Was Handwerkern wichtig ist

Unternehmenskultur handwerk magazin hat in einer exklusiven Studie Firmenchefs gefragt, nach welchen Werten und welcher Unternehmenskultur sie ihr Unternehmen führen. Hier die Ergebnisse.

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    © Stephan Minx
    Reiner und Martina VolkmarDas Ehepaar Volkmar leitet gemeinsam die Volkmar Maschinenbau GmbH im bayerischen Sennfeld. Mit Hilfe eines zertifizierten Qualitäts- und Umweltmanagements garantieren sie höchste Qualität, Termintreue und Flexibilität.
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    © Chart: handwerk magazin
    Ein Leitbild hat ein Drittel der von handwerk magazin befragten Unternehmen verfasst. Die wichtigsten Grundsätze, die darin festgelegt sind, betreffen Qualität, Kundenzufriedenheit und Zuverlässigkeit.
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    „Die Grundlagen der Qualitätsnorm müssen erfüllt sein.“Helmuth Dosch, Unternehmensberater und Auditor.
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    Handwerker arbeiten mit umweltfreundlichen Materialien und sparen Energie im Betrieb.
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    „Ein Unternehmensleitbild muss kurz und prägnant sein.“Dieter Mester, Betriebsberater der Handwerkskammer Oldenburg.
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    © Axel Griesch
    Autor: Reinhold Mulatz

Was Handwerkern wichtig ist

Welche Werte Reiner und Martina Volkmar wichtig sind, haben sie in 12 Sätzen formuliert, den Leitsätzen der Volkmar Maschinenbau GmbH im bayerischen Sennfeld. Das Wichtigste für die beiden Geschäftsführer des Handwerksbetriebes, der seit über 30 Jahren Werkzeuge und Maschinen fertigt, ist die Kundenzufriedenheit, gefolgt von exzellenter Qualität, Termintreue und Flexibilität.

Mit dieser Werteskala liegen die Volkmars exakt auf der Linie des gesamten Handwerks, denn handwerk magazin hat zusammen mit ZDH-Zert, der Zertifizierungsstelle der Handwerksorganisation, sowie der Gesellschaft für Sozialforschung und statistische Analysen (forsa) aktuell und exklusiv 502 Handwerksunternehmen nach ihren Werten und ihrer Unternehmenskultur gefragt. 27 Prozent haben die Qualität konkret als Wert oder Grundsatz festgelegt, 26 Prozent die Kundenzufriedenheit und 15 Prozent die Zuverlässigkeit (siehe Grafik oben). Diese unternehmerischen Grundsätze werden in den meisten Handwerksbetrieben gelebt. „Konkret formulierte Leitbilder hat aber nur eine Minderheit des Handwerks - und wenn, dann nur in eher allgemeiner und vager Form“, hat Manfred Güllner, Leiter von forsa, herausgefunden. Nur 34 Prozent der befragten Handwerksbetriebe, besonders die größeren, haben ihre Werte und Grundsätze im Sinne eines Leitbildes schriftlich niedergelegt. Davon haben zehn Prozent ihr Managementsystem zertifizieren lassen.

Zertifizierung lohnt sich

Die Volkmar Maschinenbau GmbH ist schon seit zehn Jahren nach DIN EN ISO 9001 zertifiziert, 2009 kam zum Qualitätsmanagement noch die Umweltzertifizierung dazu. „Wir wollten den Wettbewerbern immer eine Nase voraus sein“, begründet Martina Volkmar den Entschluss, sich damals als erstes Unternehmen bei ZDH-Zert, der Zertifizierungsstelle der Handwerksorganisation für Qualitätsmanagementsysteme, prüfen zu lassen. Schon damals ahnte sie, „dass unsere Auftraggeber ein zertifiziertes Qualitätsmanagement verlangen werden, da wollten wir einfach schneller sein“. Die 20000 Euro Kosten waren gut angelegt, denn es gab nur positive Reaktionen bei den Kunden.

„Ein zertifiziertes Qualitätsmanagementsystem ist eine optimale Voraussetzung für Qualität und Kundenzufriedenheit“, weiß Unternehmensberater Helmuth Dosch, der auch bei ZDH-Zert als Auditor tätig ist. Natürlich könne man auch ohne das Zertifikat dieses Ziel erreichen, vor allem, wenn die Kunden eine Zertifizierung nicht zwingend fordern. Die grundlegenden Anforderungen aus der DIN EN ISO 9001 sollten aber trotzdem erfüllt werden (siehe Tipps auf Seite 16).

Wie Handwerker heute ihre Werte und ihre Unternehmenskultur definieren und umsetzen, ganz gleich ob mit oder ohne zertifiziertes Qualitätsmanagement, das zeigt die Umfrage von handwerk magazin und ZDH-Zert anschaulich beim Thema Mitarbeiterführung. Nahezu alle Betriebe quer durch die Branchen fördern die Eigenverantwortung ihres Personals, bieten regelmäßig Fortbildungen an oder zahlen zusätzliche Sozialleistungen (siehe Grafik oben). Dieter Mester, Berater für Managementsysteme bei der Handwerkskammer Oldenburg, überrascht das nicht:„Die Firmenchefs im Handwerk wissen, dass sie ihre Unternehmensziele nur mit motivierten Mitarbeitern erreichen können.“ Die Personalentwicklung müsse deshalb in jedem Unternehmensleitbild ganz oben stehen.

Umweltschutz wird wichtiger

Fast alle genannten Maßnahmen zur Mitarbeiterführung haben die befragten Handwerksbetriebe schon vor mehr als fünf Jahren eingeführt. Dagegen hat der Umweltschutz als Unternehmensgrundsatz im Handwerk erst in den letzten fünf Jahren an Bedeutung gewonnen, abgesehen von der Verwendung umweltfreundlicher Materialien, was schon lange betriebliche Praxis ist. Für 71 Prozent der befragten Betriebe ist die Senkung der Energiekosten inzwischen ein wichtiger Wert. 55 Prozent überprüfen ihre Umweltschutzmaßnahmen regelmäßig. Natürlich sei das Handwerk in Sachen Energie kostenbewusst, weiß Karl Heinz Kohl, Geschäftsführer von ZDH-Zert in Bonn. Aber auch die Überzeugung, dass man eine lebenswerte Welt haben will, setze sich als Wert bei Handwerksunternehmern mehr und mehr durch (siehe Interview auf Seite 18). Bei der Volkmar Maschinenbau in Sennfeld spielt der Umweltschutz längst eine zentrale Rolle, das zeigt schon das zertifizierte Umweltmanagementsystem. „Aber es muss sich rechnen“, sagt Volkmar, Maschinenbaumeister und Betriebswirt des Handwerks . Deshalb hat er auf dem Firmendach eine Photovoltaikanlage installiert, der Sonnenstrom liefert ansehnliche Renditen.

Hohes Ansehen des Handwerks

Wenn Handwerker Unternehmensgrundsätze definieren, geschieht das nicht zum puren Selbstzweck. Es geht um das Ansehen des Betriebes bei Kunden, Mitarbeitern und in der Öffentlichkeit.

Deshalb haben die forsa-Experten für die Werte-studie von handwerk magazin die Firmenchefs auch gefragt, wie groß ihrer Einschätzung nach das Ansehen des Handwerks in der Öffentlichkeit ist. 53 Prozent halten demnach das Ansehen des Handwerks in der Öffentlichkeit für sehr groß oder groß, 30 Prozent schätzen es weder besonders groß noch besonders gering ein. Nur 17 Prozent der Befragten glauben, das Ansehen des Handwerks in der Öffentlichkeit sei gering oder sogar sehr gering. „Das zeigt, dass sich das Handwerk selbst nicht viel anders sieht als die Bürger insgesamt“, stellt forsa-Chef Güllner fest. Denn forsa hat im Auftrag des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks ermittelt, dass das generelle Bild des Handwerks bei den Bürgern sehr gut ist. Allerdings werde die Zukunfts- und Innovationsfähigkeit der Branche vor allem von den Jugendlichen nicht allzu hoch eingeschätzt. Deshalb sei die große Imagekampagne des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks notwendig und sinnvoll, so Güllner.

Wie Handwerker sich selbst sehen

Für handwerk magazin fragte forsa die Unternehmer auch, welche Werte und Eigenschaften sie selbst dem Handwerk zuschreiben. Die meisten nannten Kompetenz, Verantwortungsbewusstsein, Pflichtbewusstsein und Flexibilität.

Für das Unternehmerpaar Volkmar sind das Werte, die sie täglich leben: Kompetenz, weil sie sich und ihr Team ständig weiterbilden und eine Lehrlingsausbildung auf hohem Niveau bieten. Verantwortungsbewusstsein, weil sie nur hochwertige Materialien verwenden, aber auch, weil sie für Krisen vorsorgen. „Wir sind von Banken unabhängig und können Investitionen selbst finanzieren“, erklärt Martina Volkmar. Pflichtbewusstsein und Flexibilität spüren Kunden, wenn sie Hilfe brauchen, denn der Chef ist immer erreichbar, wenn es sein muss auch am Wochenende.

Klar ist aber auch, dass der Firmenchef die defiierten Werte vorleben muss. Sonst sei ein Firmenleitbild nicht mehr als ein Stück Papier, ist das Unternehmerehepaar Volkmar überzeugt.

reinhold.mulatz@handwerk-magazin.de

Online exklusiv

Die komplette Studie „Werte und Unternehmenskultur im Handwerk“ finden Sie unter:
handwerk-magazin.de/management

Werte-Studie