System NOWA+ für berührungsloses Verbinden

Zimmermeister Hubert Nowack und Wolfgang Müller, Leiter des Steinbeis-Transferzentrums Infothek (Villingen Schwenningen) erfanden das System NOWA+ für berührungsloses Verbinden.

Seifrizpreis 2010 Nowack
Zimmermeister Hubert Nowack und Wolfgang Müller, Leiter Steinbeis-Transferzentrum Infothek. - © Ilja Mess

Kunden kamen immer wieder mit demselben Problem zu Hubert Nowack. Holzbauten im Freien, wie etwa Pergolas, Balkone oder Carports waren schon nach wenigen Jahren wegen Staunässe oder Pilzbefall verrottet; meist an Stellen, wo die Balken miteinander verbunden waren. Oftmals waren die Schäden so groß, das abgerissen und neu gebaut werden musste. Das brachte den geprüften Restaurator, Zimmermeister und Inhaber einer Zimmerei in Rottweil auf die Idee, eine luftumspülte Verbindung zu entwickeln – miteinander verbundene Holzbauteile liegen nicht mehr direkt aufeinander und können so problemlos austrocknen.

Die Erfindung ist mittlerweile ausgereift und patentiert. Mit seiner Lösung NOWA+ werden direkte Kontaktflächen von Holzbauteilen erstmals komplett vermieden. Möglich machen das Verbindungsmittel und Abstandhalter. Für vertikale Verbindungen hat Nowack vier verschiedene Distanzdübel entwickelt, wie beispielsweise den Scheibendistanzdübel. Für die Dübel werden Ringnuten ins Holz gefräst und dort eingesetzt. Integrierte Scheiben an den Dübeln von zehn Millimeter Dicke halten die Hölzer auf Abstand. Für horizontale Verbindungen werden Ringe aus witterungsbeständigen Polymeren  und Abdeckbleche eingesetzt. Dadurch werden Holzkonstruktionen an den Knotenpunkten mit genügend Luft umspült und die Standzeit des Holzbauwerks verdoppelt bis vervierfacht sich. Bei dem Neubau einer Pergola wagte der Zimmermeister sogar die Prognose, dass die Konstruktion für mehr als 30 Jahre konzipiert sei.

Vor seiner Erfindung mussten seine Berufskollegen und er immer mit Behelfslösungen arbeiten. Ein durchdachtes System für Holzbauten im Freien fehlte. Die Behelfslösung bestand meist aus Unterlegscheiben, die für eine gewisse Distanz sorgten, Dübeln und einer Bauschraube, um alles zusammen zu ziehen. Nicht nur, dass diese Methode immer sehr zeitaufwendig gewesen sei, beschreibt Hubert Nowack die Situation. Es bestand laut dem Zimmermeister immer die Gefahr, dass das Holz aufreißt, und auch die einwandfreie Lastübertragung der Verbindung war fraglich. Die neuen Distanzdübel übertragen nun auch die Scherkräfte optimal.

Und die Distanzdübelverbindungen werden bereits erfolgreich verwendet: Kollegen lassen sich bei Hubert Nowack beraten und kaufen seine Verbindungen. Sein patentiertes Verbindungssystem wurde unter anderem erfolgreich eingesetzt für den Bau eines Glockenstuhls in der nähe von Hamburg und für die Errichtung eines hölzernen Fluchttreppenturms für die Waldorfschule in Rottweil.

Unterstützt wurde der Handwerksmeister und Restaurator vom Steinbeis-Transferzentrum Infothek (STZ) aus Villingen-Schwenningen. Die Zusammenarbeit kam zustande, weil Nowack jemanden suchte, der ihn beim gesamten Innovationsmanagement von der Patentierung bis zur Vermarktung unterstützt. Schließlich sei er in erster Linie Betriebsinhaber und nicht Erfinder.

Seit 1991 hat Huber Nowack einen Zimmereibetrieb in Rottweil mit sieben Mitarbeitern, davon drei Auszubildende. Im vergangenen Jahr betrug der Umsatz des Betriebs 633.000 Euro. Als der Restaurator und Zimmermeister erkannte, dass seine Tüftelei Erfolg haben könnte, wandte er sich an die Handwerkskammer Konstanz, die vermittelte den Kontakt zu Wolfgang Müller, dem Leiter des STZ.

Gemeinsam mit Müller und seinen Mitarbeitern erarbeitete Nowack seine Unternehmensvision „Holz für lange Jahre“. Das Zentrum unterstützte ihn in den vergangenen vier Jahren auch bei der Patentierung, dem Innovationsmanagement, einem Businessplan sowie einem Verwertungskonzept. Für technische Tests wurde die TU Karlsruhe einbezogen. Mit der Firma Zobo aus der Schweiz wurde für die Herstellung von zwei Dübeltypen des Systems NOWA ein spezieller Topffräser entwickelt. Zimmermeister Nowack und das STZ arbeiten auch jetzt noch zusammen. Derzeit sucht Nowack nach Vertriebspartnern, um den Verkauf weiter anzukurbeln. Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig: Carports, Balkone, Terrassen, Brücken, Bootsstege, Kleinwindkraftanlagen, Aussichtstürme und –plattformen.