Schutz vor Kundenpleite

Kreditversicherung | Die Police ist das Sicherheitsnetz für den Handwerksbetrieb. Sie warnt den Unternehmer vor schlechter Kundenbonität und zahlt Forderungen bei Pleite der Auftraggeber.

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    Bertold Krieger verlässt sich bei der Auslieferung seiner Lichtsysteme auf die Prüfung seiner Kreditversicherung.
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    Auch nach der Finanzkrise bleibt das Risiko von Forderungsausfällen für Handwerks-betriebe hoch.

Schutz vor Kundenpleite

Zweimal hat Bertold Krieger im vorigen Jahr seine Lichtsysteme nur gegen Vorkasse geliefert. Der Grund: Sein Kreditversicherer, die Kölner Atradius, sprach eine ernste Warnung aus. Seine Kunden verfügten nicht mehr über die gewohnte gute Bonität. Krieger, der in March bei Freiburg mit seiner Firma „Licht-Konzept“ Standard-Leuchten und Lichtsysteme verkauft, war heilfroh, dass diese Aufträge trotzdem problemlos über die Bühne gingen. „Alleine schon für meinen ruhigen Schlaf lohnt sich der Service der Kreditversicherung“, meint der Beleuchtungsspezialist. Denn die Gesellschaft prüft nicht nur jeden neuen Kunden des Handwerksbetriebs auf Herz und Nieren. Im Ernstfall, sollte ein Kunde in den Konkurs gehen, ohne seine Rechnungen zu zahlen, wird die Versicherung aktiv und übernimmt in der Regel 90 Prozent der offenen Forderungen.

Existenzieller Risikoschutz

Kreditversicherungen sind für Handwerksbetriebe mit hohen Auftragsvolumen ein Sicherheitsnetz: Sie springen ein, wenn Kunden bestellte Waren oder Dienstleistungen nicht bezahlen können oder sich Zahlungen endlos hinziehen. Denn aufgrund der Wirtschaftskrise steigen die Insolvenzen und die Zahlungsausfälle. Die Police sichert die Existenz von Unternehmen ab. Der Risikoschutz ist nicht günstig, allerdings bieten die Gesellschaften auch sogenannte Mindestprämien für kleinere Unternehmen. Außerdem werben die Versicherungen aktuell verstärkt mit Zusatzdienstleistungen wie Forderungsmanagement und Inkasso für den Mittelstand.

Eine Kreditversicherung ist derzeit für Unternehmen sinnvoll, weil die Insolvenzgefahr auch nach der Finanzkrise noch hoch ist. Fast 39000 Firmen sind voraussichtlich 2010 in ihrer Existenz gefährdet und von einer Pleite bedroht, schätzt der Kreditversicherer Euler Hermes. Das wäre ein Anstieg von elf Prozent gegenüber dem vergangenen Jahr. Das dürfte manchen Unternehmer um seinen ruhigen Schlaf bringen. „Die alte Regel, den kenn ich doch, der ist solide, gilt in einer Wirtschaftskrise nicht mehr“, warnt Klaus Flück, Spezialmakler für die Kreditversicherungen von der Gesellschaft für Kreditversicherungsservice (GfK) aus Köln. Ohne ausreichenden Schutz bewegen sich Unternehmer in wirtschaftlich unsicheren Zeiten schnell in einer Gefahrenzone. „Gerade für den Mittelstand ist es wichtig, ein gutes Risikomanagement zu betreiben und sich dabei auf eine Versicherung mit Know-how zu verlassen“, sagt Marita Kraemer, als Vorstandsmitglied der Zurich Gruppe Deutschland zuständig für Kreditversicherungen.

Allerdings hat die Absicherung für Handwerksbetriebe ihren Preis: Die Prämie für eine Warenkreditversicherung richtet sich in der Regel nach dem Umsatz des letzten Geschäftsjahrs (siehe Checkliste Seite 66). Für Kleinunternehmen und Existenzgründer gibt es Mindestbeiträge. So verlangt beispielsweise Coface 1000 Euro pro Jahr und Atradius 1500 Euro. Wer höhere Umsätze erzielt, muss deutlich tiefer in die Tasche greifen. Die Absicherung eines Jahresumsatzes von einer Millionen Euro kostet bei Coface rund 3600 Euro. Wichtig: Der Kreditversicherer sollte beim Handwerker sowohl Gewerbekunden als auch private Verbraucher absichern. „Wir zahlen in gleicher Weise, egal, ob der Kunde ein Kaufmann oder ein Verbraucher ist. Es gibt keinen Unterschied“, betont Brigitte Römstedt von der R+V Versicherung aus Wiesbaden. Demgegenüber bedient zum Beispiel die Zurich Versicherung nur größere Mittelständler und springt grundsätzlich ein, wenn ein Gewerbekunde nicht mehr zahlen kann.

Selbstbeteiligung steigt

Insgesamt haben sich die Spielregeln mit Beginn der Finanz- und Wirtschaftskrise verändert. Auf der einen Seite sind Kreditabsicherungen für Unternehmen aufgrund des höheren Ausfallrisikos notwendig, auf der anderen Seite gibt es für die Lieferung an Risikokunden keinen ausreichenden Schutz mehr. Ein Beispiel:War bisher eine Selbstbeteiligung des Versicherungsnehmers von zehn oder 20 Prozent üblich, liegt sie heute bei hohen Risiken bei 40 und mehr Prozent. Für Unternehmen mit bestimmten Kunden wie Autohersteller oder Warenhäuser gab es zeitweise sogar nur noch stark eingeschränkte Kreditlinien für die versicherten Firmen. Denn die Assekuranzen können die Grenze, bis zu der sie ausgefallene Forderungen zahlen, auch während der Laufzeit eines Vertrages kappen oder einen Kunden regelrecht auf die Verbotsliste stellen, weil sie kein Vertrauen mehr in seine Bonität haben.

Wer als Handwerker für solche Risikokunden tätig wird, muss sich darüber im Klaren sein, dass es nun nur noch einen auf ein bestimmtes Limit abgesenkten oder gar keinen Schutz für seine neuen Forderungen gibt. Notfalls sollte er einen Auftrag nur dann annehmen, wenn der Kunde in Vorkasse geht. Allerdings können Handwerksbetriebe mit dieser Vorgehensweise ihre Kunden schnell verärgern. Besser ist, wenn der Unternehmer seinen Kunden jeweils nach Teilerledigung eine Rechnung stellt, um das erhöhte Ausfallrisiko zu begrenzen.

Mehr Alternativen für die Kunden

In der Regel springen die Kreditversicherer dann ein, wenn ein gerichtliches Insolvenzverfahren eröffnet wird und der Kunde seine offenen Rechnungen nicht mehr bezahlen kann. Allerdings hilft der Schutz vor Forderungsausfall auch, wenn der Schuldner nicht pleite ist. Die sogenannte Nichtzahlung ist neben der Insolvenz der zweite mögliche Versicherungsfall. Kreditversicherer müssen spätestens 150 Tage, also fünf Monate nach Fälligkeit der Rechnung, einspringen und die offenen Forderungen übernehmen.

Die Zeiten, in denen sich die Kreditversicherungen nur auf Großunternehmen konzentriert haben, sind vorbei. Aktuell umwerben die Gesellschaften verstärkt kleinere und mittlere Unternehmen mit speziellen Finanzdienstleistungen. So hat zum Beispiel gerade Coface ein neues Factoringmodell für das Baunebengewerbe, wie Dachdecker oder Maler, auf den Markt gebracht. Das Angebot umfasst die Überwachung von Zahlungseingängen und Zahlungen, das Mahnwesen sowie die außergerichtliche und gerichtliche Eintreibung für den Kunden.

Auch die Rechtsschutzversicherer drängen verstärkt in den klassischen Markt der Kreditversicherer und versuchen, mit neuen Services Kunden an sich zu binden. Die Arag und Roland stellten kürzlich neue Angebote für das Forderungsmanagement vor. Die Neue Rechtsschutz-Versicherungsgesellschaft (NRV) wirbt dagegen mit einem beitragsfreien Inkassoservice. Das Angebot erstreckt sich über die außergerichtliche Einigung bis hin zum gerichtlichen Mahnbescheid. „Offene Forderungen werden so lange verfolgt, bis der Kunde erfolgreich ist oder einen Titel in den Händen hält“, erläutert NRV-Mitarbeiterin Ines Stolle.

cornelia.hefer@handwerk-magazin.de

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