Fördermittel Rheinland-Pfalz Rheinland-Pfalz fördert das Handwerk

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Finanzierung für Gründer und Nachfolger und Finanzierung mit Regionalmitteln

Mit zinsgünstigen Krediten der Investitions- und Strukturbank wird das Handwerk in Rheinland-Pfalz gefördert. Aber auch Zuschüsse, Wettbewerbe und Beratung durch private Organisationen und das Wirtschaftsministerium verhelfen Handwerkern zum Erfolg. Ein Fördermittel-Überblick.

Rheinland-Pfalz
Typisch für Rheinland-Pfalz: Die Weinberge, die Mosel und kleine Dörfer, wie Uerzig. - © Andreas Prott/iStockphoto.com, ISB/Alexander Sell

Noch nie hat ein Inhaber der Schreinerei Eckerle im Rheinland-Pfälzischen Otterberg so viel Geld in die Hand genommen, um den Betrieb auszubauen, wie Peter Eckerle. Als er im August 2013 den Betrieb übernimmt, investiert er eine halbe Million Euro in eine neue Werkstatt und moderne Maschinen. Die Investition war notwendig, um die Zukunftsfähigkeit des Betriebes, den sein Urgroßvater 1916 ursprünglich als Zimmerei gegründet hatte, sicherzustellen. „Mein Vater und sein Bruder hatten den Betrieb übernommen und auf Innenausbau und Ladenbau gesetzt – ich führe das Unternehmen nun als Fachbetrieb fort“, erzählt Peter Eckerle.

Seit 2001 war der studierte Innenarchitekt im Betrieb seines Vaters tätig und setzte mit ihm das neue Konzept – Planung und Fertigung unter einem Dach –sukzessive um. „Heute bin ich Eigentümer, und wir stehen wirtschaftlich sehr gut da“, sagt er zufrieden. Die Anfangsinvestition hat sich gelohnt.

Neue Investitionen, von der ISB finanziell unterstützt

Derzeit plant der Unternehmer neue Investitionen in die Digitalisierung und moderne Maschinen. Zur Finanzierung möchte er wieder staatliche Fördermittel nutzen, damit hat er gute Erfahrungen gemacht: „Damals, bei der Unternehmensübernahme, habe ich sowohl den Existenzgründerkredit als auch Zuschüsse von der Investitions- und Strukturbank bekommen. Die Antragstellung war nicht besonders kompliziert, der Nachweis der Berechtigung allerdings schon. Aber es rechnet sich. Die Konditionen sind gut und die Zuschüsse bares Geld, das der Kredittilgung dient. Das sollten Handwerker nutzen“, ist Eckerle überzeugt.

Rheinland-Pfalz hat lediglich 4,1 Millionen Einwohner, steht aber wirtschaftlich gut da. Das Bundesland grenzt an Frankreich, Belgien und Luxemburg – und ist besonders bekannt für seine Weine. Mit einer der niedrigsten Arbeitslosenquoten und einer Exportquote von 55,9 Prozent ist Rheinland-Pfalz einer der dynamischsten Wirtschaftsstandorte in Deutschland. In 52.000 Handwerksbetrieben werden 20.000 Lehrlinge ausgebildet. Zusammen erwirtschaften sie einen Umsatz von 28 Milliarden Euro. Die meisten der Handwerksbetriebe des Landes sind mittelständisch.

Anders als die Bundespolitik, gibt das Bundesland ein klares Bekenntnis zum Meister und zur dualen Ausbildung im Handwerk ab – und es unterstützt Innovationen und Digitalisierung. Wie ernst etwa das Thema Digitalisierung genommen wird, zeigt die vollständige Netzabdeckung im Bundesland. Ohne Netz gibt es keine schnelle Kommunikation, wie sie die Unternehmen heute aber benötigen. Sei es beispielsweise zur unkomplizierten Absprache des weiteren Vorgehens auf einer Baustelle oder für die zuverlässige Erreichbarkeit, wenn Chef und Mitarbeiter nicht im Büro sind.

Viele Formen der Förderung für Handwerker

Unterstützt werden Handwerker von der Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz (ISB), vom Wirtschaftsministerium und verschiedenen privaten oder halbstaatlichen Organisationen.

Die Investitions- und Strukturbank vergibt Kredite und Zuschüsse in verschiedenen Programmen. Wird ein Zuschuss gewährt, vermindert er die Kreditschuld. Wer eine professionelle Beratung für sein unternehmerisches Vorhaben in Anspruch nimmt, kann für die Beraterstunden ebenfalls mit einem ISB-Zuschuss rechnen. Die Fördermittel werden über jede Bank oder Sparkasse beantragt. Wichtig: Anträge können Handwerker nur vor Beginn eines Vorhabens stellen. Meist kann erst nach erfolgter Zusage mit dem Vorhaben begonnen werden – seltener ab bestätigtem Antragseingang.

Das Wirtschaftsministerium vergibt Zuschüsse nicht zu Krediten, sondern zu Beratungsleistungen, die Handwerker in Anspruch nehmen. Aber auch für die bestandene Meisterprüfung und eine anschließende Existenzgründung gibt es Geld. Verschiedene Verbände und Initiativen unterstützen ebenfalls durch Beratung und mit Geldpreisen ausgelobte Wettbewerbe.

Die Förderung durch die Investitons- und strukturbank im Detail

Gefördert werden grundsätzlich die Übernahme und der Ausbau von Unternehmen – so wie bei Peter Eckerle – aber auch die Gründung, Digitalisierung, Erweiterung, Entwicklung technischer Innovationen oder die Beteiligung von Mitarbeitern am Unternehmen. Die gewährten Kredite sind zinsvergünstigt, haben meist geringe Darlehensmindestbeträge und sind für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) konzipiert.

Besonders begehrt bei Handwerkern sind die Zuschüsse, denn sie müssen nicht zurückgezahlt werden. Sie werden nachträglich ausgezahlt, wenn das Finanzierungsvorhaben wie vereinbart durchgeführt wurde. Dann vermindern sie die Kreditschuld.

Die mit einem Zuschuss geförderten Beratungsleistungen gelten für Existenzgründer, Nachfolger oder Übernehmer werden mit einem Zuschuss von bis zu 50 Prozent der Kosten unterstützt, die für eine professionelle Beratung bei den ersten Schritten in die Selbstständigkeit anfallen. Bis zu neun Tage fördert die ISB, wobei je Beratungstag maximal 800 Euro Beratungskosten anerkannt werden. Der Zuschuss beträgt also maximal 400 Euro pro Tag. Die eingesetzten Berater müssen in der KfW-Beraterbörse gelistet sein ( beraterboerse.kfw.de ). Anträge für diese Förderung gibt es bei den Handwerkskammern. Aber Achtung: Die Beratungsvorhaben müssen mindestens vier Stunden dauern, damit die Förderfähigkeit gegeben ist.

Verschiedene Beratungsinhalte sind förderfähig

Das Mittelstands-Beratungsprogramm unterstützt die professionelle Beratung bei strategischen, wirtschaftlichen, organisatorischen und technischen Fragen der Unternehmensführung. Allerdings ausschließlich bei bereits bestehenden Unternehmen. Auch Fragen zum Produkt- und Kommunikationsdesign können per Beratung geklärt und gefördert werden. Außerdem umfasst der förderfähige Themenkatalog die Beratung zur Strategieplanung oder Markterschließung, die überzeugende Selbstdarstellung von Unternehmen und die Optimierung von Produkten. Die Beratung darf bis zu 15 Tage innerhalb von drei Jahren dauern und wird mit 50 Prozent der in Rechnung gestellten Kosten, aber maximal mit 400 Euro pro Tag bezuschusst. Auch hier gilt: Beratungsvorhaben, die kürzer als vier Stunden dauern, werden nicht gefördert. Anträge können bei den Handwerkskammern angefordert werden und werden dann bei der ISB abgegeben.

BITT - auch die Technologie ist im Förderfokus

Wer auf technologische Neuerungen setzt, kann ebenfalls eine Förderung erhalten. Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) aus Rheinland-Pfalz können mit dem Programm „BITT - Beratung für Innovation und Technologie-Transfer“ mehrere Förderungen gleichzeitig erhalten. Das Programm umfasst sechs Bereiche – die technologieorientierte Beratung, Beratung zur Einführung spezieller EDV / Informationstechnik, Beratung zum Aufbau eines Qualitätsmanagementsystems oder eines Innovationsmanagementsystems, Patent- und Datenbankrecherchen inklusive Informationsvermittlung und die Begutachtung von technologieorientierten Fördervorhaben.

Private und halbstaatliche Initiativen fördern ebenfalls

Weitere Förderer sind Handwerkskammern und Universitätsinitiativen . Sie stellen eigene Programme für Beratung zur Verfügung und gewähren Zuschüsse.
Wie überall in Deutschland ist auch in Rheinlandpfalz die Fachkräftesicherung eine große Herausforderung. Die Kammern der Pfalz, Koblenz, Rheinhessen und Trier haben deshalb das Projekt „Handwerk attraktiv Rheinland-Pfalz“ ins Leben gerufen. Es wird vom Wirtschaftsministerium gefördert. Ziel des Projekts ist es, Handwerksbetriebe zu unterstützen, die ihre Wettbewerbsfähigkeit erhöhen und ihre Außendarstellung als attraktives Unternehmen verbessern wollen, um Mitarbeiter zu binden, beziehungsweise Fachkräfte oder einen Betriebsnachfolger finden zu können.

Innerhalb dieser Initiative wurde das Kompetenzzentrum Digitales Handwerk ins Leben gerufen. Ziel: Über die handwerksnahen Netzwerke soll ein Erfahrungsaustausch ermöglicht werden. So können Handwerker bei neuen Vorhaben von den Erfahrungen anderer Unternehmer profitieren. Wer noch nicht über viel eigene Erfahrung bei seinem Vorhaben verfügt, kann mithilfe des Netzwerkens teure Fehler vermeiden. Das Projekt endet am 31.12.2019. Mehr Informationen unter handwerkdigital.de

Der Ideen-Wettbewerb dient der Zukunftssicherung

Die Hochschule Koblenz startete 2011 den „Ideenwettbewerb Rheinland-Pfalz“, der sich zu einer gemeinnützigen, landesweiten Initiative weiterentwickelt hat und der auch im Rahmen des Kompetenzzentrums Digitales Handwerks publik gemacht wird. Geldgeber und Unterstützer sind neben dem Bundesland Rheinland-Pfalz auch Wirtschaftsverbände, Rechtsanwälte und eine Versicherung.

Gemeinsam werden verschiedene Geld- und Sachpreise, persönliche Beratungsgespräche oder eine unentgeltliche Businessplan-Erstellung für innovative Ideen oder erhebliche Weiterentwicklungen bei bestehenden Produkten vergeben. Für diese Leistungen stehen beispielsweise landesweite Preisgelder bis zur Höhe von 2.500 Euro zur Verfügung. Auch Nachwuchssonderpreise bis zu 200 Euro und Regionalpreise von meist 1.000 Euro werden vergeben. Mehr Infos unter ideenwettbewerb-rlp.de

Das Wirtschaftsministerium fördert – auch den Meister

Und das Wirtschaftsministerium bietet mit seinen Bonusprogrammen weitere Anreize für Handwerker. So etwa den Aufstiegsbonus I in Höhe von 1.000 Euro und den Aufstiegsbonus II in Höhe von 2.500 Euro für Existenzgründung nach der Meisterprüfung.

Die Finanzierung von Beratungen, die kleinere und mittlere Unternehmen in Rheinland-Pfalz in Anspruch nehmen, fördert das Wirtschaftsministerium mit einem nicht rückzahlbaren Zuschuss. Und um den Abschluss als Meister und dessen Existenzgründung zu unterstützen, zahlt das Ministerium einen ebenfalls nicht rückzahlbaren Bonus.

So fördert das Wirtschaftsministerium Rheinland-Pfalz

Aufstiegsbonus I und Aufstiegsbonus II (Meisterbonus)

  • Aufstiegsbonus I (1.000 Euro)
    für Absolventen der Meisterprüfung
  • Aufstiegsbonus II (2.500 Euro)
    für Existenzgründer nach der Meisterprüfung
Antragstellung bei der Handwerkskammer, eigenhändig unterschrieben. Erforderliche Nachweise können in Kopie beigelegt werden. Wer seinen Meister in RLP macht, wird automatisch von der Kammer mit einem Antrag versorgt.

  Achtung De-minimis-Beihilfen: Wer bereits unternehmerisch tätig ist, muss im Antrag angeben, ob er im laufenden Kalenderjahr sowie in den zwei vorangegangenen Kalenderjahren staatliche Fördermittel bekommen hat.

Voraussetzung Aufstiegsbonus I: Meisterprüfung nach dem 1.1.2017. Wer außerhalb des Landes die Meisterprüfung abgelegt hat, wendet sich innerhalb von zwölf Monaten nach der bestandenen Meisterprüfung an die Kammer seines Beschäftigungsortes. Wer zu diesem Zeitpunkt nicht in einem Beschäftigungsverhältnis steht, muss zumindest seinen Wohnort in RLP haben.
Voraussetzung Aufstiegsbonus II: Meisterabschluss darf höchstens zehn Jahre zurückliegen. Der Bonus fließt für Gründung einer Vollexistenz oder Nebenerwerbstätigkeit, Betriebsübernahmen, Kauf einer tätigen Beteiligung von mindestens 25 Prozent an einem Unternehmen. Antrag bis 18 Monate nach Betriebsgründung. Achtung: Existenzgründung muss mindestens zwei Jahre lang aufrechterhalten bleiben – sonst muss der Bonus zurückgezahlt werden.

Betriebsberatungsstellen

Gefördert wird eine professionelle Unternehmensberatung, die bestehende Unternehmen und Existenzgründer kostenfrei in Anspruch nehmen können. Adressen gibt es bei den Handwerkskammern. Beraten wird zu betriebswirtschaftlichen und technischen Fragen des Handwerks. Beraten wird auch zu Unternehmensführung, Existenzgründung, Betriebsübernahme, Fachkräftesicherung, Schwachstellenanalyse, Finanzierung, Förderprogrammen und Marketing.

Digitalisierungsberater

Die Digitalisierungsberater der Handwerkskammern Koblenz, Pfalz und Rheinhessen beraten direkt in kleinen und mittelständischen Handwerksbetrieben zu allen Fragen der Umstellung auf digitale Prozesse. So etwa bei der Erstellung von Homepages und Karriereportalen, um Fach- und Nachwuchskräfte zu finden. Das Angebot ist kostenfrei. Handwerker wenden sich an ihre Kammern. Das Projekt endet am 31.08.2019.

„Handwerk attraktiv Rheinland-Pfalz“

Zielgruppe sind kleine und mittlere Unternehmen, die sich als attraktive Arbeitgeber positionieren wollen, um ihre Mitarbeiter zu binden, die Frauen oder Flüchtlinge für ihren Betrieb gewinnen, Fachkräfte oder einen Nachfolger finden wollen. Gefördert werden dafür erforderliche Beratung, Coaching, Netzwerkarbeit und Öffentlichkeitsarbeit der Betriebe. Das Projekt endet am 31.12.2019 .

Handwerker wenden sich an die Kammer der Pfalz , Trier , Koblenz oder Rheinhessen .