Schneller Friede

Mediation | Ob Streit mit Beschäftigten oder bei der Nachfolge – in vielen Fällen hilft nur die Kombipackung aus Recht, Kompromiss und Psychologie. Wie Betriebe davon profitieren.

Bei Immobilienstreitigkeiten ist der Mediationsbedarf am größten. - © handwerk magazin

Schneller Friede

Der Fall war klassisch. Ein familiärer Handwerksbetrieb in Norddeutschland sollte an den Neffen der wichtigsten Gesellschafterin übergeben werden. Doch die Tante sträubte sich bis zu- letzt – ohne stichhaltige Argumente. Bis die Situation so festgefahren war, dass der Neffe das Wort Mediation ins Spiel brachte, also die Vermittlung durch einen Experten. In der dritten Gesprächsrunde erkannten die Beteiligten mit Hilfe des Mediators das Problem: Der Neffe hatte Jahre vor der Übergabe die Tante nicht zu einem wichtigen Familienfest eingeladen. Das war der Grund ihrer ablehnenden Haltung. Jetzt glätteten sich die Wogen, der Junior durfte den Betrieb fortführen.

In eine solche Situation geraten viele Handwerksunternehmer. Außer bei der Nachfolge, gibt es in den Betrieben etwa auch Streit mit wichtigen Geschäftspartnern oder zwischen Chef und Mitarbeiter. „Immer dann, wenn der Rechtsstreit erkennbar nicht zum guten und schnellen Ergebnis führt und wenn die Beteiligten nach der Konfliktlösung noch zusammenarbeiten wollen, kann die Mediation helfen“, weiß Uwe Kappmeyer, Rechtsanwalt und Wirtschaftsmediator aus der Kanzlei Mahne & Germann in Hannover.

IHK vermittelt Mediatoren

Außer seine Zunft mit über 650 Mitgliedern in der Arbeitsgemeinschaft (Arge) Mediation des Deutschen Anwaltvereins, bieten auch viele Nichtjuristen Mediation an. Die Industrie- und Handelskammer hat Kurse dafür in ihrem Programm, vermittelt Mediatoren und nimmt Prüfungen ab. Gleichwohl ist die Tätigkeit des Mediators bis jetzt nicht richtig definiert. Das soll sich ab 2011 mit dem Mediationsgesetz ändern. Deutschland setzt damit die EU-Mediationsrichtlinie um.

„Besonders wichtig ist es, dass das Mediationsgesetz eine allgemeine Verschwiegenheitspflicht einführt“, sagt Angelika Rüstow, Geschäftsführerin des Deutschen Anwaltvereins. Zudem hat der Mediator künftig wie Rechtsanwälte gegenüber Behörden und Gerichten ein Zeugnisverweigerungsrecht. „Das fördert offene Gespräche zwischen den Beteiligten“, so Rüstow. Sie sieht diesen Vorteil aber auch beim Rechtsanwalt, der nicht Mediator ist: „In 70 Prozent der Fälle gelingt auch dort eine außergerichtliche Lösung“.

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„Ohne die vertrauliche Atmosphäre geht es auch nicht“, bestätigt Dorothea Kraß im bayerischen Rennertshofen. Die IHK-geprüfte Wirtschaftsmediatorin und frühere Betriebsratsvorsitzende eines Familienunternehmens in München hat mit ihrem Service klugstreiten.de schon in einigen Firmen vermittelt. Sie empfiehlt diese Methode der Konfliktlösung bei allen festgefahrenen Problemen. Zumindest sollten Handwerksunternehmer dann Kontakt zu einem Wirtschaftsmediator aufnehmen, meint die Expertin. „Jeder seriöse Mediator wird ein kostenloses erstes Gespräch vorschlagen – dann kann sich der Betrieb entscheiden, ob er diesen Weg gehen will.“

harald.klein@handwerk-magazin.de

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