Smart-Repair-Kurs für Kfz-Handwerker

Kleine Schäden an Autos kostengünstig beheben ist eine Marktlücke. Auch in anderen Branchen gibt es solche Nischen. Wer sich darauf spezialisiert, muss sich entsprechend weiterbilden.

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    © Christian Hüller
    Dominik Juric (re.) und Mitarbeiter Sead Hadzic bilden Kfz-Handwerker zu Dellenspezialisten weiter.
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    © Wolf-Henning Hammer
    „Das Kursangebot setzt einen neuen Standard.“ Wolf-Henning Hammer, Bundesverband Ausbeultechnik und Hagelinstandsetzung.

Kompaktkurs zum Dellendoktor

Parkplatzrempler in zwei Türen eines Minivans: Wertminderung „bis zu tausend Euro“ schätzt Karl Wölfer. Bis vor drei Jahren hatte der Inhaber des Autohauses Wölfer in Harzgerode bei Fahrzeugschäden wie diesen lediglich die Wahl, aufwändig zu reparieren oder billig zu verkaufen. „Kaufmännisch machte das kaum einen Unterschied und auch unsere Kunden nicht wirklich glücklich“, so der 58-Jährige.

Heute wird der Gebrauchtwagen zum Patienten von „Dellendoktor“ Marek Buchmann. Der 29-Jährige rückt den demolierten Türen mit speziellen Haken, Hebeln und Hämmerchen, mit Klebepads und Zugvorrichtungen zu Leibe. Von den Unfallspuren ist nach gut anderthalb Stunden nichts mehr zu sehen. Selbst die Lackoberfläche präsentiert sich wie neu - ohne dass jemand zur Spritzpistole greifen musste.

Smart-Repair-Kurs: Praxisunterricht in kleinen Gruppen

Erlernt hat Buchmann diese handwerkliche Kunst in einem dreimonatigen Lehrgang am Institut für berufliche Fortbildung (IbF) in Halle (Saale). Mit dem Kursangebot setzte das private Bildungsunternehmen „einen neuen Standard“, wie Wolf-Henning Hammer, Geschäftsführer des Bundesverbands Ausbeultechnik und Hagelinstandsetzung (BVAT), bestätigt.

Der Bedarf an Zusatzqualifikationen, die über die klassische Handwerksausbildung hinausgehen, steigt nicht nur in der Kfz-Branche. Zum einen, weil die technische Entwicklung in fast allen Gewerken rasant fortschreitet. Zum anderen, weil spezielle Kenntnisse und Erfahrungen größte Chancen bieten, sich vom Wettbewerb abzuheben. Ob Fortbildungen zum Restaurator oder zum Sachverständigen, zum Gebäudeenergieberater, zum Gestalter oder CNC-Programmierer: Die Angebote sind so vielfältig wie das Handwerk selbst. Und wenn sie von der Bundesagentur für Arbeit zertifiziert sind, können die Teilnahmegebühren mit bis zu 100 Prozent bezuschusst werden.

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Voller Stundenplan für angehende Dellendoktoren

Wer Dellendoktor werden will, muss in drei Monaten 480 Unterrichtseinheiten absolvieren. „Ein Vollzeitprogramm“, kommentiert Angelo Juric, zusammen mit Bruder Dominik IbF-Gründer, den vollen Stundenplan. Vom ersten Tag an stehe dabei die praktische Arbeit im Mittelpunkt.

In kleinen Gruppen von sechs bis acht Teilnehmern lernen die Einsteiger von erfahrenen Praktikern, Dellen zu erkennen, richtig zu bewerten und mit der geeigneten Technologie zu beseitigen. Fast täglich werden dafür andere ausgediente Fahrzeuge in die Werkhallen gerollt. „Denn jeder Wagentyp hat seine Besonderheiten“, weiß Juric aus eigener Erfahrung, „und nur Üben, Üben, Üben macht den Meister.“

Das gilt auch für eine andere Weiterbildung, den Restaurator im Handwerk. Tischler, Zimmerer Maurer, Maler, Stuckateure und Steinmetze können sich in verschiedenen Einrichtungen Qualifikationen aneignen, die ihnen neue Auftragsbereiche erschließen. Wichtig bei allen Angeboten für Spezialwissen im Handwerk ist dabei, die richtige Weiterbildungseinrichtung zu finden.

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Mit Smart-Repair zum Marktführer

Angelo Juric hatte mit Talent und erfahrenen Mentoren vor acht Jahren den Quereinstieg in die Dellenbranche geschafft. Mit Mitte Zwanzig wurde er von deutschen, spanischen und mexikanischen Autofabriken engagiert, um Blechschäden, die während der Produktion an Neuwagen entstanden waren, auszubügeln.

Irgendwann begann er, sein Know-how an andere weiterzugeben. Dass die Fortbildung am IbF eine größere Nachhaltigkeit nicht nur versprach, verhalf dem Institut zur Marktführerschaft in der schnell wachsenden Nische. Die Kursteilnehmer, bisher über 350, kommen aus ganz Deutschland. Nach dem erfolgreichen Auftakt etablierten die Hallenser Ende 2010 mit Industriepartner Würth eine Qualifizierung zur Spot-Repair-Fachkraft (kostensparende Lack-Kleinstreparaturen). Weitere Angebote, beispielsweise zur Fahrzeugaufbereitung, zur Folierung sowie zu Steinschlag-, Innenraum- und Felgenreparaturen stehen mittlerweile im IbF-Katalog.