Wie Frauen richtig vorsorgen

Zugehörige Themenseiten:
Vermögensaufbau

Absicherung 20 Prozent der Unternehmerfrauen haben kein finanzielles Sicherheitsnetz bei Scheidung, Tod des Partners oder im Alter. Wie sich Frauen am besten absichern und für die Rente ein Polster ansparen.

  • Bild 1 von 7
    © Fritz Beck
    RisikoschutzFrühstart: Konstanze Bachmaier sicherte sich bereits als Gesellin gegen den Verlust ihrer Arbeitskraft und gegen Unfälle ab. Für ihre zwei Kinder und ihren Mann schloss sie als selbständige Unternehmerin eine Risikolebensversicherung ab.
  • Bild 2 von 7
    © Chart: handwerk magazin
    Finanzplanung: Vor dem Vermögensaufbau für einen entspannten Ruhestand steht für Frauen die Absicherung existenzieller Risiken sowie das Ansparen schnell verfügbaren Geldes.
  • Bild 3 von 7
    © Chart: handwerk magazin
  • Bild 4 von 7
    © Andreas Simon
    BasisrenteFür ihre Grundsicherung im Alter setzt Beate Roll auf die gesetzliche Rentenversicherung und ihre Zusatzvorsorge aus der betrieblichen Altersvorsorge.
  • Bild 5 von 7
    © Bert Bostelmann
  • Bild 6 von 7
    © Bert Bostelmann
    Gut versorgtWenn Hannelore Wehner in drei Jahren in Rente geht, kann sie auf ein sicheres finanzielles Polster zugreifen: Dafür hat sie 40 Jahre vorgesorgt.
  • Bild 7 von 7
    © Axel Griesch
    Autorin: Cornelia Hefer

Wie Frauen richtig vorsorgen

Geld ist Männersache. Falsch. Geld ist Einstellungssache. Konstanze Bachmaier ist dafür ein gutes Beispiel. Die Kaminkehrerin ist 35 Jahre alt, seit sieben Jahren selbständige Unternehmerin, verheiratet und Mutter von zwei kleinen Kindern. Sie machte sich schon früh Gedanken über ihren Risikoschutz, was natürlich auch an ihrem riskanten Beruf liegt.

Als angestellte Gesellin schloss sie mit 26 Jahren eine Berufsunfähigkeitsversicherung ab „mit einer zur damaligen Zeit höchstmöglichen monatlichen Rente“, wie sie betont. Kurze Zeit später folgte eine private Unfallversicherung. Als die Kaminkehrerin das erste Mal schwanger war, unterschrieb sie eine Risikolebensversicherung, „um Mann und Kind abzusichern“, sagt die Unternehmerin. Konstanze Bachmaier kennt das Thema Risikoschutz aus ihrem Elternhaus. Ihr Vater arbeitete als selbständiger Arzt. „Diese Erfahrung hilft. Ich konnte mich im Familienkreis beraten.“

handwerk magazin zeigt an drei Frauen im Handwerk, aus drei Generationen und in verschiedenen Positionen im Betrieb tätig, wie eine individuelle Finanzplanung aussehen kann. Der Fahrplan für die eigene Vorsorge richtet sich aber immer nach der persönlichen Situation und den finanziellen Möglichkeiten. „Es gibt keinen richtigen oder falschen Weg. Wichtig ist, dass Frauen auch an sich selbst denken und ihre finanziellen Interessen einfordern und vertreten“, rät Constanze Hintze, Finanzberaterin für Frauen von Svea Kuschel + Kolleginnen aus München.

Basisabsicherung

Gegen Krankheit, Unfall, Tod

Bei der Privatvorsorge stehen selbständige Unternehmerinnen, Mit-Geschäftsführerinnen und angestellte Unternehmerfrauen aufgrund ihrer Positionen vor unterschiedlichen Herausforderungen. Beim Risikoschutz und der Altersvorsorge der mitarbeitenden Unternehmerfrauen besteht dringend Handlungsbedarf. Denn an der notwendigen finanziellen Vorsorge mangelt es bis heute. Eine Studie des Ludwig-Fröhler-Instituts im Auftrag der Unternehmerfrauen im Handwerk (UFH) zeigt, dass immer noch 15,7 Prozent der Partnerinnen ohne Arbeitsvertrag im Betrieb mitarbeiten, und sogar 19,9 Prozent der Frauen haben dementsprechend auch keine eigene Altersvorsorge. Expertinnen aus dem Umkreis der UFH schätzen die Dunkelziffer allerdings deutlich höher: „50 Prozent der Frauen im Handwerk sorgen nicht selbständig vor“, hat Hilke Herrmann, Versicherungskauffrau und selber Unternehmerfrau aus Schleswig-Holstein, oft in ihrem Umfeld beobachtet. „Frauen meinen immer noch, die beste Versicherung sei eine Heirat“, so die Versicherungsexpertin. Bei einer Scheidung oder dem Tod des Partners fehlt diesen Frauen dann jedes finanzielle Sicherheitsnetz, weil sie nie in die gesetzliche Sozialversicherung eingezahlt haben. Sie stehen vor dem Nichts, es bleibt nur der Gang zum Sozialamt. „Wenn Frauen in den Handwerksbetrieb einsteigen, sollen oft Kosten gespart werden. Daher kommt der Anstoß, die Frau über den Betrieb abzusichern, selten von den Männern“, sagt Herrmann. Frauen müssten ihre finanzielle Sicherheit immer selbst einfordern.

Grundlage für einen finanziellen Schutz gegen Arbeitslosigkeit, Erwerbsunfähigkeit oder Altersarmut bietet mitarbeitenden Unternehmerfrauen der Arbeitsvertrag. Denn nur, wenn Frauen im Betrieb angestellt sind und ein Gehalt über 400 Euro beziehen, zahlt das Unternehmen für die Frauen in die gesetzliche Sozialversicherung. Und nur von vernünftigen Bezügen können Frauen selbständig Geld fürs Alter ansparen.

Selbständige Handwerkerinnen wie Konstanze Bachmaier tragen dagegen die volle Verantwortung für die Absicherung existenzieller Risiken sowie die finanzielle Gestaltung ihres Rentenalters selbst, weil sie nicht mehr von den gesetzlichen Sicherungssystemen aufgefangen werden. Daher sind Planung und diszipliniertes Sparen für Unternehmerinnen eine Notwendigkeit. „Bei Selbständigen kommt daher die Absicherung existenzieller Risiken wie Krankheit oder Tod immer vor dem Vermögensaufbau fürs Alter“, unterstreicht Finanzberaterin Hintze.

Zur Risikovorsorge für Unternehmerinnen gehört daher zuerst eine Berufsunfähigkeitspolice, die beim Verlust der Arbeitskraft eine monatliche Rente zahlt (siehe Tabelle „Berufsunfähigkeitsversicherung, Seite 12). Eine Risikolebensversicherung sichert im Todesfall den Partner und die Kinder ab. Unternehmerinnen können mit einer Risikolebensversicherung hohe Summen für ihre Angehörigen abschließen - und das mit günstigen Beiträgen (siehe Tabelle „Risikolebensversicherung, Seite 12).

Basisrente

Grundsicherung fürs Alter

Kaminkehrerin Konstanze Bachmaier trägt unternehmerische Verantwortung für ihren Betrieb und zwei Mitarbeiter. Finanzielle Eigenverantwortung ist für die Unternehmerin selbstverständlich. Ihre Strategie sieht so aus: schnell verfügbare Liquidität für den Notfall, Grundsicherung für die Rente plus zusätzliche Kapitaleinkünfte über Immobilien fürs Alter.

Konsequent hat Bachmaier „Liquidität angespart, die ich nur im Notfall antasten würde“, so die Unternehmerin. Erster Baustein fürs Alter ist bei Bachmaier das Versorgungswerk für Kaminkehrer, das jetzt in die gesetzliche Rentenversicherung überführt wird. „Das sichert mir im Alter eine Grundrente“, sagt die Unternehmerin.

Selbständige, die keinem Versorgungswerk angehören, können als Basisrente auch eine Rürup-Police abschließen (siehe „Musterrechnung Rürup 2012“, Seite 13). Der Vorteil von Versorgungswerken und Rürup-Policen: „Beide Modelle sind für Selbständige Insolvenz- und Hartz-IV-geschützt. Das ist wichtig, gerade bei Unternehmern muss die Basisrente so sicher wie möglich sein“, rät Beraterin Hintze.

Sichere Zusatzvorsorge

Direktversicherung über den Betrieb

Beate Roll wechselte im Heizungsbetrieb ihres Mannes von der angestellten Mitarbeiterin in die Position der selbständigen Teilhaberin. Mit 45 Jahren stellte die Unternehmerfrau die Weichen für ihre private Vorsorge neu. Die beiden Kinder waren erwachsen, Zeit an sich selbst zu denken. Der Grund liegt auf der Hand: „Im Ernstfall, sollte meinem Mann etwas passieren, kann ich als Prokuristin den Betrieb weiterführen“, begründet die Unternehmerfrau ihren Schritt. Mit ihrer Teilhaberrolle ging auch mehr finanzielle Verantwortung einher: Sie hat sich umfassend zum Vermögensaufbau von einer Finanzexpertin beraten lassen. „Meine Vorgabe lautete, so sicher wie möglich mein Geld auf verschiedene Säulen zu verteilen“, so die 51-Jährige.

Heute sieht ihr Finanzplan fürs Alter wie folgt aus: Basis ist die gesetzliche Rente. Da sie als mitarbeitende Ehefrau immer offiziell im Betrieb angestellt war, zahlte sie monatlich ihre Beiträge in die gesetzliche Rentenkasse. Als sichere Ergänzung schloss sie über die Firma eine Direktversicherung ab (siehe Kasten „Betriebliche Altersvorsorge“ Seite 14). Zusätzlich verfügt Beate Roll über eine private Lebensversicherung. Breit gestreute Geldanlagen in Fonds und Wertpapiere sichern ihr Liquidität und Rendite. Mieteinnahmen über kleinere Immobilien sollen dem Ehepaar im Alter „ein finanzielles Zubrot sichern“, so Roll. Ihr Rat an junge Frauen, die heute in den Betrieb einsteigen: „Sie dürfen sich nicht die Butter vom Brot nehmen lassen: Was für alle Mitarbeiter gilt, das ist für jedes angestellte Familienmitglied absolut legitim, ohne Arbeitsvertrag ist fahrlässig! Es muss ein vertretbares Gehalt gezahlt werden. Früh anfangen zu sparen, nur so können Frauen ein finanzielles Polster für später aufbauen.“

Private Vorsorge

Für den kleinen Luxus

Eine ähnliche Empfehlung würde auch Hannelore Wehner, 62 Jahre alt, unterschreiben. Vor 40 Jahren machten sich die Wehners mit einem Autohaus selbständig. Die Aufteilung war wie in vielen Handwerksbetrieben: Rudolf Wehner ist der Handwerksmeister, sie stieg als mitarbeitende Ehefrau in das Unternehmen ein und übernahm die Verwaltung von Mitarbeitern, Kunden und Lieferanten. Hannelore Wehner pochte von Anfang an auf ihre Rechte und eine korrekte Anstellung im Betrieb. „Finanzielle Unabhängigkeit war mir immer wichtig: Ich bekam ein anständiges Gehalt, das der Betrieb immer auf mein eigenes Konto eingezahlt hat“, berichtet Wehner.

Der Hintergedanke der Unternehmerfrau: „Wenn allesschief geht, dann bin ich abgesichert. Ich hatte so Anspruch auf Arbeitslosengeld und Leistungen bei Erwerbsunfähigkeit und später auf die gesetzliche Rente. Das ist heute meine Grundsicherung fürs Alter.“

Neben der gesetzlichen Rente hat sie privat für ihren Vermögensaufbau vorgesorgt - für den kleinen Luxus im Alter:Sie bekommt mit 65 Jahren eine private Rentenversicherung sowie eine Riester-Police ausgezahlt und Leistungen aus einer kleinen Pensionszusage vom Betrieb, auf die sie dann keine Beiträge in die Sozialversicherung oder Steuern mehr zahlen muss.

In drei Jahren kann sich Hannelore Wehner in den wohlverdienten Ruhestand verabschieden. Die Unternehmerfrau ist seit 40 Jahren verheiratet, bei ihr ist alles gut gegangen. Aber Wehner weiß auch, dass junge Frauen sich heute nicht mehr an ihrem Lebenslauf orientieren können. Denn zu Recht stellt sie die Frage: „Welche Ehe hält heute noch 40 Jahre lang?“

cornelia.hefer@handwerk-magazin.de

Online exklusiv

Zum Thema Risikoschutz und Vorsorge finden Sie online weitere wichtige Informationen unter
handwerk-magazin.de/06_2012

Rechner Risikolebensversicherung

Witwenrente berechnen

Nothilfekoffer: Checkliste

Ähnliche Beiträge zum Thema finden Sie hier:
handwerk-magazin.de/privatvorsorge