Serie Lebensphasenmodell, Teil 2 Vermögensaufbau: Schaffen, Bauen und Sparen

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Altersvorsorge, Geldanlage und Vermögensaufbau

Handwerker verdienen in der Lebensphase zwischen 25 und45 Jahren meist zuverlässig und gut – manche auch sehr gut. Bei ihnen stehen Familiengründung und Eigenheim im Fokus. Wie sie sich absichern und Vermögen für das Alter aufbauen.

Lebensphasenmodell
Vermögensaufbaustrategie Teil I: Schaffen, Bauen und Sparen - © Daniel Bujak/AdobeStock.com

Handwerker in der mittleren Lebensphase können was – und sie wissen das. Mit diesem Selbstbewusstsein setzen sie ihre Lebenspläne um. Und das kostet. Familiengründung und Immobilienerwerb sorgen für die Aufnahme von Krediten. „Diese finanziellen Risiken sollten sie absichern“, rät Diplom-Mathematiker Professor Michael Hauer, Inhaber des Instituts für Vorsorge und Finanzplanung (IVFP) im bayerischen Altenstadt. Der Spezialist für private und betriebliche Altersvorsorge sagt: „Eine Berufsunfähigkeitsversicherung, kurz BU, ist jetzt ein Muss.“ Mindestens 1.000 Euro, wenn möglich auch mehr, sollten als Monatsrente, inklusive Dynamik, vereinbart werden. „Wenn der Lebensstandard steigt, können Handwerker ihre Police dann anpassen.“ Wem diese Policen zu teuer sind, rät Hauer, eine Grundfähigkeitsversicherung abzuschließen. „Es geht darum, dass eine Monatsrente fließt, wenn Fähigkeiten wie Gehen, Sitzen und Heben verloren gegangen sind.“ Diese Policen sind günstiger als die BU, der Schutz ist aber nicht so umfassend.

Die Familie absichern

Für Unternehmer unverzichtbar sei es auch, die Familie finanziell zu schützen, wenn der Hauptverdiener durch Krankheit oder Tod ausfällt. Insbesondere, wenn eine selbst genutzte Immobilie finanziert wird, empfiehlt Hauer den Abschluss einer Risikolebensversicherung: „Sie sollte so viel Geld abwerfen, dass der noch offene Darlehensbetrag abgedeckt ist.“ Davon unabhängig sollten Unternehmer ihre betriebliche und die private Haftpflichtversicherung, die sie in jungen Jahren abgeschlossen haben, an ihren ­Lebensstandard anpassen.

Geförderte private Altersvorsorge

Handwerksunternehmer sind 216 Monate in der gesetzlichen Rente pflichtversichert. Das Ende dieser Pflicht fällt meist in die mittlere Lebensphase und der Handwerker muss entscheiden, ob er danach freiwillig weiterzahlt. Hauer rät davon ab: „Eine private Vorsorge bringt mehr Rendite“, sagt er.

Zur privaten Vorsorge gehört die Basis-Rente (Rürup-Rente). Sie macht Sinn, wenn der Handwerker über mindestens 40.000 Euro (Verheiratete 80.000 Euro) Bruttoeinkommen verfügt. Er kann dann 92 Prozent der Beiträge zur Basis-Rente steuerlich absetzen. „Der Staat fördert Investments in Fonds und Exchange Traded Funds (ETF)“, so Hauer. Im Rahmen der Basis-Rente erhält der Anleger aus diesen Investments eine lebenslange Rente – kein Kapital. „Es ist die Absicherung des Das-Geld-ist-weg-man-ist-noch-da-Risikos und eine gute Sockel-Vorsorge für das Alter“, so Hauer.

Ungeförderte Altersvorsorge

Wer im Alter nicht nur über eine Rente, sondern auch über Kapital verfügen möchte, kann mit Investmentfonds eine gute Rendite erzielen. Hierbei ist der Aktienanteil wichtig: „Wer einen Anlagehorizont von über 20 Jahren hat, kann mögliche Kursverluste einfach aussitzen“, erklärt Hauer. Deshalb dürfe der Aktienanteil bei ausgewogener Risikobereitschaft bis zu 70 Prozent des Gesamtinvestments betragen. Wer chancenorientiert ist, kann den Anteil auch erhöhen. Denn Kurssteigerungen und Gewinnausschüttungen sind der Renditebringer für ein Depot. Traditionell werden die verbleibenden 30 Prozent in sichere Staatsanleihen investiert. Doch diese bringen derzeit keinen Ertrag. Hauer empfiehlt deshalb Mischfonds: „Sie haben einen Anteil von Staats- und Unternehmensanleihen. Deren konstante Kursverläufe stabilisieren den Depotwert.“

Drei goldene Regeln

Für alle Investments am Kapitalmarkt gelten laut Hauer drei Regeln:
  1. Die Anlage muss zum Anleger passen. Der Handwerker muss also sein Risikoempfinden kennen und Anlagen auswählen, die dieser Neigung entsprechen. „Andernfalls kann er bei Kursverlusten nicht mehr schlafen und verkauft zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt.“
  2. Immer diversifizieren – also in verschiedene Wertpapiere und Branchen und zeitlich versetzt investieren. „So streut ein Anleger sein Risiko am besten.“
  3. Wer hohe Renditen verspricht, muss das Risiko erklären können. „Rendite ist der mögliche Lohn von Risiko. Hohe Rendite ohne Risiko kann es niemals geben.“

Wer berät – und warum?

Wer die Finanzmärkte im Blick hat und Risiken und Chancen der Anlagen kennt, kann seine Entscheidung alleine treffen. Dennoch gilt: Beratung und Austausch weiten den Horizont. „Ich würde mir jemanden suchen, der eine hohe Qualifikation hat und dem ich vertraue“, so Hauer. Dies können Bank- oder Versicherungsberater sein, aber auch freie Finanzberater oder Makler. Handwerker sollten dabei wissen, wer den Berater bezahlt. „Wessen Brot ich esse, dessen Lied ich singe“, lautet ein alter Spruch. „Hinterfragen Sie eine Anlageempfehlung kritisch“, rät er: „Warum gerade diesen Fonds?“ Oder: „Ist das der beste Fonds in dieser Anlageklasse?“ Hauer fasst zusammen: „Mit Altersvorsorge spielt man nicht, man kann ja nicht mehr korrigieren – es fehlen dafür das Geld und die Zeit.“