Vorsicht bei Flatrates

Telekommunikation | Mit kleinen Preisen locken die Anbieter auch das Business-Klientel. Flatrates machen Surfen und Telefonieren billig, doch die Nebenkosten können die Rechnung versalzen.

Vorsicht bei Flatrates

„Surfen günstig, telefonieren gratis“, verspricht Kabel Deutschland. Nur 29,90 Euro kostet das Paket monatlich. Für fünf Euro mehr gibt es das „All-inclusive-Paket“ von Arcor. Base, die Billig-Tochter von E-Plus, verkündet die „Redefreiheitswochen“. Was nicht in den Prospekten oder nur im Kleingedruckten steht, verteuert allerdings die Kommunikation gewaltig: Bei Kabel Deutschland kommt das Handynetz überhaupt nicht vor, auch Arcor hat nur Festnetz und Internet „all inclusive“. Zum Basispreis gibt es oft nur die Gesprächs- und Zeiteinheiten als Flatrate. Die Grundgebühren für den Analog- oder ISDN-Anschluss (16,37 Euro bzw. 24,37 Euro im Monat) berechnet die T-Com zusätzlich. Bei Base gibt es für 90 Euro eine Flatrate ins deutsche Fest- und Handynetz, aber der Internet-Browser bleibt schwarz. Surfen ist nicht vorgesehen, das kostet 25 Euro monatlich extra.

Dass zu Napoleons Zeiten jede schnelle Nachrichtenübermittlung teure Privatsache war, ist verständlich. Dass aber in Zeiten der totalen Information kein Unternehmen ein grenzenloses Angebot für umfassende Kommunikation hat, enttäuscht schon. Entweder Festnetz und Internet oder Internet und Mobilfunk oder Festnetz und ein Handyprovider. Alles zusammen geht nicht oder gibt es nur gegen sattes Aufgeld. Selbst beim Marktführer Telekom gibt es keinen gemeinsamen Marktauftritt für Internet, Festnetztelefonie und Mobilfunk. Die Handysparte ist in T-Mobile ausgelagert und allenfalls eine aufpreispflichtige Komponente der Paketangebote der Telekom zum Telefonieren.

Doch damit nicht genug. Die Telekom-Branche hat offensichtlich Angst vor den gewerblichen Vieltelefonierern. Günstige Flatrate-Angebote gelten nämlich nur für Privatanwender. Gewerbliche Nutzer müssen meist deutlich tiefer in die Tasche greifen – mitunter gibt es überhaupt kein Flatrate-Pauschalangebot. Unverständlich, warum es die „Preisknaller“ nur für Haushalte gibt. Denn das Geschäft mit den Privatkunden hat sich in den letzten Monaten gedreht. Aus dem Wachstumsmotor der Branche wurde ein stagnierender Markt. Beinahe jeder Haushalt hat bereits ISDN, DSL, Handy, Fax und Internet. Jetzt geht es bei technisch ähnlichen Angeboten nur um Abwerben und Ablösen von Altverträgen. Die Werbung wird immer schriller, die technischen Innovationen bleiben aus oder werden zurückbehalten. Dabei weiß die Telekommunikationsindustrie schon seit langem, dass Internet, Fest- und Handytechnologie zusammenwachsen werden. Und sie hat längst eine Antwort auf diese Herausforderung: Übergreifende Kooperationen und Fusionen.

Der Internetanbieter Strato schlüpfte unter das Dach von Mobilcom/Freenet. Der Mobilfunkanbieter 02 wurde vom spanischen Riesen Telefonica geschluckt. Arcor, lange Zeit unter dem Dach von Vodafone ein ungeliebtes und zum Verkauf stehendes Mauerblümchen, soll jetzt dem Handyanbieter als dynamische Wachstumsquelle dienen.


Unternehmer als Kunden

Die Weichen für die Zukunft mögen damit gestellt sein. Doch nur allmählich richtet sich der Fokus der Telekom-Provider auch auf die gewerbliche Wirtschaft. Base, eine Mobilfunktochter von E-Plus, entdeckt jetzt den Geschäftskunden. Für 75,63 Euro netto pro Monat (entspricht 90 Euro brutto) erhalten Firmen die Handy-Flatrate „Base 5“ zu den gleichen Konditionen wie private Konsumenten. Wer gleich drei Pakete ordert, darf sogar mit zehn Prozent Rabatt rechnen. Aber auch für Firmen gilt: Der Tarif umfasst nur Grundpreis und Flatrate für Handynutzung, also Gespräche zu Base, E-Plus und in andere deutsche Mobilfunknetze, Mailboxabfragen, Gespräche ins Festnetz. Internet kostet zusätzlich, und Gespräche vom Festnetz werden nicht angeboten.

Auch die Telekom versucht, Transparenz in die Angebote für Unternehmer zu bringen und den Preis-Wirrwarr zu entflechten. Unter T-Home sind die Privatangebote für das Festnetz konzentriert, T-Mobile ist für Privat- und Geschäftskunden zuständig, und schließlich gibt es weitere Business-Offerten bei T-Systems. Verwirrend? Ja, aber bei der Telekom kommt langsam der Durchblick. Die Angebote für Unternehmer erhalten Priorität, T-Systems wird Geschäftskunden rundum betreuen, T-Home und T-Mobile werden zusammenwachsen.

Ganz gezielt setzt bereits O2 auf den gewerblichen Markt. Seit Mitte des Jahres bietet die Tochter des Festnetzbetreibers Telefonica neben den üblichen Handy-verträgen auch DSL-Festnetz und Internet für Firmen zu Flatrate-Preisen an. Damit ist O2 das erste Unternehmen, das alles aus einer Hand anbietet und in einem Auftrag abrechnet.

Gleich, ob die Festnetz- und Handyrechnungen zusammen, getrennt oder von verschiedenen Providern kommen. Wichtig ist am Ende die tatsächliche Leistung und der Preis. Viele Angebote beschränken sich auf Handy und Internet. Das wird der Unternehmer-Praxis nicht gerecht. Keine Firma kann ernsthaft auf Festnetz-Telefonie und Telefax verzichten. Überlegenswert sind Flatrates. Ein Vergleich mit sekundengenauen Abrechnungen zeigt aber, dass das unbeschränkte Telefon- und Surf-Volumen kaum ausgenutzt wird, Flatrates mithin meist teurer kommen als nutzungsabhängige Abrechnungen. Doch unbegrenztes Surfen verspricht bei höherem Kommunikationsaufkommen keinerlei Mehrkosten. Deshalb darf die uneingeschränkte Flatrate gerade in Unternehmen ruhig etwas kosten. Wichtiger sind ganz andere Dinge, die sich meist im Kleingedruckten verbergen:

-Welche Bandbreite wird für das Internet zugesichert? Mit Download und Upload sind zwei Werte wichtig, aber nur der erste wird groß in der Werbung dargestellt. Er gibt die Geschwindigkeit für das Surfen im Netz an. Aber genauso wichtig ist für Betreiber einer eigenen Website der Upload, das Senden von Texten und Bildern in das Internet.

-Wie gut ist die mitgelieferte Hardware? Alle Provider ködern Neukunden mit der kostenlosen Dreingabe von Hardware. Der DSL-Anschluss ist obligatorisch und einheitlich. Anders die Router zur Anbindung von PCs an das Internet. Router können im einfachsten Fall nur als Gateway das Internet öffnen. Aber es gibt auch Router mit Switches zur Steuerung eines PC-Netzes oder mit WLAN-Funktion (verschiedene Geschwindigkeiten!) zur Einbindung von Funkgeräten.

-Bei Internet-Flats stehen mehr oder weniger E-Mail-Adressen zur Verfügung, oftmals auch eine Website und Programme zur Erstellung des Firmenauftritts im Internet. Manchmal sind die Programme veraltet, oder es sind Schmalspurversionen, die nur zeigen, was das kostenpflichtige große Programm wirklich könnte.

-Wie hilfreich sind die Dienstleistungen? Wer bei Fragen an den Provider immer wieder in der Hotline-Endlosschleife landet, ist schnell verärgert.

Peter Altmann

reinhold.mulatz@handwerk-magazin.de