Kolumne Digitalisierung und Automation von Denys Nagel, 3. Folge Smart Factories im Handwerk: "Wir fertigen digital!"

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Ausstattung, Digitalisierung, Digitalisierung und Automation – Kolumne Denys Nagel, IT-Trends, Wachstum und Werkzeug und Maschinen

Mit der "entmenschlichten" Fertigung in einer Fabrikhalle assoziieren wir meist nur Negatives. Veraltete Fertigungsprinzipien bestätigen dieses Bild wohl immernoch. Holzconnection möchte hingegen smart produzieren: Der alte Rohstoff Holz wird mit neuer, moderner Technologie zu Möbeln nach Maß verarbeitet. Wie das geht? Geschäfsführer Denys Nagel erklärt es in dieser Folge seiner Kolumne.

Holzconnection Smart Factories und Automation
Bei Holzconnection geht jedes Teil trotz der Arbeit, die von Maschinen geleistet wird, nochmals durch die Hände der Tischler. Mensch und Maschine arbeiten hier quasi "auf Augenhöhe". - © Holzconnection

Im verarbeitenden Gewerbe gibt es wohl kaum ein Bild im Kopf, was ein weniger beklemmendes Gefühl auslöst, als eine große Fabrikhalle in der 24/7 produziert wird, die Luft von Staub zerfressen ist und die Leistung der Maschinen die menschliche Arbeitskraft dominiert. Entsprechend assoziieren wir mit solch einer Arbeitsstätte und Produkten, die hier entstehen, meist nur Negatives.

Holzconnection ist da anders. Um unsere Fertigungsprozesse besser veranschaulichen zu können, müssen wir ein paar Schritte zurückgehen, denn wie es in der digitalen Welt so üblich ist, ist alles irgendwie miteinander verknüpft. Braucht also ein Kunde ein Möbel nach Maß für seine Dachschräge, weiß aber nicht, wie die Maße zu berechnen sind, kann er unseren Aufmaßservice buchen. So bewahren wir ihn vor falschen Maßen sowie unnötigen Fehlkäufen.

Aufmaß mittels 3D-Technologie und CAD-Programmen

Mittels hochmoderner 3D-Technologie werden hierfür Scans der jeweiligen Raumsituation erfasst, welche die exakten Maße berechnen. Diese landen dann bei unseren CAD-Zeichnern, die auf Basis dessen 3D-Skizzen anfertigen. Mithilfe dieser können wir einen Raum auch fotorealistisch visualisieren und vereinfachen dadurch den Einkaufsprozess für den Kunden um ein Vielfaches. Denn er kann sich jetzt sein neues Möbel viel besser in seinen eigenen vier Wänden vorstellen.

Willigt er dann zu diesem Entwurf ein, können die digitalen Zeichnungen den Maschinen in unserer Manufaktur genau kommunizieren, wie was gebohrt oder gesägt werden soll. Mehr noch, während unsere Zeichner noch am Computer das Möbelstück anfertigen, sind im Hintergrund schon Programme aktiv, die automatisch die benötigten Bauteile aus der Datenbank zuordnen und entsprechend das passende Werkzeug und Schnittprogramm auswählen. Statt also aufwendig mit der Hand zu zeichnen, Bauteile manuell in Tabellen einzutragen und die Skizzen dann an die Fertigung zu übergeben, setzen wir lieber auf digitale und teilweise automatisierte Prozesse.

Tischlerei 2.0: Hybrid aus altem Handwerk und effizienter Technologie

Wir können uns deswegen auch Tischlerei 2.0 nennen, denn wir sind eine Art Hybrid: wir setzen auf das alte Handwerk, nutzen aber die moderne Technologie um so vor allem in der Fertigung an Effizienz und Tempo zu gewinnen. Das hilft uns als KMU auch ein wenig gegen die großen Konzerne – in puncto Mitnahmeprodukt – zu bestehen.

Denn mittlerweile hat es sich bekanntermaßen etabliert, dass jeder alles am liebsten sofort verfügbar haben möchte. Doch Gutes braucht eben seine Weile und muss erst noch produziert werden. Mit all diesen Prozessen haben mein Team und ich uns über Jahre beschäftigt und diese entsprechend beschleunigt und sind dadurch heute um einiges konkurrenzfähiger als noch vor ein paar Jahren.

Maschinen bauen Möbelstücke millimetergenau

Ist also nun der Zeichenprozess soweit abgeschlossen, geht es zur Fertigung in unsere "Smart Factory". Hier wissen eben nicht nur die Kollegen, sondern auch die Maschinen wie ein Möbelstück auf den Millimeter genau gebaut sein muss. Und schon können die Maschinen mit dem Sägen, Schleifen, Bohren und Ölen loslegen – alles Prozesse wie sie auch bei herkömmlichen Tischlern passieren, nur eben ein wenig schneller.

Die Verzahnung von Online- und Offlinewelt hat es uns also möglich gemacht, bisherige zeitaufwendige Prozesse wesentlich zu verschlanken und dadurch beispielsweise bessere Lieferzeiten anbieten zu können. Dass wir unseren Maschinenpark kontinuierlich optimieren, hat uns jüngst dazu verholfen, dass wir mit unserem neuen Service " Holzconnection plus" an den Start gehen konnten. Hierbei können wir unseren Kunden Möbel in 2-3 Wochen Fertigungszeit offerieren.

Maschinen ersetzen keine Fachkräfte!

Aber so schön es auch ist, in den letzten Jahren so sehr an Effizienz und Schnelligkeit gewonnen zu haben, ist mir und meinem Team am Ende des Tages auch wichtig, dass unser Handwerk nicht nur rein maschinell betrieben wird. Vielmehr sollen unsere Tischler durch die computergestützte Technik in ihrer täglichen Arbeit nachhaltig unterstützt werden.

Denn unser Fundament ist und bleibt das enorme Wissen sowie die Erfahrung unserer Fachleute. Wir nutzen also Potenziale und optimieren damit Prozesse. Und sparen dadurch deutlich an Zeit, Kosten und sogar Rohstoffmaterial. Ja, richtig gelesen, denn durch unsere digital gesteuerte Unterstützung können wir beim Zuschnitt beispielsweise auch Holzreste auf ein Minimum reduzieren.

Mensch und Maschine arbeiten "auf Augenhöhe" gemeinsam

Ich finde es ist an der Zeit die einstigen Vorurteile gegenüber Manufakturarbeit zur Seite zu schieben, denn die moderne Technologie hat unserer Meinung nach bewiesen, dass sie unterstützend und nicht belastend sein kann. In unseren Werkstätten geht jedes einzelne Teil trotz der Arbeit, die von Maschinen geleistet wird, nochmals durch die Hände unserer Tischler. Mensch und Maschine arbeiten hier also quasi „auf Augenhöhe“ effizient und gewinnbringend zusammen.

Ihr Denys Nagel, Geschäftsführer von Holzconnection ( E-Furniture Germany GmbH )  
  
Holzconnection fertigt seit 1984 Möbel nach Maß – mit dem traditionellen Know-how eines Tischlers sowie dem technologischen Anspruch eines Start-ups. Das Unternehmen setzt auf Qualität, handgefertigt und aus hochwertigen Holzmaterialien. Die Möbel entstehen gleichermaßen mit hochmodernen CNC-Maschinen und erfahrenen Handwerkerhänden. Digital optimierte Prozesse sorgen dafür, dass die Möbel-Unikate in sechs bis neun Wochen lieferbar sind.