Welche Handwerksbetriebe vom Aufschwung profitieren

Das deutsche Handwerk hat 2011 stark vom Aufschwung profitiert. Auch für das laufende Jahr sind die Betriebe optimistisch – aber nicht für jeden Markt, wie die aktuellen Lagereports zahlreicher Handwerksverbände zeigen.

In der Metallbaubranche ist die Euphorie des vergangenen Jahres abgekühlt. Wenig Aufträge für kleine Betriebe und ein stockender Gewerbebau trüben die Stimmung seit Jahresende 2011. - © ddp

Das deutsche Handwerk erlebt einen regelrechten Boom: Mehr als die Hälfte der Betriebe (60,7 Prozent) beschreiben ihre Geschäftslage als „sehr gut“ oder „gut“, so die aktuelle Analyse „Wirtschaftslage Handwerk“ der Creditreform Wirtschaftsforschung. Das ist der höchste Wert, seitdem das Institut die Geschäftslage im Handwerk analysiert:

Doch nicht für alle Märkte sind die Betriebe optimistisch. Auf der internationalen Handwerksmesse in München erklärten die Verbände, was das Jahr 2012 für die Branche bringt.

Bauwirtschaft optimistisch, außer bei öffentlichem Bau

Die Bundesvereinigung Bauwirtschaft blickt optimistisch in die Zukunft: Im Jahr 2011 hat die Branche mit einem unerwartet hohen Umsatzzuwachs von sieben Prozent die Umsatzschwelle von 200 Milliarden Euro geknackt. Auch für 2012 erwartet die Vereinigung steigende Zahlen – der Umsatz soll insgesamt noch einmal um ein Prozent auf 203 Milliarden Euro wachsen.

So förderten die Krisensorgen einen allgemeinen Trend zum Eigenheim, erklärte Karl-Heinz Schneider, Vorsitzender der Vereinigung. Der Umsatz im Wohnungsbau werde ein Plus von fünf Prozent erzielen, auch für den Wirtschaftsbau sehen die Branchenvertreter ein Wachstumspotenzial von mehr als zwei Prozent.

Für den öffentlichen Bau dagegen...

…erwartet die Vereinigung einen Rückgang von drei Prozent: Die Mittel aus den Konjunkturprogrammen seien erschöpft, auch verenge die Schuldenbremse die finanziellen Spielräume öffentlicher Auftraggeber.

Die besten Wachstumsmöglichkeiten schreibt die Vereinigung den Unternehmen des Bauhauptgewerbes zu. Sie sollen ihren Umsatz um zwei Prozent steigern können. Beim Ausbau werde die gute Situation mit einem Umsatzplus von einem Prozent zu Buche schlagen, in der energie- und Gebäudetechnik mit 0,5 Prozent.

SHK-Handwerk beklagt Investitionsstau

Das Heizungs-, Sanitär- und Klimahandwerk konnte 2011 seinen Umsatz um drei Prozent auf 35,6 Milliarden Euro erhöhen. Trotzdem zeigt sich der Zentralverband Sanitär Heizung Klima nicht ganz zufrieden. Vor dem Hintergrund der Energiewende hätte die Branche erwartet, dass die Heizungsmodernisierung „deutlich mehr Platz in den Auftragsbüchern einnehmen wird“, erklärte Verbandspräsident Manfred Stather bereits im Februar bei der Jahrespressekonferenz in Berlin.

Der Verband sieht den Investitionsstau in den Heizkellern als Folge eines „Zick-zack-Kurses in der Energiepolitik“: Viele Immobilienbesitzer würden abwarten, weil die Politik eine „monatelange Hängepartie“ aus der steuerlichen Förderung energetischer Sanierungsmaßnahmen mache. Die Heizungsmodernisierung nehme daher momentan noch nicht einmal ein Drittel des Auftragsvolumens der Branche ein, obwohl mehr als 13 der 17,8 Millionen Heizungsanlagen in Deutschland nicht effizient arbeiten würden.

Deutlich positiver fällt dagegen die Bilanz bei der Badsanierung aus: Rund 360.000 Komplettbäder hätten die SHK-Handwerksbetriebe 2011 verkauft und eingebaut, so der Verband. Knapp ein Drittel der Bäder seien barrierefrei installiert worden.

Gemischte Gefühle im Metallhandwerk

Der Bundesverband Metall gibt bekannt, dass sich die Euphorie, die 2011 in der Branche herrschte, weitgehend abgekühlt habe. Grund für den Dämpfer, so erklärte Verbandspräsident Peter Mader, seien…

…unter anderem eine Auftragsflaute bei kleinen Betrieben und der Umstand, dass der Gewerbebau noch nicht wieder angekurbelt sei.

Obwohl das Jahr 2011 mit einem Umsatz von 58 Milliarden Euro ein sehr gutes Jahr für die Branche war, habe sich die Stimmung zum Jahresende eingetrübt. Für das laufende Jahr erwartet der Verband „keine Einbrüche, aber auch keine starken Impulse“ – auch wenn 56 Prozent der Metallbaubetriebe und 64 Prozent der Feinwerkbetriebe ihre Lage als gut bis sehr gut bezeichnen.

Profitieren könne die Branche von den steigenden Löhnen im Binnenmarkt, von einem wiedererstarkten Wohnungsbau sowie von der energetischen Sanierung der Gebäudebestände. Kopfschmerzen bereiten den Betrieben dagegen vor allem die Preisentwicklung auf den Energie- und Rohstoffmärkten. Auch der Fachkräftemangel macht rund der Hälfte der Betriebe Sorgen.

Kfz-Gewerbe rügt seine Rendite

Das Autojahr 2011 bescherte dem Kfz-Gewerbe mit insgesamt 140,7 Milliarden Euro einen Umsatzzuwachs von 8,2 Prozent. Auch die Rendite lag mit durchschnittlich zwei Prozent um 0,5 Prozentpunkte über der des Vorjahres. Robert Rademacher, Präsident des Zentralverbands Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK), will sich aber nicht so richtig über den Renditezuwachs freuen. „In einem Bilderbuchjahr wie 2011 hätte sie eigentlich deutlich über zwei Prozent liegen müssen“, erklärte Rademacher. Schließlich sei eine Umsatzrendite zwischen zwei und vier Prozent im Kfz-Gewerbe erforderlich, um notwendige Investitionen tätigen und Mitarbeiter vernünftig bezahlen zu können.

Das Kfz-Gewerbe setzte 2011 fast die Hälfte seines Umsatzes (59,3 Mrd Euro) mit dem Pkw-Neuwagengeschäft um. 13,7 Prozent mehr als im Vorjahr. Bei den Gebrauchtwagen stiegen die Umsätze im Marken- und Gebrauchtwagenhandel um...

...5,2 Prozent auf 41,8 Milliarden Euro. Auch im Servicegeschäft konnte das Gewerbe Zuwächse von 1,2 Prozent verzeichnen.

Für das laufende Jahr 2012 rechnet der ZDK bei den Pkw-Neuzulassungen mit einer stabilen Entwicklung in der Größenordnung von rund 3,1 Millionen Einheiten. Auch im Gebrauchtwagengeschäft seien die Zahlen des Vorjahres – 6,8 Millionen Besitzumschreibungen – zu erwarten. Das Servicegeschäft bleibt nach Ansicht des Branchenverbandes stabil mit leicht positiver Tendenz.

Tischler und Schreiner profitieren von Netzwerken

Das Tischler- und Schreinerhandwerk hat im Jahr 2011 seinen Umsatz um 5,2 Prozent steigern können. Dies sei ein Rekordwert, erklärte Konrad Steininger, Präsident des Bundesverbandes Tischler Schreiner Deutschland. Die Gebäudesanierung komme der Branche mit Aufträgen für Türen und Fenster zugute. Steininger zeigte sich dabei aber skeptisch, ob die Betriebe das Niveau für das kommende Jahr halten können.

Eine Konjunkturumfrage in Bayern zeigt für 2012 gute Aussichten: Mehr als 65 Prozent der Betriebe erwarten eine „sehr gute“ oder „gute“ Umsatzentwicklung. Der Optimismus ist damit im Vergleich zum Vorjahr (62,2 Prozent) noch gestiegen.

Insgesamt, so erklärte Christian Wenzler, Hauptgeschäftsführer des Verbandes, sei ein Trend zu „kleineren, aber gesünderen Betrieben“ in Deutschland zu verzeichnen: Synergieeffekte erreichten die Betriebe durch Spezialisierung sowie durch eine Auftragsverteilung in Netzwerken.

Weitere Branchenstimmen zur aktuellen Lage des deutschen Handwerks hören Sie im Podcast „Aktuelle Branchenzahlen – So steht es um das deutsche Handwerk“ .