Testbericht VW Caddy: Fahreindrücke der fünften Generation

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Lange haben wir darauf gewartet: Nun steht die Cargo-Version der fünften VW-Caddy-Generation zu Nettopreisen ab 17.985 Euro bei den Nutzfahrzeug-Händlern. Die Eckdaten kennen Stammleser von handwerk magazin bereits aus unserer April-Ausgabe 2020. Hier kommen die ersten Fahreindrücke.

VW Caddy Cargo Version
Nummer fünf fährt: Handwerkschefs sollten sich vor allem die mittlere Motorisierung des VW Caddy genauer ansehen. - © VW Nutzfahrzeuge

Da steht er also für die erste Probefahrt auf der Straße bereit, der neue VW Caddy. Wir kannten diese fünfte Generation bislang nur von unserem ersten Treffen bei der statischen Präsentation im Februar (siehe handwerk magazin 4/2020). Doch rekapitulieren wir noch mal kurz die wesentlichen Eckdaten: Karosserielänge 4,50 Meter (Cargo) bis 4,85 Meter (Cargo Maxi), Höhe nurmehr 1,80 Meter, sprich 2,5 Zentimeter weniger als der Vorgänger. Ladekapazität des Kastenwagens: 3.100 (Cargo) bis 4.000 Liter (Cargo Maxi). Das ist ausreichend speditiv. Zumal die Feldbreite der Schiebetüren auf ein Europaletten-taugliches Maß von 84 Zentimetern und die Einladebreite am Heck um deren fünf gewachsen ist.

Die Nutzlast gibt Volkswagen Nutzfahrzeuge mit mindestens 505 und maximal 780 Kilo an: Dazu haben die Fahrwerkskonstrukteure die längslenkergeführte starre Hinterachse, die in zwölf unterschiedlichen Abstimmungskombinationen zu haben ist, an das Zusatzgewicht der jeweiligen Ausstattung angepasst. Der klassische Panhardstab ist bei den Fronttrieblern vor dem Achskörper platziert, bei der fürs kommende Jahr avisierten Allradvariante dahinter (um Platz für die Lamellenkupplung zu schaffen). Notabene: Der geringere Bauraum der neuen Hinterachskonstruktion erlaubt auch das breitere Durchlademaß.

Diesel-Range zum Start

Rufen wir uns noch kurz das Motorenangebot in Erinnerung, das die Techniker ebenfalls aus dem Golf-8-Regal adaptierten: Der 2.0 TDI mit seiner zur Optimierung des Wirkungsgrades zweistufigen und temperaturgesteuerten AdBlue-Eindosierung für die beiden SCR-Katalysatoren steht in den drei Leistungsstufen 55 kW (75 PS), 75 kW (102 PS) sowie 90 kW (122 PS) zur Wahl. Daneben wird im kommenden Jahr ein 1.5 TSI (Turbo-Benziner) mit 84 kW (114 PS) angeboten, den es in der Folge auch als Erdgas-Variante (CNG) geben soll. Ebenfalls in der Pipeline ist eine 110 kW (150 PS) starke Plug-in-Hybrid-Version. Die Kraftübertragung auf die Vorderräder erfolgt via Sechsgang-Schaltgetriebe oder (beim 90-kW-TDI) einem Siebengang-DSG. Die Produktion des Caddy Maxi steht ab der dritten Kalenderwoche 2021 im Plan.

So fährt sich der Caddy 5

So weit die Theorie. Steigen wir in die fahrdynamische Praxis ein. Um den Handwerker und sein Equipment zuverlässig zum jeweiligen Einsatzort zu speditieren, reicht die wenig temperamentvolle und 55 kW leistende Basismotorisierung aus. Vor allem im stauintensiven Stadtverkehr, für den VW Nutzfahrzeuge einen Verbrauch unter der 6,0-Liter-Grenze avisiert. Im urbanen Geläuf freut man sich über die leichtgängige Lenkung, die laut den Technikern direkter übersetzt wurde und mit nurmehr 2,5 Umdrehungen von Anschlag zu Anschlag auskommt. Emsiges Rangieren artet also nicht in Schwerstarbeit aus.

Auf der Landstraße wünscht sich der Kompakttransporter-Fahrer dann aber insbesondere beim Einlenken in der Kurvenhatz eine etwas präzisere Rückmeldung. Zumal dann, wenn er mit der stärksten Motorisierung unterwegs ist. Wir sprechen von 10,5 Sekunden für den im praktischen Arbeitsalltag eher selten geforderten Sprint auf 100 km/h, sofern man die sechs Gänge zügig durch die ordentlich geführte Kulisse schaltet. Dann will das Lenkrad mit fester Hand geführt werden, um die Caddy-Nase in Fahrtrichtung zu halten. Die hart einsetzende Trak­tionskontrolle wirkt hier gerade auf nasser Straße wenig vertrauenerweckend. Die 90 kW (122 PS) stehen ab 20.650 Euro (exkl. MwSt.) in der Preisliste.

Ein empfehlenswerter Budget-Leistungs-Kompromiss ist einmal mehr das mittlere TDI-Aggregat: Die 75 kW (102 PS) starke und ab 19.690 Euro gelistete Variante zieht selbst mit 250-Kilo-Beladung noch kräftig genug an, um ein Zweier-Team samt Equipment termingerecht zum Einsatzort zu bringen. Die nutzwertig verstärkte Golf-Vorderachse mit ihrer neuen Dämpferabstimmung fahrwerkt dabei ebenso ordentlich wie die schraubengefederte Hinterachse, die mit zunehmendem Beladungsgewicht weniger polternd und hart agiert.

19 Assistenten verfügbar

Je nach Einsatzgebiet mehr oder weniger relevant sind die insgesamt 19 Fahrassistenzsysteme im Programm, von denen fünf erstmals im Caddy installiert wurden: unter anderem der Travel Assist mit automatisiertem Fahren auf Level 2, der Anhängerrangierassistent namens Trailer Assist oder der Spurwechselassistent.

Das als „personalisierbarer Fahrerarbeitsplatz“ definierte Cockpit des Caddy Cargo ist in der Basisausstattung mit analogen Instrumenten bestückt. Die digitale Aufrüstung empfiehlt sich in Kombina­tion mit einem Navigationssystem sowie dem konzerneigenen „We Connect“-Dienst in der Version „Fleet“: Sie beinhaltet unter anderem eine GPS-Ortung mit Routenverlauf für eine effiziente Einsatzplanung, eine Verbrauchsanalyse, ein digitales Fahrten-/Kostenbuch und ein Wartungsmanagement.

Zeitgemäßer Zeitgenosse

Insgesamt präsentiert sich der VW Caddy 5 als ein geräumiger, beladungsfreundlicher und technisch zeitgemäßer, mit den Assistenzsystemen und dem „WeConnect“-Angebot modern ausgestatteter Stadtlieferwagen. Für den Handwerksbetrieb favorisieren wir mit Blick auf das Preis-Leistungs-Verhältnis die mittlere Motorisierung.