Sparringspartner für Chefs

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Finanzfragen, Familienzwist oder Kundenärger: Selber entscheiden ist zwar prima, doch bei heiklen Fragen wünschen sich Chefs gerne eine zweite Meinung. Wie Sie passende Sparringspartner finden.

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    © Rudolf Wichert
    Die Chefs Nikolaus Zambo (li.) und Markus Berendonck tauschen sich in betrieblichen Fragen aus.
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    © Chart: handwerk magazin
    Die Hälfte der Chefs holt sich Unterstützung bei externen Beratern und Kollegen.

Schluss mit einsamen Entscheidungen

Man spricht nicht über Geld. Schade eigentlich – zumindest für Nikolaus Zambo. Der Chef von Zambo Sicherheitstechnik in Velbert suchte dringend eine zweite Meinung in Sachen Unternehmensfinanzierung. Doch woher nehmen? „Berater stecken oft nicht tief genug in der Materie, und Banker haben ihre eigenen Ziele im Auge“, so der Chef von sechs Angestellten. Bei kniffligen Themen war der Elektroinstallateur und Betriebswirt des Handwerks daher lange auf sich allein gestellt. Gar nicht gut, wie der 46-Jährige fand: „Mir war es wichtig, mich mit meinen Fragen nicht ins stille Kämmerlein zurückzuziehen.“

Damit spricht Zambo das aus, was viele Firmenchefs im Handwerk empfinden: Wo lässt sich bei geschäftlichen Zwickmühlen und sensiblen Fragestellungen eine zweite Meinung einholen? Den meisten Freunden fehlt die unternehmerische Ader, die Mitarbeiter bewegen sich nicht auf Augenhöhe, und vor der Konkurrenz will man sich schon gar nicht bloßstellen.

Keine Frage: „Handwerksunternehmer sind einsam an der Spitze, müssen es aber nicht bleiben“, sagt Beate Klutmann, Psychologin an der Berlin School of Economics. Wer sich für ein ehrliches Feedback öffne, könne lernen und neue Vertraute gewinnen. Die Ansprüche an diese Partner sind allerdings hoch: Neutral müssen sie sein und fachkundig, zugleich ehrlich und einfühlsam – und natürlich: vertrauenswürdig. „Gesucht wird jemand, der zuhören und seinen Mund halten kann“, bringt Klutmann es auf den Punkt.

Austausch spart Kosten

Zambo lernte seinen Mentoringpartner bei einem Unternehmerworkshop der Kammer Düsseldorf kennen: Markus Berendonck, Inhaber von Naturstein Berendonck in Duisburg, 14 Mitarbeiter. Anderes Gewerk, aber dieselbe Position. Nach diversen Gesprächsrunden ist er für ihn mittlerweile „so etwas wie ein Seelenverwandter für die menschlichen und kaufmännischen Herausforderungen der Unternehmensführung“, so Zambo. „Er sieht die Welt durch dieselbe Brille wie ich.“ Der Austausch gleiche einem kreativen Brainstorming. „Unternehmerische Aufgaben werden nun doppelt durchdacht“, so Zambo.

Das gewerkeübergreifende Mentoring zahlt sich aus – auch auf Zambos Firmenkonto. Dank des intensiven Austauschs über Finanzierungsfragen konnte Zambo vier Prozent einsparen. Der Wechsel von Telefon-anbieter und Steuerberater brachte zusätzliche Vorteile – bei Kosten und Qualität. Berendonck profitiert auch von den Treffen, gerade weil beide ganz unterschiedliche Typen seien, wie er sagt. Ein Beispiel: „Ich habe hunderte Kontakte, aber ich pflege sie nicht richtig“, erzählt der 55-Jährige. „Ohne Nikolaus Zambo würde mir bis heute der Antrieb fehlen, die Kontakte auch nachzuhalten.“

„Willkommen sind Firmenchefs, die etwas bewegen wollen und offen sind für neue Perspektiven und Herangehensweisen“, erklärt Peter Holzmaier, Moderator der Düsseldorfer Wachstumswerkstatt und Geschäftsführer der 4smove Beratungsmanufaktur?im bayerischen Peterskirchen. Den Teilnehmern müsse bewusst sein: „Nur wer sich offen einbringt, kann später auch etwas für sich herausholen.“ Holzmaier weiß: „In erster Linie suchen die Firmenchefs ein offenes Ohr und eine substanzielle Diskussion, keine fertigen Lösungen.“ Wichtig ist ihnen, Probleme überhaupt einmal ansprechen zu können.

Ehepartner als seelischer Mülleimer

In einem guten Gespräch mit offenem Visier wird den Ratsuchenden oft vieles von selbst klar. Allerdings braucht es eine ordentliche Portion Kritikfähigkeit, um andere Meinungen annehmen zu können. Und genau hier liegt der Hase im Pfeffer. „Der offene Austausch fällt vielen schwer. Schließlich sind sie es gewohnt, alle Entscheidungen – meist allein – zu treffen und immer Lösungen parat zu haben“, so Holzmaier. „Wenn sie mal nicht weiterwissen, kommt ihnen das wie eine Niederlage vor.“

Völlig zu Unrecht. Denn betriebliche Sorgen – von maulenden Mitarbeitern bis zur unsicheren Betriebsnachfolge – gehören schlicht zum Unternehmeralltag. Besonders hart trifft es Familienbetriebe. Probleme in der Firma sind gleichzeitig Sorgen in der Familie – und umgekehrt. Wenn Firma und Privatleben so eng miteinander verwoben sind, fehlt den Betroffenen meist der nötige Abstand – und ein Ausgleich zwischen den beiden Lebensbereichen.

Wohin da mit geschäftlichen Sorgen? Oft muss der Ehepartner als seelischer Mülleimer herhalten. Keine gute Idee, denn ihm fehlen Abstand und Objektivität. Genauso wenig empfehlenswert ist es aber auch, die Probleme mit sich allein ausmachen zu wollen. „Menschen, die alles in sich hineinfressen, sehen die Situa-tion nur aus einem Blickwinkel und treffen so womöglich falsche Entscheidungen“, warnt Expertin Beate Klutmann.

Doch wie finden Unternehmer passende Gegenspieler? Neben den von Kammern und Fachverbänden organisierten Netzwerken lohnt oft auch ein Blick ins geschäftliche und private Umfeld – beim Meister-Stammtisch, in der Kirchengemeinde, im Sport- oder Schützenverein sowie in Sozialen Netzwerken wie Xing oder www.alles-handwerksmeister.de. Unternehmerinnen können zudem in Frauennetzwerken nach einer Sparringspartnerin für einen Dialog auf Augenhöhe unter Chefinnen suchen.

Geben und Nehmen ist Pflicht

Doch Vorsicht: Die selbst geschaffene Community für den vertraulichen Austausch ist keine Einbahnstraße. Einsteiger sollten sich nicht erst danach erkundigen, was sie selber bekommen können, sondern gleich zu Beginn darauf achten, erst einmal zu geben. Kontakte zum Beispiel oder Informationen, Erfahrungen oder Fachkenntnisse, Anerkennung oder Dank. Um nicht hektisch unter Zeitdruck auf Hilfe angewiesen zu sein, gibt es für das Netzwerken on- und offline eine wichtige Grundregel: Frühzeitig aufbauen – am besten dann, wenn man noch keinen Rat braucht.