Sicherheit statt Rendite

Geldanlage Der Kapitalmarkt kommt nach der Krise wieder in Schwung. Anleger sind trotz des positiven Trends immer noch verunsichert. Zu welchen Anlagestrategien Experten raten.

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    „Es gibt keine Anzeichenfür steigendeZinsen inden nächsten Monaten.“Dr. Patrick Steinpaß, Chefvolkswirt beim Deutschen Sparkassen- und Giroverband (DSGV).
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    Publikumfonds: Die drei am stärksten nachgefragten Fonds bei den Publikumfonds (sie stehen jedem Anleger offen) sowie der Fonds mit dem stärksten Mittelabfluss.

Sicherheit statt Rendite

Geht es um die Geldanlage, ist nach wie vor Sicherheit gefragt. Das bestätigt die Studie „Wealth Society Report 2010“ der HypoVereinsbank. Die Befragten gaben in der Umfrage an, dass sie das Finanzsystem verunsichere: zu global, zu komplex und damit außerhalb jeder Kontrolle. Die Konsequenz: Privatanleger suchen nach weniger riskanten Anlagen, die mehr Sicherheit und entsprechend weniger Rendite bringen.

Wie die passenden Anlagestrategien für risikobereite und vorsichtige Sparer aussehen, hat handwerk magazin recherchiert. Weil die Zinsen nach wie vor im Keller sind, raten Experten dazu, weiterhin im Kapitalmarkt zu investieren. Aktien, Rohstoffe und Investmentfonds haben in diesem Jahr unverhofft hohe Renditen abgeworfen. „Alles was mit der guten Konjunkturerholung zusammenhängt, wie zum Beispiel der Aktienmarkt, lief 2010 besser als erwartet“, sagt Patrick Steinpaß, Chefvolkswirt vom Deutschen Sparkassen- und Giroverband (DSGV).

Starke Nachfrage bei Mischfonds

Auch die Investmentbranche profitiert: Das verwaltete Anlagevermögen, etwa von Versicherungen und anderen institutionellen Anlegern sei auf einem neuen Höchststand, sagte Stefan Seip, Hauptgeschäftsführer vom Bundesverband Investment und Asset Management (BVI). Große Wertzuwächse gab es auch bei Mischfonds und Rentenfonds.

Rasant gestiegen sind vor allem Preise für Gold und andere Rohstoffe. Sie sind laut Chefvolkswirt Steinpaß trotzdem nichts für die breite Masse: „So schnell etwa der Goldpreis steigt, kann er auch wieder fallen.“ Marco Bargel, Chefvolkswirt von der Postbank, mahnt ebenfalls zur Vorsicht, vor allem wegen des derzeit viel zu hohen Preises: „Der Preis für das Edelmetall hat sich in den vergangenen drei Jahren mehr als verdoppelt.“ Laut den Analysten der Postbank ist ein Abwärtstrend bei den Goldpreisen wahrscheinlich.

Das Zinsniveau ist hingegen auf einem Rekordtief und DSGV-Chefvolkswirt Steinpaß hält es auch für sehr unwahrscheinlich, dass sich das in den nächsten Monaten ändern wird: „Es gibt keine Anzeichen für einen deutlichen Zinsanstieg, da auch die Inflationsrate mit 1,4 Prozent niedrig ist. Lediglich die kurzfristigen Zinsen sind in letzter Zeit etwas angestiegen.“ Auch die öffentlichen Banken rechnen bis Ende 2011 nicht mit wesentlichen Veränderungen in der Geldpolitik. Die unterschiedlichen Wachstumsraten in den EU-Ländern und das verhaltene Konsumklima in den USA halten laut dem Bundesverband der öffentlichen Banken (VÖB) den Preis- und Inflationsdruck weiter gering.

Steinpaß vermutet deshalb, dass viele Anleger auch weiterhin vergleichbar kurzfristig anlegen und auf Sicht fahren werden. Als Anlagestrategie rät der Chefvolkswirt, einen Teil seines Vermögens, je nach Wünschen und Risikobereitschaft, in spekulativere Anlagen anzulegen, um höhere Renditen zu erzielen, jedoch mit Augenmaß. „Wie viel Risiko jeder tragen will, muss aber jeder selbst entscheiden“, so DSGV-Chefvolkswirt Steinpaß.

Portfolio gegen Crash schützen

Ulrich Hocker, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), warnt indes davor, dass ein Crash immer wieder kommen kann. Anleger sollten sich deshalb gegen Verluste schützen. „Am besten geht das, wenn Anleger ihre Produkte sorgfältig auswählen, dabei auf Transparenz achten, Risiko streuen und keine überzogenen Renditeerwartungen zugrunde legen.“

Bei der Transparenz sehen die Vermögenden laut der HVB-Umfrage jedoch derzeit den größten Handlungsbedarf: Die befragten Anleger verteidigen einerseits einen freien Markt, wünschen sich andererseits aber mehr Regulierung und transparente Strukturen, auf die man sich verlassen kann; auch um wieder eine klare Orientierung zu gewinnen.

Zu hohen Erwartungen der Anleger an 2011 erteilt DSGV-Chefvolkswirt Steinpaß aber einen Dämpfer: „Der Aufschwung wird zwar weiter positiv, aber schwächer laufen.“

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