NFC-Technologie: Wie Ihr Kunde mit dem Handy bezahlen kann

Auftrag ausführen, per Smartphone kassieren und das Geld direkt gutschreiben lassen: mobiles Bezahlen hat Vorteile für Handwerker und Kunden. Wie die neue NFC-Technologie funktioniert.

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    Friseurmeister Semih Usta (mit Kundin Bernadette Brähler) arbeitet mobil und nutzt sein Smartphone als Kasse.
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    Solides Wachstum : Immer mehr Zahlungen werden inzwischen mit Karte abgewickelt.

Smartphone als Bezahlterminal

Als Friseur geht Semih Usta gerne neue Wege in seiner Branche. Egal ob auf dem Balkon, im Badezimmer oder am Schreibtisch - der ausgebildete Berliner Friseur schneidet Kunden die Haare an nahezu jedem gewünschten Ort. „Ich habe auf Hausdächern, in Bars und auf Booten im Müggelsee frisiert“, berichtet Usta.

Auch bei der Abrechnung wagt Usta Neues. Als erster Berliner Friseur bietet er Kartenzahlungen mit seinem Smartphone an. Auf diesem steckt ein knapp drei Zentimeter breiter Kartenleser. „Über 40 Prozent der Kunden zahlen bargeldlos, weil sie dies als bequem empfinden, keine Zeit für Geldabhebungen haben oder ganz einfach neugierig auf dieses Bezahlverfahren sind“, sagt Usta. Für ihn bietet die Lösung ebenfalls Vorteile. So muss er nur noch geringe Mengen von Wechselgeld mit sich führen. Außerdem kann er Kunden bis 23 Uhr aufsuchen, ohne dass diese sich vorher beim EC-Automaten Bargeld besorgen müssen.

Schnell und sicher mit NFC-Technologie kassieren

Für das Bezahlen per EC- oder Kreditkarte existieren bereits zahlreiche Lösungen. Seit Kurzem können auch Smartphones eingesetzt werden. Zwei Technologien gibt es: Der Kunde hält sein Mobiltelefon über ein Terminal, welches die Kontodaten abliest. Das funktioniert bei allen Geräten, die mit einem Near-Field-Communication (NFC)-Chip ausgerüstet sind. Die Eingabe einer PIN-Nummer oder die Unterschrift unter einem Kassenbeleg ist dann überflüssig.

Höhere Beträge mit PIN absichern

Alternativ kann auch das Smartphone selbst als Terminal eingesetzt werden, indem ein Kartenlesegerät angeschlossen und eine Bezahl-App heruntergeladen wird. Mit entsprechenden Lösungen für die meisten iOS5 und Android-Geräte werben drei junge Unternehmen in Berlin – iZettle, Payleven und Sumup.

Gedacht sind die Angebote vor allem für Betriebe, die ständig auf Kundenterminen unterwegs sind. Auch die Sparkassen wollen 2014 eine App „Kasse2Go“ auf den Markt bringen, die mit NFC-Technologie arbeitet. Der Mobilfunkkonzern E-Plus bietet Android-Tablets mit der App Streetpay an. Bei den Angeboten von iZettle, Payleven und Sumup gibt es viele Gemeinsamkeiten: Für jede Transaktion wird eine Provision von 2,75 Prozent berechnet, die Beträge werden dem Unternehmen sofort gutgeschrieben, und der Kunde erhält eine Quittung per Mail. „Der Service kommt gut an, weil die Zahlungsbestätigung abgespeichert ist“, hat Usta beobachtet - ausgedruckte Belege gehen erfahrungsgemäß schnell verloren. Ansonsten gibt es im Detail einige Unterschiede.

Für seinen Kartenleser berechnet Payleven eine einmalige Gebühr von 49 Euro. iZettle und Sumup verschicken ihre Lösungen kostenlos. Das hat Gründe: iZettle und Sumup werben mit Chip & Signatur-Verfahren: Der Kunde gibt den Zahlungsvorgang frei, indem er auf dem Bildschirm des Smartphones digital unterschreibt. Payleven bietet hingegen ausschließlich Chip & PIN-Verfahren an: Der Kunde legitimiert sich durch die vierstellige Geheimzahl. Für Payleven-Geschäftsführer Christian Hartung ist Chip & PIN nicht nur deshalb das sichere Verfahren, weil es den Missbrauch von gestohlenen und verlorenen Karten erschwert. „Mit der PIN-Nummer kann eine Zahlung nicht mehr rückgängig gemacht werden“, gibt Hartung zu bedenken - der Anbieter hat sein Geld sicher in der Tasche.

Solche Argumente sind offenbar auch bei der Konkurrenz auf offene Ohren gestoßen: iZettle hat ebenfalls Chip & PIN mit gebührenpflichtigen Bluetooth-Leser angekündigt, Sumup plant einen solchen Schritt in naher Zukunft. „Mit Chip & PIN können täglich bis zu 25000 Euro umgesetzt werden, mit Chip & Signatur hingegen nur 5000 Euro“, erklärt iZettle-Chef Andreas Barthelmess. Für Handwerker, die regelmäßig drei- oder gar vierstellige Eurobeträge verbuchen, führt an einer PIN-Lösung kein Weg vorbei.