Soziales Engagement Roland Ketterer gewinnt den ­Goldenen Bulli

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Goldener Bulli

Volkswagen Nutzfahrzeuge hat gemeinsam mit Handwerksmedien die Auszeichnung „Der Goldene Bulli“ verliehen. Den Preis für herausragendes gesellschaftliches Engagement im Handwerk erhielt der Sanitärbetrieb Roland Ketterer aus Donaueschingen.

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    © Henning Scheffen
    Roland Ketterer, Handwerksunternehmer und Entwicklungshelfer in Afrika: »Wir helfen Menschen, ­denen elementare Dinge zum Leben fehlen.«
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    Die Jury (von links): Thomas Zwiebler, Betriebsratsvorsitzender bei Volkswagen Nutzfahrzeuge, Steffen Range, Chefredakteur der Deutschen Handwerks Zeitung, Eva Brenner, Fernsehmoderatorin, Stefan Buhren, Redaktion Deutsches Handwerksblatt, Olaf Deininger, Chefredakteur von handwerk magazin, Hans Peter Wollseifer, Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks, Dr. Eckhard Scholz, Vorstandsvorsitzender der Marke Volkswagen Nutzfahrzeuge, Lutz Odewald, Redaktion Norddeutsches Handwerk.
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    © Ketterer
    Viel Anerkennung bekam Handwerker Roland Ketterer für das Projekt Bau einer Gewerbeschule in Tansania (Foto oben). handwerk-magazin-Chefredakteur Olaf Deininger stellte das Projekt in seiner Laudatio vor (Foto rechts Mitte). Ein festliches Menü mit Showeinlage und Sänger Juliano Rossi gaben den passenden Rahmen für die Preisverleihung.

Es war ein rauschendes Fest, in Szene gesetzt mit viel Glanz von Volkswagen Nutzfahrzeuge im Volkswagen Group Forum in Berlin vor 150 Gästen. Doch im Mittelpunkt stand die Würdigung für ein Projekt in einer Region, in der Menschen in großer Armut leben.

Auf 7.000 Quadratmetern Grundfläche entsteht derzeit im Ort Chala in Tansania ein Berufsbildungs- und Trainings­center für Wasserversorgung und Solar. Damit will die Roland Ketterer GmbH dazu beitragen, dass auch entlegene Gemeinden in Tansania Trinkwasser und Strom erhalten. Auf dem Campus sollen später im zweijährigen Turnus rund 100 Schülerinnen und Schüler leben und eine entsprechende Ausbildung bekommen. Durch den Anteil von mindestens 40 Prozent Schülerinnen an der Initiative wird auch der Einfluss von Frauen in der tansanischen Gesellschaft gestärkt. Zudem will die Firma Ketterer mit dem Projekt auch den Aufbau des Mittelstandes in Tansania unterstützen. Als Anerkennung für diesen herausragenden Einsatz erhielt das Unternehmen (zwölf Mitarbeiter) einen neuen VW-Transporter T6. Der Wettbewerb „Der Goldene Bulli 2016“ ist eine Gemeinschaftsaktion von Volkswagen Nutzfahrzeuge, handwerk magazin, Deutsche Handwerks Zeitung, Deutsches Handwerksblatt und Norddeutsches Handwerk.

Stellvertreter für Tausende

Gas- und Wasserinstallationsmeister Roland Ketterer, der gemeinsam mit Ehefrau Birgitte seit über 30 Jahren den Betrieb in Pfohren führt, freute sich riesig über die Auszeichnung. „Meine Firma steht stellvertretend für Tausende von Handwerksbetrieben, die sich gesellschaftlich engagieren. Speziell mit unserem Projekt können wir Menschen helfen, die in großer Not und Armut leben, denen elementare Dinge zum Leben fehlen – wie zum Beispiel sauberes Wasser oder Stromversorgung“, sagte er bei der Preisverleihung.

Dr. Eckhard Scholz, Vorsitzender des Markenvorstands Volkswagen Nutzfahrzeuge, erklärte: „Mit der Preisverleihung wollen wir zusammen mit den Kooperationspartnern den außerordentlichen, gesellschaftlichen Einsatz derer würdigen, die üblicherweise nicht im Rampenlicht stehen: die vielen Handwerksbetriebe mit ihren Mitarbeitern, die da anpacken, wo unbürokratisch und kostenlos Hilfe benötigt wird – und zwar über Grenzen hinweg.“ Es sei wichtig, die vielen freiwilligen Projekte von kleinen und mittelständischen Betrieben zum Wohle Bedürftiger stärker ins Bewusstsein zu rücken und zu fördern. Und weil zum Handwerk auch Mobilität gehöre, „übergibt Volkswagen Nutzfahrzeuge dem Preisträger einen neuen Transporter“.

Hans Peter Wollseifer, als Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks Gast bei der Preisverleihung, lobte das Handwerk als eine Wirtschaftsgruppe, „in der in besonderer Weise gesellschaftliche Verantwortung gelebt wird“. Die Betriebe hätten ein feines Gespür dafür, an welchen Stellen sie neben ihrer wirtschaftlichen Tätigkeit auch die Gesellschaft voranbringen könnten.
Olaf Deininger, Chefredakteur von handwerk magazin, zeigte in seiner Laudatio auf Roland Ketterer die Verbindung zur aktuellen Flüchtlingskrise: „Wir leben in einer Zeit, in der jedes Problem auf diesem Globus früher oder später bei uns ankommt.“ Deswegen müssten wir beginnen, die Probleme dieser Welt dort zu lösen, wo sie entstehen. Roland Ketterer und sein Afrika-Projekt sei dafür ein Paradebeispiel.

Kleine leisten Großes

Wie Ketterer sein soziales Engagement anpackt, zeigt, dass auch kleine Handwerksbetriebe Großes leisten können. Begonnen hatte alles vor 15 Jahren aus einem Impuls heraus, während eines Gesprächs mit einem Pater, der sich in Afrika engagierte. Im Jahr 2010 hat Roland Ketterer in Chala einen 60 Meter tiefen Trinkwasserbrunnen gebaut, der mit einer Pumpe arbeitet, die von neun Solarpaneelen angetrieben wird. Damit die Menschen in Chala diese Anlage selbst warten können, baut er jetzt die Gewerbeschule für die Bereiche Solarstrom und Wasser. Ende 2018 soll sie in Betrieb gehen. Pensionierte deutsche Gewerbeschullehrer hat er bereits gefunden.

Beim Goldenen Bulli gab es nur einen Preisträger, aber alle eingereichten Bewerbungen waren auszeichnungswürdig und zeigten, wie vielfältig das soziale Engagement im Handwerk ist.

Zum Beispiel die Bäckerei Nußbaumer aus Waldbronn, die zu den Nominierten zählte. Bäckermeister Richard Nußbaumer unterstützt in einem Dorf in Südindien eine Internatsschule für bis zu 350 Vollwaisen und Kinder aus ärmsten Familien. Eindrucksvoll nutzt er sein Wissen und seine Fähigkeiten als Bäckermeister, um den Menschen in Südindien Hilfe zur Selbsthilfe anzubieten. Es ist nunmehr fast zehn Jahre her, dass in dem Dorf eine Containerbäckerei ihren Dienst aufnahm.
Techniker aus Deutschland brachten die Öfen ans Laufen. Einer von Nußbaumers Meistern zeigte den angelernten Handwerkern aus Indien, wie sie eine Backstube wirtschaftlich betreiben. Inzwischen versorgt die Bäckerei Schulen, Hotels und Krankenhäuser in der Umgebung mit Backwaren – und trägt sich fast selbst. Kürzlich wurde sogar eine größere gemauerte Backstube errichtet.

Ein weiteres Beispiel: „SPRINT – Sprach- und Integrationsprojekt für jugendliche Flüchtlinge“ der Malerei Temps aus Neustadt am Rübenberge. Hier geht es darum, jugendlichen Flüchtlingen den Zugang zur deutschen Gesellschaft zu vermitteln, vor allem durch den Abbau von Sprachbarrieren und das Vertrautmachen mit der Berufs- und Arbeitswelt. Sechs Mitarbeiter und der Chef sind aktiv, wenn es um die Arbeit mit den Jugendlichen geht. Das Projekt zeichnet sich durch seine Nachhaltigkeit, das Engagement des Handwerksbetriebes und seiner Mitarbeiter und natürlich auch die finanziellen und vor allem zeitlichen Mittel aus, die Ulrich Temps hier einbringt.

Natürlich soll ein solcher Wettbewerb auch zum Nachmachen animieren. Und weil dafür ein Preis immer auch ein Anreiz ist, wird sich handwerk magazin dafür einsetzen, auch in diesem Jahr wieder das soziale Engagement von Handwerksbetrieben auszuzeichnen. Wir informieren Sie rechtzeitig!