Sicherheitsschuhe für Werkstatt und Baustelle Arbeitsschuhe: So finden Chef die richtige Schutzklasse

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Von wegen schwer und unflexibel: Moderne Sicherheitsschuhe sind nicht nur atmungsaktiv, bequem und deutlich leichter als die früheren Schuhgenerationen, sondern machen auch optisch kaum mehr einen Unterschied zu Sport- oder Wanderschuhen. Für einen sicheren Einsatz kommt es jedoch nach wie vor auf die Schutzklasse an. Wie Chefs für ihr Team die richtige Ausstattung finden.

Der neue S3-Sicherheitsschuh von Haix in Mainburg will mit innovativer Faszientechnologie die Füße zusätzlich vor Ermüdung schützen.
Der neue S3-Sicherheitsschuh von Haix in Mainburg will mit innovativer Faszientechnologie die Füße zusätzlich vor Ermüdung schützen. - © Haix, Mainburg

 

Maßgeblich für die Wahl von Schuhen am Arbeitsplatz ist stets die Gefährdungsbeurteilung. Der Arbeitgeber ist verpflichtet, zu ermitteln, welche Risiken den Füßen seiner Mitarbeiter drohen und welcher Schuh geeignet ist, um diese Risiken zu minimieren.

Der falsche Schuh als Unfallursache

Gerade im Handwerk können ganz unterschiedliche Unfall- und Verletzungsrisiken auftreten. Nach den Händen sind die Füße in vielen Berufsgruppen die am häufigsten verletzten Körperteile. Auf Baustellen etwa sind Sicherheitsschuhe mit Fersenkappe und durchtrittssicherer Sohle aus guten Gründen Standard. Doch Gefahren lauern nicht nur in offensichtlichen Fällen wie etwa bei herunterfallenden Gegenständen oder hervorstehenden Nägeln. So haben sich etwa auch in Backstuben bereits Mitarbeiter die Füße durch Brezellauge oder Rauchharzentferner verätzt, weil sie die Gefahren der Substanzen unterschätzt haben. Geeignetes Schuhwerk hätte diese Verletzungen und Ausfallzeiten verhindert.

Hochwertiges Schuhwerk mit Schutzfunktion ist in vielen Handwerksberufen unverzichtbar bzw. vorgeschrieben, vom Kfz-Mechatroniker bis zum Koch. Gewerkeübergreifend trägt ein geeigneter Schuh dazu bei, Verletzungen durch Stolpern, Stürzen, Ausrutschen, Umknicken usw. zu verhindern. Je nach Arbeitsumgebung müssen Schuhe auch vor Wärme oder vor Kälte schützen. In anderen Fällen werden Schuhe notwendig, die leitfähig sind, antistatisch oder die elektrisch isolierende Eigenschaften haben.

Vorsicht: Nicht mit Flip-Flops hinters Steuer

Doch es geht nicht immer um spezifische Schutzeigenschaften, Fußschutz beginnt bereits bei der Wahl des geeigneten Schuhtyps. So warnen Unfallforscher bereits seit Jahren vor der Unsitte, im Sommer mit Flipflops oder Sandalen ohne Fersenriemen am Steuer eines Fahrzeugs zu sitzen. Innerbetriebliche Vorgaben zum Führen eines Fahrzeugs mit geeignetem Schuhwerk sind daher für alle Betriebe sinnvoll, in denen die MItarbeiter regelmäßig mit Firmenfahrzeugen im Einsatz sind.

Tipp: In der DGUV Regel 112-991 „Benutzung von Fuß- und Knieschutz“ finden Sie auf Seite 20 eine Checkliste für Ihre Gefährdungsermittlung zum Fußschutz. Außerdem enthält die Broschüre ab Seite 28 eine Sammlung von Beispielen, für welche Arbeitsplätze, darunter auch viele Tätigkeiten aus dem Handwerk, welche Art von Fußschutz notwendig ist.

Arbeitsschuhe, Berufsschuhe, Schutzschuhe, Sicherheitsschuhe… ja was denn nun?

Das Angebot an Schuhen für das Berufsleben ist riesig und schier unüberschaubar. Während Arbeitsschuh eher als übergeordneter Begriff verwendet wird, müssen Modelle, die als Berufsschuh, Schutzschuh oder Sicherheitsschuh vertrieben werden, spezifische und in Normen festgelegte Anforderungen erfüllen. Für diese 3 Kategorien gilt:

  • Berufsschuhe (Kennzeichnung O) bieten einen Basisschutz, aber ohne Zehenschutzkappe.
  • Schutzschuhe (P) verfügen über eine Zehenkappe, die nur mittleren Belastungen standhält.
  • Sicherheitsschuhe (S) müssen eine Zehenschutzkappe für hohe Belastungen aufweisen sowie mindestens eine weitere definierte Schutzfunktion (s. u.) wie z. B. hohe Wasserfestigkeitoder eine durchtrittsichere Sohle.

Sowohl Berufs- wie Schutz- wie Sicherheitsschuhe zählen zur Persönlichen Schutzausrüstung (PSA) und müssen vom Arbeitgeber gestellt werden .

So entziffern Sie die Schuh-Codierung

Für die unterschiedlichen Schutzarten und Zusatzanforderungen gibt es ein Kennzeichnungssystem, das wie folgt zu entschlüsseln ist, hier am Beispiel Sicherheitsschuhe (S):

KategorieGr undanforderungZusatzanforderung
SBIoder II
S1Igeschlossener Fersenbereich, Antistatik, Enerigaufnamevermögen im Fersenbereich
S 2IWie S 1, zusätzlich: Wasserdurchtritt, Wasseraufnahme
S 3Iwie S 2, zusätzlich: Druchtrittsicherheit, profilierte Laufsohle
S 4IIAntistatik, Energieaufnahmevermögen im Fersenbereich
S 5IIwie S 4, zusätzlich: Druchtrittsicherheit, profilierte Laufsohle

Kategorien von Sicherheitsschuhen (Quelle: DGUV Regel 112-991)

Die Zuordnung der Ziffern zu den Schutzanforderungen erfolgt bei anderen Schuhtypen (Ooder P) analog. Dabei steht Klasse I stets für herkömmlich gefertigte Schuhe, Klasse 2 für vollständig geformteoder vulkanisierte Modelle wie Gummistiefeloder andere Stiefeltypen für das Arbeiten in nasser Umgebung.

Weitere Schutzeigenschaften bzw. Sicherheitsmerkmale werden durch Buchstabenkombinationen abgekürzt wie folgt:

A (antistatic): Der Schuhe ist antistatisch.

AN (ankle protection): Die Knöchel sind geschützt.

C (conductive): Die Schuhe sind leitfähig.

CI (cold insulated): Der Sohlenkomplex ist kälteisoliert

CR (cut resistant): Der Schuh bietet einen Schnittschutz.

E (energy absorption): Der Fersenbereich kann Energie aufnehmen.

ESD (electrostatic discharge) Der Schuh ist ab leitfähig und verhindert das elektrostatische Aufladen des Trägers.

HI (heat insulated): Der Sohlenkomplex ist wärmeisoliert.

HRO (heat resistant outsole): Die Sohle ist hitzebeständig und schützt vor Kontaktwärme .

I (electrically) isolated): Der Schuh ist elektrisch isolierend,

M (metatarsal protection): Der Schuh enthält einen Mittelfußschutz.

ORO / FO (oil resistant outsole): Der Schuh ist beständig gegen Öl und Kraftstoffe.

P (penetration resistance): Der Schuh ist durchtrittsicher.

SR (slip resistance) Der Schuh bietet Rutschhemmung nach EN ISO 13287 wie folgt: SRA: auf Keramikfliesen, SRB: auf Stahlboden, SRC: auf Keramikfliesen und Stahlboden

WRU (water resistance uppers) Der obere Teil Schuhs (Schaft) schützt vor Wasserdurchtritt und Wasseraufnahme.

WR (water reesistance) Der Schuh ist komplett wasserdicht.

Diese Angaben muss ein Sicherheitsschuh aufweisen

Neben den Schutzfunktionen muss jeder Fußschutz weitere Kennzeichnungselemente aufweisen:

  • die Nummer der zutreffenden Norm, z. B. EN ISO 20345
  • die Schuhgröße, ggf. auch die Weite des Schuhs
  • der Hersteller
  • eine Typbezeichnungoder Artikelnummer des Herstellers
  • das Datum der Herstellung mit Jahr plus Monatoder Quartal
  • das CE-Zeichen

Diese Informationen sowie die oben genannten Abkürzungen der Leistungsmerkmale können auf einem Label eingenäht seinoder werden direkt dem Schuhmaterial eingeprägt.

Wann Arbeitsagenturoder Rentenversicherung bezahlen

Wie bei anderen PSA-Komponenten muss der Arbeitgeber auch bei Sicherheitsschuhen gr undsätzlich für die Anschaffungskosten aufkommen. Bei Fußschutz kann es jedoch Sonderfälle geben. Wenn Mitarbeiter aufgr und von Fußfehlestellungen orthopädische Einlagen benötigen, dann dürfen sie ihre im privaten Bereich verwendeten Einlagen nicht für ihre Sicherheitsschuhe verwenden. Statt dessen muss ein Fachmann, i. d. R. ein Orthopädieschuhmacher die orthopädischen Einlagen individuell in einen dafür geeigneten und vorgesehenen Sicherheitsschuh einpassen.

Die anfallenden Zusatzkosten können dann je nach Situation (z. B. Fußschädigung als Unfallfolge, drohende Arbeitslosigkeit, Körperbehinderung usw.) von der Berufsgenossenschaft, der Arbeitsagenturoder der Rentenversicherung übernommen werden. Details zum Verfahren lesen Sie im Informationsblatt „Orthopädischer Fußschutz“ .