufer ist das meist ein zu hohes Risiko“, so Falk. Denn der Verkäufer könne seine Forderung nicht dinglich absichern. Dies sei nur bei einem Verkauf von Immobilien möglich, da sich diese ja mit einer Grundschuld absichern lassen.

Alternative Finanzierung: Fantasie und Entgegenkommen

Wenn die Bank Ihnen auf Ihren Kreditantrag hin ein freundlich kühles „Njet“ zuhaucht, heißt es Fantasie aufbringen. Außer mit Friends & Family sollten Sie unbedingt mit Ihrem Altunternehmer sprechen. „Denn es gibt viele Wege, wie sich eine Nachfolge auch ohne Bankkredit stemmen lässt“, sagt Franz Falk (Foto). Der Geschäftsführer und Betriebsberater der Handwerkskammer in Stuttgart kennt die besten Alternativen:

1. Verkäuferdarlehen fürs Eigenkapital

Stundet Ihnen der Verkäufer einen Teil des Kaufpreises für einige Jahre, dann gilt dies als „Eigenkapital“ im Sinne der Förderprogramme von Bund und Ländern. So erhalten Sie Fördermittel und können den Zins drücken.

2. Darlehen von Lieferanten

Bei Friseuren und Optikern ist diese Variante bekannt. Doch auch in anderen Branchen gibt es Lieferantendarlehen. Vorteil: Sofern es eine gewisse Zeit tilgungsfrei ist, kann es als Eigenkapital angesehen werden. Nachteil: Der Käufer macht sich von Lieferanten abhängig.

3. Betrieb pachten

Im Handwerk ist es durchaus üblich, dass der Vorgänger Immobilie und Maschinen behält und sie an den Nachfolger verpachtet. Ein Risiko für den Vorgänger ist der wirtschaftliche Misserfolg des Nachfolgers. Risiko für den Nachfolger sind teure Reparaturen oder Ersatzinvestitionen.

4. Nach und nach Anteile kaufen

Der Nachfolger kauft nur einen Teilbetrieb oder nach und nach Anteile am Unternehmen. Die übrigen Anteile behält der Vorgänger.

5. Mit einem Partner kaufen

Der Nachfolger erwirbt den Betrieb nicht alleine, sondern mit einem Partner. Oder: Ein Meister wird als Mitgesellschafter eingebunden. Das erweitert die Eigenkapitalbasis, so dass eine Finanzierung mit Hilfe von Fördermitteln möglich wird.

Mit diesen Programmen lässt sich eine Nachfolge finanzieren

KfW-Mittel auf Bundesebene

KfW-StartGeld bei wenig Sicherheiten: Maximal 50.000 Euro für Nachfolger, die zuvor noch nicht länger als 3 Jahre selbständig waren. Mit der Zusage wird die Hausbank zu 80 % vom Risiko befreit. Daher ist eine Finanzierung mit wenig oder keinen Sicherheiten möglich.

ERP-Kapital für Gründer:

Der Nachfolger (noch nicht länger als 2 Jahre selbständig) erhält ein unbesichertes, eigenkapitalähnliches Darlehen. Er muss sich mit eigenen Mitteln am Vorhaben beteiligen.

Unternehmerkredit für Nachfolger mit Sicherheiten

Der Kapitalbedarf für Investitionen oder Betriebsmittel lässt jeweils bis zu 100 % damit finanzieren. Allerdings muss die Hausbank das Risiko ganz tragen. Daher braucht der Nachfolger Sicherheiten, für die die Hausbank einen risikogerechten Zinssatz festlegt.

ERP-Regionalförderprogramm

Das Programm ist ähnlich gestaltet wie der Unternehmerkredit. Allerdings muss die Übernahme in einem strukturschwachen Gebiet liegen. Die risikogerechten Zinsen liegen i.d.R. unter dem Unternehmerkredit. Die Investitionen werden zu maximal 85 Prozent finanziert. www.kfw-mittelstandsbank.de

Landesförderbanken

Die Förderbanken der Länder bieten ebenfalls Fördermittel, um eine Nachfolge zu finanzieren. Die Landesförderbank Ihres Bundeslandes finden Sie über die Förderdatenbank des Bundeswirtschaftsministeriums unter www.foerderdatenbank.de