Regionale Förderprogramme Saarland: Fördermittel für Handwerker

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Finanzierung mit Regionalmitteln und Fördermittel

Das Saarland leidet am Einwohnerschwund – 12.000 Handwerksbetriebe leiden mit. Sie haben 400 unbesetzte Stellen und 20.000 freie Ausbildungsplätze. Wirtschaftsministerium und Landesförderbank steuern mit Fördermitteln gegen.

Saarschleife - Schönheit im Saarland
Die Saarschleifen sind Touristenmagnet und Naherholungsgebiet für alle Saarländer. - © moserwork-stock.adobe.com

Das Saarland wartet gleich mit zwei Extremen auf: Es ist sonnig wie keine andere Region in Deutschland. Und es ist so klein wie kein anderes Flächenland in der Republik. Keinen Unterschied zu ­anderen Bundesländern gibt es allerdings bei den Herausforderungen, denen sich das saarländische Handwerk stellen muss: Dem Fachkräftemangel, dem Trend zu Digitalisierung, höheren Schulabschlüssen und Abwanderung, sowie einer geringen Geburtenrate. Alles ­zusammen sorgt für einen Strukturwandel sowie für einen angespannten Arbeitsmarkt, auch im Handwerk. Mit diversen Förderprogrammen unterstützen die Saarländische Investitionskreditbank (SIKB ) und das Wirtschaftsministerium Handwerksunternehmer dabei, sich etwas Eigenes aufzubauen oder etwas Bestehendes zu bewahren.

Dass die Saarländer einen Strukturwandel überstehen können, haben sie bereits bewiesen. Bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts prägten Bergbau und Stahlindustrie die wirtschaftliche Entwicklung. Dann gelang der Wechsel zur Automobilindustrie, mit der Ansiedelung von Ford und Zuliefererbetrieben. Und heute sind es IT und Digitalisierung, die die Wirtschaft des Landes prägen.

Förderprogramme von Land und Wirtschaftsministerium

Seit fünf Jahren wirbt das Land mit einer Imagekampagne unter dem Motto „ Großes entsteht immer im Kleinen“ für sich als Lebens- und Wirtschaftsstandort. Speziell für das Handwerk wurde die Motivationskampagne ‚Perspektive Handwerk‘ ins Leben gerufen. Sie soll der Bevölkerung die Bedeutung des Handwerks bewusster machen und für eine Ausbildung in den rund 130 verschiedenen handwerklichen Ausbildungsberufen werben.

Während die Saarländische Investitionskreditbank vor allem mit Krediten und Zuschüssen unterstützt, fördert das Wirtschaftsministerium überwiegend die Beratung von Handwerksbetrieben. Dabei deckt sie alle Bereiche ab, die Unternehmer und solche, die es werden wollen, benötigen: Gründungsberatung, Mitarbeiterfindung und ihre Qualifizierung, Digitalisierung und das Erschließen neuer Märkte. „Wir haben im vergangenen Jahr im Rahmen der Gründungs- und Wachstumsfinanzierung rund 93 Millionen Euro an zinsverbilligtem Kreditvolumen bereitgestellt, um die hiesige Wirtschaft bei ihren Investitionsvorhaben und ihrem Betriebsmittelbedarf zu unterstützen“, sagt Doris Woll, Vorstandsvorsitzende der Bank. „Wichtig ist“, ergänzt sie, „dass Handwerksunternehmer die Beratung ihrer Hausbank in Anspruch nehmen, bevor sie einen Antrag zur Förderung ausfüllen.“ Denn häufig können Programme kombiniert werden, oder es gibt zusätzliche Angebote, die hilfreich sein könnten. So gibt es für Gründer beispielsweise Informationstage, die Wissenswertes und Ansprechpartner rund um die Gründung vermitteln. Das dazugehörige Förderprogramm heißt ‚Startkapital‘ und besteht aus einem deutlich zinsverbilligten Kredit, dessen Zinszahlung die SIKB für zwei Jahre übernimmt – drei Jahre sind es bei Antragstellern, die über einen Meistertitel verfügen. Üblicherweise werden die Fördermittel über die Hausbank beantragt – das Startkapital gibt es jedoch direkt bei der SIKB.

Digitalisierung ist Erfolgsfaktor – und wird gefördert

Neu und stark nachgefragt ist das Programm ‚DigitalStarter‘. Es soll neben der effizienteren Gestaltung von Produktions-prozessen auch neue Produkte, Dienstleistungen oder innovative Geschäftsmodelle in den Betrieben finanziell fördern. Deshalb unterstützt das Land mit einem Zuschuss von bis zu 10.000 Euro. Das Mindestinvestitionsvolumen je Projekt liegt bei 5.000 Euro, kleinere Unternehmen erhalten bis zu 35 Prozent der zuwendungsfähigen Ausgaben erstattet, mittlere Unternehmen bis zu 20 Prozent.

Wer sich informiert, bekommt die bessere Finanzierung

Wichtig: Beginnen Sie mit Ihrem Vorhaben erst dann, wenn Ihr Antragseingang bestätigt wurde. Sie riskieren andernfalls, die Förderfähigkeit zu verlieren. Grundsätzlich sollten Sie bei Ihrer Hausbank oder bei der SIKB nachfragen, welche Regelung für Ihr gewähltes Programm gilt. Wer sich an seine Hausbank wendet, steht allerdings gelegentlich vor einem Problem: Der Bankberater rät von einer Finanzierung mit Fördermitteln ab und empfiehlt hauseigene Produkte. Besteht der Handwerker nicht auf einer Prüfung der Vorteilhaftigkeit der staatlichen Mittel, kommt er vielleicht nicht an die optimale Finanzierung für sein Vorhaben .

Zwei Wege führen aus dem Dilemma von Bindung an die Hausbank und fehlender Unterstützung durch den Berater: Verschaffen Sie sich einen Überblick über die für Sie infrage kommenden Förderprogramme. Dabei helfen die Homepage der SIKB und des Wirtschaftsministeriums (saarland.de/92351.htm), die Handwerkskammer (hwk-saarland.de) und Fachmagazine. Aber auch die Internetseiten saaris.de, foerdermittel.biz, zuschuesse.de, die Finanzierungsplattform compeon.de sowie freie Fördermittelberater helfen
Achtung: Wer sich an Fördermittelberater wendet, muss mit Kosten rechnen. Zwar erfolgt der erste Fördermittelcheck meist online und kostenfrei. Doch für die Beratung wird ein Honorar fällig – als Pauschale, Jahresgebühr oder individuell vereinbarte Summe. Tipp: Seriöse Anbieter lassen Sie vor der Beratung ganz genau wissen, welche Ausgaben auf Sie zukommen. Berater, die dieses nicht leisten, sollten Sie meiden.

Die für Handwerker relevanten Fördermittel der SIKB finden Sie als Übersicht im Download-Bereich.

Förderübersicht: Wie das Wirtschaftsministerium hilft

Das saarländische Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Verkehr bietet eine Vielzahl von Förderinstrumenten – meist sind es Zuschüsse zu Beratungsleistungen. Dabei stehen die Themen Innovation, Mitarbeiter und Umwelt im Fokus.

1. Beratungsprogramm Saarland
Es richtet sich an Existenzgründer und Übernehmer. Gezahlt wird ein Beratungszuschuss von 75 Prozent bei einem maximal geförderten Tageshonorar von 800 Euro. Gründungen oder Übernahmen von Frauen werden mit 80 Prozent gefördert. Förderfähig sind bis zu zehn Beratungstage vor der Gründung oder Übernahme und innerhalb von 24 Monaten danach. Mehr bei saaris.de

2. Innovation und Technologie
Der Know-how-Transfer im Handwerk soll gestärkt werden. Gefördert werden die Leistungen von insgesamt sieben Betriebsberatungsstellen und zwei Beauftragten für Innovation und Technologie (BIT) in der Handwerkskammer. Diese Angebote sind für die Betriebe kostenfrei. Ziel der Beratung ist es, die Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit der Handwerker in einer komplexer werdenden Arbeitswelt zu stärken. hwk-saarland.de

3. Umweltberatung
Handwerksbetriebe sollen sich neue Märkte erschließen und sich ökologisch weiterentwickeln. Die Kosten für die Umweltberatung des Saar-Lor-Lux-Umweltzentrums für KMU werden übernommen. Im Beratungsfokus stehen die Erfüllung gesetzlicher Verpflichtungen im Umweltbereich, Hilfe bei Antragstellung, Genehmigungsverfahren und Moderation der Kommunikation mit Behörden. Saar-lor-lux-umweltzentrum.de

4. Neue Märkte
Damit Handwerksbetriebe neue Absatzmöglichkeiten für Produkte und Dienstleistungen finden, übernimmt das Amt die Kosten für die Messeberatung der Handwerkskammer. Ziel ist es, die außenwirtschaftlichen Aktivitäten optimal aufzustellen. Hwk-saarland.de

5. Neue Mitarbeiter
Die Fachkräftesicherung und betriebliche Weiterbildung fördert das Saarland zusammen mit der Europäischen Union mit folgenden Programmen.
  • Kompetenz durch Weiterbildung (KdW)
    KMU erhalten für die Teilnahme ihrer Beschäftigten an Weiterbildungsseminaren einen Zuschuss in Höhe von 50 Prozent der Seminarkosten (maximal 2.000 Euro). saarland.de/136312.htm
  • Weiterbildungsberatung (WBB)
    Um den Weiterbildungsbedarf in einem Unternehmen zu ermitteln, können KMU eine kostenfreie Beratung nutzen. Die Berater erstellen mit dem Handwerker eine Weiterbildungsbedarfsanalyse. Auf dieser Grundlage werden die Weiterbildungskonzepte erstellt. Die Betriebe erhalten auch Unterstützung bei der Umsetzung der Weiterbildungsmaßnahmen und Informationen über mögliche Fördermittel. saarland.de/136312.htm
  • Demografie Netzwerk Saar (DNS)
    Ziel ist es, demografiebezogene Personalprobleme zu lösen. Vermittelt werden Workshops zu Weiterbildungsplanung und Personalgewinnungsstrategien. Unternehmensanalysen zur Arbeitgeberattraktivität werden durchgeführt. Zudem gibt es Informationsveranstaltungen zur Personalführung und -entwicklung. Alle Angebote sind kostenfrei. demografie-netzwerk-saar.de
6. Ausbildung jetzt (Abj)
Wer förderungsbedürftigen Jugendlichen eine Berufsausbildung gibt, wird seinerseits gefördert. Die Maßnahmen reichen von individueller sozialpädagogischer Begleitung bis zum berufsbezogenen Stützunterricht. Ein weiteres Unterstützungsmodul vermittelt Flüchtlinge in Praktika und Ausbildungen. Landesweit unterstützen acht Bildungsträger die jungen Menschen sowohl beim Übergang in die Ausbildung als auch während der Ausbildung. abj.zbb-saar.de

7. „DigitalStarter Saarland“
Die digitale Aufrüstung der Unternehmen soll gefördert werden. Wer in Informations- und Kommunikationstechnologie investiert und so Produkte, Prozesse und Dienstleistungen modernisiert oder neu einführt, kann bis zu 10.000 Euro Förderung erhalten. Kleine Unternehmen mit weniger als 50 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von weniger als 10 Mio. Euro erhalten bei zuwendungsfähigen Ausgaben von mindestens 5.000 Euro einen Zuschuss von 35 Prozent. Für mittlere Unternehmen mit maximal 250 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von weniger als 50 Mio. Euro gilt ein Fördersatz von 20 Prozent. digitalstarter.saarland

8. Aufstiegsbonus
Für bestandene Meister- und Fortbildungsprüfungen gewährt das Ministerium einen Bonus von 1.000 Euro. Die Prüfung muss vor der Handwerkskammer abgelegt und der Abschluss dem DQR-Niveau 6 oder 7 zugeordnet worden sein. Anträge gibt es bei der Handwerkskammer oder der privaten Fachschule für Technik im Saarland. Antragstellung innerhalb von drei Monaten nach Feststellung des Prüfungsergebnisses.