Schreib- und Leseschwäche: „Jeden Berufsschultest vorlegen lassen“

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Trotz Haupt- oder Realschulabschluss ihrer Auszubildenden klagen viele Unternehmer über große Schwächen im Schreiben und Rechnen. Klaus Engelhardt, Ausbildungsberater bei der Handwerkskammer Dortmund, rät, die Auszubildenden mit eigenen Weiterbildungen zu unterstützen.

Klaus Engelhardt, ­Ausbildungsberater bei der Handwerkskammer in Dortmund. - © Engelhardt

handwerk magazin: Was sollten Unternehmer tun, die eine Schreib- oder Leseschwäche bei einem Auszubildenden feststellen?

Klaus Engelhardt: Ich empfehle den sofortigen Kontakt mit den Lehrern der Berufsschule. Wenn diese ebenfalls von solchen Schwächen berichten, sollten beide Seiten klären, worauf diese zurückzuführen sind und wie sie abgestellt werden können. Wichtig ist zudem das Gespräch mit dem Azubi. Der Ausbildungsbetrieb muss darauf bestehen, dass dieser jeden schriftlichen Test vorlegt. Dann wird schnell sichtbar, ob es Fortschritte gibt oder nicht.

Ist ein solches Engagement im Handwerk üblich?

Leider nein, die Arbeitgeber fallen oft aus allen Wolken, wenn im Berufsschulzeugnis lauter schlechte Noten stehen. Der Betrieb muss dem Azubi seine Unterstützung anbieten. Wenn er im Team gut integriert ist, helfen ihm Ausbilder und andere Mitarbeiter beim Kopfrechnen, Formulieren fürs Berichtsheft und anderen Aufgaben.

Können die das im Alltag überhaupt leisten?

Im Zweifelsfall ja, weil diese besser auf den Jugendlichen mit seinen individuellen Schwächen wie Nervosität oder Unkonzentriertheit eingehen können als ein Berufsschullehrer.

Was tun, wenn auch dies nicht weiterhilft?
Dann führt an ausbildungsbegleitenden Hilfen der Arbeitsagenturen kein Weg vorbei. Der Azubi muss diese nach Feierabend oder am Wochenende nutzen. Möglichst gleich im ersten Jahr, weil sonst später wichtige Grundlagen fehlen.

Waren die Auszubildenden früher besser?

Das kann ich so nicht bestätigen, die Probleme wurden allerdings nicht so öffentlich diskutiert.